NÜRNBERGER LAND – Wenn man sich im vergangenen Jahr über die Freibäder im PZ-Gebiet beschwert hat, dann vielleicht, weil das Wasser im Schwimmerbecken ein Grad Celsius zu kalt (oder zu warm) war, weil man die Preise für die Dauerkarte zu hoch fand oder weil die Lieblingsliegewiese so voll war, dass man keinen Platz mehr fand. Dieses Jahr ist das anders.
Aufgrund der Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen auf das öffentliche Leben – geschlossene Schulen und Restaurants, zigfach Kurzarbeit, also viel Zeit, die es totzuschlagen gilt – dürfte der Ansturm auf die Freibäder besonders groß sein. Wenn sie, falls sie überhaupt öffnen dürfen.
Darauf stellen sich die Einrichtungen im PZ-Gebiet jedenfalls ein. „Wir machen alles so, als würden wir normal aufmachen“, sagt Schnaittachs Bürgermeister Frank Pitterlein. Die Vorbereitungen auf den Betrieb liefen wie gewohnt. Ähnlich äußert sich auch Marina Petschak, die bei der Stadt Röthenbach für das Freibad zuständig ist. Aktuell gehen auch dort die technischen Abläufe weiter wie sonst, man bereitet sich rein theoretisch auf eine reguläre Freibadsaison vor.
Diesmal entscheidet München
Wann es so weit ist, liegt heuer erstmals nicht in der Hand der Kommunen. „Wir können es nicht entscheiden, wir müssen abwarten“, sagt Petschak. Den Rahmen gibt dieses Mal die Landesregierung vor, indem sie die Ausgangsbeschränkungen aufhebt oder mindestens lockert. Wie genau das passieren wird, darüber lässt sich nur spekulieren. „Wenn das Wetter so bleibt, rennen uns die Leute die Bude ein“, spekuliert Petschak.
Schnaittachs Bürgermeister ist guter Dinge, dass die Badesaison nicht ins Wasser fällt. „Ich hoffe auf eine Eröffnung im Mai“. Geplant war der 8. Mai, ob es dabei bleibt, ist offen. Immerhin sei es im Freibad an der frischen Luft einfacher als in geschlossenen Räumen, einen gewissen Abstand zu halten, so Pitterlein.
Deutlich skeptischer äußert sich Klaus Hacker. Der Röthenbacher Bürgermeister hält eine Eröffnung im Mai für „utopisch“. Er rechnet weiterhin mit Ausgangsbeschränkungen nach den Osterferien. „Menschenmassen“ in einem Freibad passten da nicht dazu. Auch eine Einschränkung der Badegäste sei keine Lösung, „die Menschen sitzen trotzdem zusammen“, sagt Hacker.
„Ich sehe keine große Chance, dass man das Freibad aufmacht“, so der Bürgermeister, das sehe auch sein Amtskollege Robert Ilg aus Hersbruck so, mit dem er am Mittwoch telefoniert hat. „Sicherheit geht vor“, so Hacker. Ob das Freibad zu einem deutlich späteren Zeitpunkt doch noch eröffnet wird, will er dennoch nicht ausschließen.
Röthenbachs Schwimmmeister ist skeptisch
Horst Schulz, seit zehn Jahren Schwimmmeister des Röthenbacher Freibads, und sein Team sind zurzeit damit beschäftigt, die Becken zu säubern und das Areal wieder in Schuss zu bringen. Auch wenn noch nicht klar ist, wann sich die Tore wieder öffnen. „In den letzten Gesprächen klang an, dass wir am 1. Juni aufmachen. Aber es kann auch sein, dass das Bad in diesem Jahr ganz zu bleibt“, bestätigt Schulz.
Trotzdem hat sein Team mit den Vorbereitungen begonnen, wenn auch einen Monat später als sonst. Denn unter anderem die Wasseraufbereitungsanlage muss mehrere Wochen warmlaufen, bevor sie voll in Betrieb geht. Auch die Reinigung der Becken, die erst mit Säure und dann mit einem Dampfstrahler von Kalk und Algen befreit werden, kostet Zeit.
Noch ist Schulz eher pessimistisch, was die Freibad-Saison angeht. Wenn die Regierung im Sommer weiterhin auf soziale Distanzierung setzt, sei das für das Röthenbacher Freibad schwer umzusetzen. „Im Wasser ist das Ansteckungsrisiko gering, aber auf dem Gelände können wir nicht dafür sorgen, dass jeder zwei Meter Abstand zu seinen Mitmenschen hält. Und wenn wir Besucherkontingente einführen, müssen wir am Eingang die Security aufstellen“, sagt Schulz. An warmen Sommertagen hat das Freibad bis zu 3000 Besucher.
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Auch im Laufer Rathaus macht man sich Gedanken – besser gesagt die Rathausmitarbeiter jeweils im Homeoffice, wie etwa Hauptamtsleiter Benjamin Wallner. Erst wochenlang „social distancing“ und im Sommer plötzlich bis zu 5000 Leute eng gedrängt in den Becken und auf den Liegewiesen? Wallner kann sich das kaum vorstellen.
„Auswinterung“ geschieht sowieso
Die Vorbereitung für die Badesaison, die „Auswinterung“, geschieht aber auch in Lauf. Auch wenn Wallner skeptisch ist, wie die Freibadsaison abläuft, an der technischen Seite soll es nicht scheitern: „Hochgefahren ist der Betrieb gleich.“
In Lauf wartet man auf klare Anweisungen aus München, wie es mit Veranstaltungen über den April hinaus weitergeht. Auf die Entscheidungen der Landesregierung könne man sich berufen, sagt Wallner, „dann gilt es überall“. Einen Einlassstopp nach einer gewissen Anzahl von Badegästen, um Mindestabstände im Freibad gewährleisten zu können, hält der Hauptamtsleiter für schwer vermittelbar. „Dann brauche ich acht Türsteher am Eingang“, sagt er.
Nun heißt es abwarten, welchen Kurs die Landesregierung fährt. „Wir hoffen, dass es was wird“, sagt Benjamin Wallner, stellvertretend für die Stadt, aber auch für alle, die die Badesaison kaum erwarten können.