RÖTHENBACH/DIEPERSDORF — Nachdem an zwei neuen Stellen, nahe des Birkensees im Reichswald und im Süden Röthenbachs, der Schadstoff Perfluoroctansulfonat (PFOS) nachgewiesen wurde, nehmen die Behörden Proben unter anderem bei Unternehmen im Umkreis.
Derzeit führe das Wasserwirtschaftsamt „Beprobungen im Umfeld durch“, so Christina Hofmann, die Leiterin der Abteilung Umwelt am Landratsamt Nürnberger Land, vor dem Kreisausschuss für Umwelt und Landwirtschaft. Bislang habe sich noch niemand verweigert, antwortete sie auf Nachfrage der Grünen-Fraktion, „die Firmen lassen uns freiwillig aufs Gelände“.
Nach wie vor gehen die Behörden davon aus, dass es mehrere Quellen für die Belastung des Areals mit dem Stoff gibt, der im Tierversuch Krebs auslöst. Neu nachgewiesen wurde PFOS – wie berichtet – in einer Betriebswasserversorgung im Süden Röthenbachs sowie an einem Grundwasserpegel südöstlich des Birkensees. Dort gibt es eine Verbindung zwischen den grundwasserführenden Gesteinsschichten.
Es gibt wohl mehrere Quellen
Trotzdem sei es unwahrscheinlich, so Hofmann, dass der Schadstoff aus der Umgebung des Birkensees nach Röthenbach geströmt sei. Sie begründet dies unter anderem damit, dass an beiden Messstellen die PFOS-Konzentration ähnlich hoch ist. Zu erwarten wäre am stadtnahen Messpunkt aber eine Verdünnung. „Fingerprints“, also detaillierte Analysen der Befunde, sollen nun Aufschluss geben.
Die Belastung des Sees selbst führt das Wasserwirtschaftsamt auf Altablagerungen zurück – der Verursacher war bisher nicht festzustellen. Lediglich beim benachbarten Finstergraben sind sich die Behörden offensichtlich sicher: „Der PFOS-Befund im Finstergraben kann einem Galvanikbetrieb zugeordnet werden“, heißt es aus dem Bayerischen Umweltministerium. Die Diepersdorfer Bolta-Werke hatten den Stoff – legal – bis 2012 im Einsatz, wie sie selbst eingeräumt haben.
Grüne hakten im Ausschuss nach
Sie schließe das für sich aus, sagte Hofmann, als die Kreisgrünen nachhakten, ob bei der Ermittlung „jemand aus wirtschaftlichen Gründen“ geschont werde. Die Abteilungsleiterin weiter: „Man kann so etwas ja immer nur für sich selbst beantworten.“
Das Landratsamt teilte auf PZ-Nachfrage mit, dass ihm keine aktuellen Messergebnisse zum Trinkwasser im Leinburger Gemeindegebiet vorliegen.
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PFOS war in der Vergangenheit in einem sogenannten Abwehrbrunnen der Moritzberggruppe festgestellt worden. Abwehrbrunnen sollen ein Eindringen solcher Stoffe in die eigentlichen Trinkwasserbrunnen verhindern. Allerdings fand das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit die Chemikalie trotzdem auch in einem Trinkwasserbrunnen des Leinburger Wasserversorgers. Allerdings lag der Wert unterhalb des empfohlenen Leitwerts, wie das Umweltministerium feststellt. Selbst bei lebenslanger Aufnahme wären keine gesundheitlichen Folgen zu befürchten.
Unklar ist, zu welchem Zeitpunkt die Messungen durchgeführt wurden, auf die sich das Ministerium in einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage der SPD bezieht.