Schadstoff PFOS

Risiko neu bewertet

So sieht die chemische Struktur der Perfluoroctansulfonsäure aus.2019/09/Bildschirmfoto-2018-10-24-um-16.58.47-1200x795.jpg

NÜRNBERGER LAND — Blutuntersuchungen und flächendeckende Lebensmitte­lanalysen fordert die SPD-Landtagsfraktion für jene Gebiete des Freistaats, in denen perfluorierte Chemikalien festgestellt wurden. Zu dieser Gruppe von Umweltgiften zählt auch PFOS, der Stoff, der in den vergangenen Jahren im Birkensee, im Finstergraben bei Diepersdorf, in einer Sandgrube im Lorenzer Reichswald sowie in einem Brunnen eines Röthenbacher Unternehmens aufgetaucht ist (die PZ berichtete).

Florian von Brunn, der SPD-Umwelt- und Verbraucherschutzbeauftragte, beruft sich auf eine neue Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Die Behörde empfiehlt bei der Beurteilung von Lebensmittelverunreinigungen mit PFOS weitaus strengere Richtwerte als bisher. Sie schließt sich damit einer Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit an. Die neue maximale wöchentliche Aufnahmemenge für PFOS liegt bei 13 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht statt bisher 150 Nanogramm. Dieser Wert gibt die Dosis an, bei der selbst bei lebenslanger Aufnahme noch keine Gesundheitsgefahr zu erwarten ist.

Von Brunn: „Für zahlreiche Menschen und Gebiete muss das Risiko (…) neu bewertet werden. Ich gehe davon aus, dass es neben den bereits bekannten Risikogebieten noch viele weitere Gebiete gibt, in denen die Menschen einer akuten Gefahr ausgesetzt sind.“

Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel

Das BfR stellt zwar ausdrücklich noch Forschungsbedarf fest, aber es sieht Hinweise (PDF) darauf, dass perfluorierte Chemikalien den Fettstoffwechsel des Menschen verändern. Während die EU-Behörde außerdem vermutet, dass PFOS die Bildung von Antikörpern nach Impfungen vermindert, bleibt das Bundesinstitut hier skeptisch: Die vorliegenden Daten seien unzureichend. In Versuchen an Ratten führte PFOS zu Fehlgeburten und löste Krebs aus.

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Besonders belastete Lebensmittel sind laut BfR Milch, Eier und Wildfleisch – insbesondere Leber und andere Innereien – sowie einzelne Süßwasserfische. „Grundsätzlich wird empfohlen, auch Trinkwasser als Expositionsquelle zu berücksichtigen“, so die Experten.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit betont in einer Stellungnahme, sich seit Dezember 2018 an den neuen Richtwerten zu orientieren – damals wurden diese auf europäischer Ebene vorgestellt, auch das BfR veröffentlichte eine entsprechende Mitteilung (PDF).

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Regelmäßige Trinkwasseranalysen

Im Raum Röthenbach/Leinburg wird das Trinkwasser regelmäßig analysiert, Proben im Mai waren – wie zuvor auch – unauffällig. Im April 2017 allerdings nahm die Moritzberggruppe ihren Brunnen II vorsorglich vom Netz. Dort war PFOS festgestellt worden, wenn auch in niedriger und damit nicht gesundheitsgefährlicher Konzentration.

Forellen aus dem Birkensee waren bei Messungen 2017 leicht belastet, die Fische gelangen jedoch nicht in den Verkauf. Auch in der Leber von Wildschweinen wurde der Stoff 2016 und 2018 nachgewiesen, „ähnlich wie in anderen Regionen Bayerns“, hieß es im Mai 2019 vom Landratsamt Nürnberger Land. Andere Lebensmittel, so die Behörde, würden nicht systematisch getestet.

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