Soziale Ungleicheiten zeigen sich bei der Digitalisierung in der Schule

Digitalisierung auf dem Rücken der Schüler – Online-Kommentar

Meinungs-Mittwoch - Der wöchentliche Online-Kommentar zu aktuellen Themen und Entwicklungen
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Seit der Corona-Krise treten Bereiche ins Blickfeld, die in der Vergangenheit selten oder gar nicht genauer betrachtet wurden. Sie existierten irgendwie. Parallel. Digitalisierung und Schule gingen jahrelang nicht Hand in Hand. Nun soll es plötzlich funktionieren.

Gleich vorweg: die digitalen Kompetenzen der Schüler hierzulande sind im Mittelfeld. Nicht erst seit gestern. Ja, es könnte schlechter sein. Dabei geht es den Schulen in digitaler Hinsicht, darum soll es hier gehen, schlecht. Nur rund 25% der Schulen haben funktionierendes WLAN (ICILS Studie von 2018).

In der Krise zeigt sich deutlich: Bereits sozial benachteiligte Schüler werden weiter abgehängt. Homeschooling war nötig und kann funktionieren. Aber die technischen Rahmenbedingungen müssen stimmen. In Haushalten, in denen nur ein Smartphone mit dem Internet verbunden ist, ist das Arbeiten schwieriger als in Elternhäusern, wo mindestens ein Computer (samt Drucker) zur Verfügung steht.

Ein Großteil der Lehrer arbeitete sich während der vergangenen Wochen in Videokonferenzsoftware und andere Tools ein, um ein Mindestmaß an Kontakt mit den Kindern zu halten und eine Art „digitalen Unterricht“ zu bieten. Oftmals reduzierte sich dies auf das Verschicken von Arbeitsblättern per E-Mail und eine Stunde Videokonferenz pro Woche.

Auch nach den Sommerferien ist davon auszugehen, dass es keinen regulären Schulbetrieb geben wird. Schließlich hat das Virus keinen Kalender mit Schulferien. So liegt noch viel vor Lehrern und Eltern.

Die Schließungen der Schulen hat allen Beteiligten viel aufgebürdet. Es stellt eine große Herausforderung dar. Dies sollte aber auch als Chance erkannt werden. Lernen mit neuen Technologien ist auch ein Thema der Schule. Somit kann sich ein Anschluss an die (Wirtschafts-) Bereiche, die jetzt schon recht gut digitalisiert sind, positiv auswirken.

Es reicht bei weitem nicht, die Schulen technisch auf den besseren Stand zu bringen. Ein funktionierendes WLAN ist kein digitaler Unterricht. Die angeschafften Geräte und Software müssen auch von den Lehrern passend eingesetzt werden, Lehrer darin geschult werden, damit Interaktivität entsteht, sprich eine aktive Teilnahme der Schüler und direktes Feedback der Lehrer.


Fazit: Es geht nichts über Manpower. Auch das kostet Geld. Schon vor Corona herrschte ein eklatanter Mangel an Lehrkräften. Wie soll bei solch einer Unterbesetzung noch Zeit für die Einrichtung und Wartung der digitalen Infrastruktur – ist sie denn vorhanden – gefunden werden?

Viel gibt es zu Klären und endlich anzustoßen. Aber nicht auf dem Rücken der Schüler.

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