HERSBRUCK – Das Krankenhaus Hersbruck schließt jetzt noch früher als gedacht: Bereits am 31. Mai ist es aus mit der stationären medizinischen Versorgung vor Ort. Das teilte die Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH bei einer Pressekonferenz mit.
Alle fünf Belegärzte des Hersbrucker Krankenhaus hatten vergangene Woche bei der Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH gekündigt. Zum einen sei durch die Reduzierung der Bettenzahl von einst 60 auf nurmehr 30 die finanzielle Belastung für sie gestiegen. Zum anderen sahen sich die Belegärzte durch den Mangel an qualifizierten Assistenzärzten sowie an pflegerischem Personal zur Kündigung gezwungen, so deren Sprecher Dr. Hans Kolb. „Dieser Schritt ist uns nicht leichtgefallen“, erklärte er sichtlich bewegt. Doch er sei letztendlich unausweichlich gewesen.
Geschwätz von gestern?
Hätte personelle Unterstützung aus dem Laufer Krankenhaus oder gar vom Nürnberger Klinikum kommen müssen? „Ich kann einem Arzt nicht sagen, er muss nach Hersbruck“, betonte Professor Günter Niklewski, Vorstand Medizin und Entwicklung am Klinikum Nürnberg. Und Dr. Thomas Grüneberg, Geschäftsführer der Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH, meinte: „Wir schaffen es kaum, den eigenen Dienstplan aufrechtzuerhalten.“
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Natürlich versuche die Geschäftsleitung hier gegenzusteuern. Rund 35 000 Euro hätte die Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH allein seit 2018 für Stellenanzeigen und Werbemaßnahmen ausgegeben. Trotz des Fachkräftemangels aber investierte die GmbH noch Anfang des Jahres rund 50 000 Euro in Umbaumaßnahmen in Hersbruck. Angedacht war, die Bettenzahl wieder zu erhöhen – um insgesamt 14. „Wir sind hier in Vorleistung gegangen“, erklärte Grüneberg. Sie hätten bis zuletzt gehofft, neues Personal zu finden. „Wir schmeißen doch kein Geld zum Fenster raus“, betonte Dr. Andreas Becke, ebenfalls Geschäftsführer der Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH und Vorstand Infrastruktur und Finanzen im Klinikum Nürnberg.
Schneller Umbau
Fakt jedenfalls ist: Am 31. Mai wird der stationäre Betrieb im Hersbrucker Krankenhaus eingestellt. Das stellt die Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH nun vor große, vor allem aber eilige Aufgaben. In Absprache mit dem Gesundheitsministerium will Grüneberg versuchen, in Lauf die geplanten Maßnahmen im Bauabschnitt 5 vorzuziehen, um möglichst schnell Platz für die Betten aus Hersbruck zu schaffen. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung sei sichergestellt, so Grüneberg.
Den rund 50 Angestellten, die derzeit im Hersbrucker Krankenhaus beschäftigt sind, habe die Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH ein Übernahmeangebot gemacht. Die chirurgisch-orthopädische Gemeinschaftspraxis Dr. Werner Kronenberg und Dr. Johannes Seitz, die ärztliche Bereitschaftspraxis der Hersbrucker Ärztegenossenschaft sowie die private IPK Intensivpflegeklinik seien von der Schließung des Hersbrucker Krankenhauses nicht betroffen und bleiben weiterhin im Gebäude, so Grüneberg.
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Ministerium sagt Nein
Was in Zukunft aber mit dem Haus in Hersbruck geschieht, ist noch unklar. Das Klinikum Nürnberg hätte sich durchaus um Nachfolgelösungen bemüht, so Professor Niklewski. Ein Institut für Allgemeinmedizin, eine psychiatrische Tagesklinik mit Institutsambulanz, eventuell in Kooperation mit dem Bezirk Mittelfranken – sämtliche Ideen seien jedoch vom bayerischen Gesundheitsministerium abgelehnt worden.
Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg zeigte sich mehr als verwundert über die abschlägigen Bescheide seitens des Ministeriums. „Das habe ich heute zum ersten Mal gehört“, sagte er im Gespräch mit der HZ. „Das Klinikum kommuniziert einfach nicht mit uns vor Ort“, sagte er verärgert. Zusammen mit Landrat Armin Kroder und dem Landtagsabgeordneten Norbert Dünkel bemühe er sich seit langem Auswege aus der Misere zu finden. Beim Klinikum Nürnberg aber vermisse er den Willen, ernsthafte Gespräche und wenn nötig auch einmal kreative Lösungen zu finden.
Lichtblick in Sicht?
Einziger Hoffnungsschimmer, den Professor Niklewski am Ende der Pressekonferenz für Hersbruck durchblicken ließ: Das Klinikum sei in Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium, ob nicht an einem anderen Standort hier eine Tagesklinik für chronisch Kranke entstehen könnte. Dann aber in enger personeller Bindung an das Krankenhaus Lauf, quasi als eine Art Außenstelle. Da wäre es auch denkbar, sich in das derzeit von der Stadt Hersbruck angedachte Ärztehaus im Posthof einzumieten. „Aber das ist ein ganz zartes Pflänzchen“, betonte Günter Niklewski.