Zusätzliche Fahrten sind im neuen Schuljahr nicht geplant

Abstand ist im Schulbus zweitrangig

Dichtes Gedränge vor den Bussen wie in diesem Archivfoto soll es nun nicht mehr geben. | Foto: PZ-Archiv2020/08/gedrange-vor-dem-bus.jpg

NÜRNBERGER LAND — Keine zwei Wochen sind es bis zum Schulbeginn in Bayern am Dienstag, 8. September. Für Kinder und Jugendliche stellt sich damit nicht nur die Frage nach dem neuen Schulalltag, sondern auch nach den Bedingungen für den Schulweg.

Proppenvolle Busse in Corona-Zeiten? Was nach keiner guten Idee klingt, ist rechtlich in Ordnung, solange alle eine Maske tragen. Das bestätigt Rolf List, der Pressesprecher des Landratsamts Nürnberger Land auf Nachfrage der Pegnitz-Zeitung. Er verweist auf Bestimmungen des Kultusministeriums, des Gesundheitsministeriums und des Verkehrsministeriums. Es gebe keine eigenen Hygienevorschriften des Landkreises zur Schülerbeförderung. Und es seien auch keine geplant, so List. 

Die bayernweiten Regeln sehen vor, dass im Bus eine Maskenpflicht gilt und ein Abstand von eineinhalb Metern eingehalten werden soll, wo es möglich ist. 

Es geht auch ums Geld

Letzteres wird in vollen Schulbussen aber gerade nicht möglich sein, räumt das Landratsamt ein. Schließlich sei die Schülerbeförderung aus finanziellen Gründen darauf ausgerichtet, dass die eingesetzten Verkehrsmittel ausgelastet würden, wie Uwe Scharrer, der bei der Behörde für den Öffentlichen Nahverkehr zuständig ist, betont. „Wir müssen wirtschaftlich handeln, wir gehen hier mit Steuergeldern um“, ergänzt Rolf List.

Zupass kommt der Behörde ein Satz, der laut List in einem Schreiben des Kultusministeriums vom vergangenen Dienstag steht: „Die bestehende Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ermöglicht ein Absehen vom zwingenden Einhalten der Mindestabstandsregelung.“ Überspitzt formuliert: Solange jeder seine Maske trägt, ist selbst das größte Gedränge im Schulbus kein Problem.

Daran dürfte sich auch nach einer Anfrage der Grünen-Kreistagsfraktion am gestrigen Mittwoch nichts ändern. List teilte mit, er werde der Fraktionssprecherin und Landratsstellvertreterin Gabriele Drechsler dasselbe erwidern, was man auch gegenüber der Presse äußere: Man verweise auf die Vorgaben aus München. 

Die Grünen plädieren in ihrem Schreiben für eine Auslastung von maximal 80 Prozent der Sitzplatzkapazität. Unter anderem könne dies durch zusätzliche Busse und einen zeitlich gestaffelten Schulbeginn erreicht werden. Da momentan nicht viele Busreisen stattfänden, stünden den Unternehmen die notwendigen Fahrzeuge zur Verfügung. Die Fraktion befürchtet, dass zu volle Busse „optimale Voraussetzungen für eine Ansteckung“ mit Sars-CoV-2 böten.

Vielleicht Thema im Kreistag

Immerhin dürfte die Anfrage der Grünen dazu führen, dass sich der Kreistag oder ein Kreisausschuss mit dem Thema befasst, allerdings wohl erst nach Schuljahresbeginn im September oder sogar erst im Oktober. Bislang habe die Verwaltung „keinen konkreten politischen Auftrag“, so Pressesprecher List.

Allerdings habe die Behörde im Mai, also noch im vergangenen Schuljahr, bereits nachgehakt, ob die Bus­unternehmen zusätzliche Fahrten leisten könnten. Damals hieß es von den fünf Firmen, die im Landkreis mit insgesamt 66 Fahrzeugen die Schülerbeförderung durchführen, dass zusätzlich 25 weitere Busse verfügbar wären. 


Ob das für den Herbst auch noch gelte, sei jedoch fraglich, so das Landratsamt nun zur Pegnitz-Zeitung, schließlich gebe es mittlerweile durchaus wieder Busreisen, zudem stelle sich die Frage, ob es genügend Fahrer gebe.

25 zusätzliche Busse würden den Landkreis wöchentlich knapp 36 000 Euro mehr kosten, sagt List, „das ist nicht gerade ein Pappenstiel“. Hinzu kämen die Kosten des sogenannten freigestellten Schülerverkehrs für alle Schüler, deren Wohnorte nicht von Linienbussen angefahren werden. Nachdem alle Busse zu Stoßzeiten ausgelastet sind, müsse man auf jeder Linie zusätzliche Verkehrsmittel bereitstellen, so ÖPNV-Sachgebietsleiter Uwe Scharrer. Dabei sei es ja auch möglich, dass im Herbst vermehrt Schüler mit dem Rad fahren oder von ihren Eltern privat in die Schule gebracht würden.

Bislang gebe es „keine einzige Anfrage“ von Eltern zum Thema Schülerbeförderung, heißt es. Auch wegen des Virus besorgte Busfahrer, etwa solche mit Vorerkrankungen, hätten sich nicht gemeldet, auch wenn Scharrer einräumt, dass dies eine Sorge gewesen sei. 

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