NÜRNBERGER LAND – Mit der Ankündigung, dass Freibäder ab 8. Juni wieder öffnen dürfen, hat Ministerpräsident Söder bei den Badefreunden große Vorfreude geweckt – und gleichzeitig die heimischen Gemeinden vor große Herausforderungen gestellt. Bisher haben die Kommunen im PZ-Gebiet noch keine Informationen, wie der Badbetrieb 2020 konkret ablaufen soll.
„Unser Freibad ist technisch ausgewintert und das Personal steht parat“, sagt Schnaittachs Bürgermeister Frank Pitterlein. Er hält eine Öffnung des Freibads bereits ab der zweiten Pfingstferienwoche für möglich.
Abwarten in Hersbruck und Lauf
Röthenbach bereitet sich derzeit vor, ab Anfang Juli wieder Badenixen empfangen zu können. Erstmal noch abwarten heißt es dagegen in Hersbruck und Lauf: „Wir müssen wissen, was uns abverlangt wird und danach fragen wir uns, ob wir das umsetzen können“, sagt Hersbrucks Verwaltungschef Karlheinz Wölfel.
Die Stadt Lauf hatte zwar verwaltungsintern bereits beschlossen, dass Freibad 2020 nicht zu öffnen, doch nun möchte Bürgermeister Thomas Lang den Stadtrat in die Entscheidung einbinden, sobald der Freistaat den Kommunen die Richtlinien zum Infektionsschutz schriftlich mitgeteilt hat: „Natürlich wollen wir den Bürgern ein Freizeitangebot bieten, aber wir müssen erst einmal die Bedingungen kennen, bevor wir über eine Öffnung nachdenken“, findet Lang. Denkbar wäre dann, dass Mitte Juli Schwimmer in Lauf ihre ersten Bahnen ziehen können.
Die Kommunen arbeiten zusammen
Wie ein Badebesuch in diesem Sommer aussehen wird, darüber beraten die Gemeinden, die Seen und Bäder betreuen, in einer Arbeitsgruppe. Grundsätzlich möchte man eine „gemeinsame Linie fahren“, wie Röthenbachs Bürgermeister Klaus Hacker sagt: „Wir wollen vermeiden, dass ein Bad öffnet und das andere nicht und dass es einen zu großen Ansturm auf die Badeseen gibt.“
Einen Fahrplan könnte es bereits am Donnerstag geben, denn dann setzen sich die Vertreter erneut zusammen. In Schnaittach und Lauf tagen außerdem die Markt- und Stadträte. Während das Thema Freibad in Schnaittach bereits auf der Tagesordnung steht, ist in Lauf dazu bisher noch keine Besprechung geplant.
Gemeinsame Pläne
Die Kommunen haben bisher gemeinsam einen Hygieneplan aufgestellt, der sich nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen richtet und den das Gesundheitsamt absegnen muss.
Dieser Plan beinhaltet etwa die Überlegung, Badegäste in drei bis fünf Schichten pro Tag einzulassen, die Anlage dann jeweils komplett zu räumen und vor neuen Gästen Putzzeiten einzuplanen.
Jeder möchte mal ins Wasser
Die Anzahl der maximalen Besucher richtet sich nach den zur Verfügung stehenden Wasser- und Liegeflächen. Im Röthenbacher Freibad könnten demnach zum Beispiel nur rund 300 der sonst möglichen 1000 Gäste Platz finden. Selbst das sieht Bürgermeister Hacker kritisch: „Wir müssen sichergehen, dass die Leute auch zum Schwimmen kommen, sonst gibt es am Ende einen Tumult“.
Generell gehen die Gemeinden davon aus, dass nur noch ein Zehntel der sonst üblichen Gäste die Bäder betreten können. Damit sich am Eingang keine Schlangen bilden, gibt es außerdem die Überlegung, Tickets online zu verkaufen.
Hohe Kosten, schwierige Umsetzung
Zum generell defizitären Freibadbetrieb kommen auf die Kommunen neben den üblichen Kosten für Fachpersonal noch weitere Ausgaben für Reinigungskräfte oder, wie in Röthenbach geplant, für Sicherheitspersonal hinzu, das den Abstand der Gäste kontrolliert.
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Dadurch rechnet Bürgermeister Hacker in Röthenbach mit einem erheblichen Verlust, wenn das Freibad öffnet, „aber der Druck aus der Bevölkerung ist sehr groß“, sagt Hacker. Er sucht nach einer Lösung, wie sich die wirtschaftlichen Faktoren mit den Hygiene- und Abstandsvorschriften vereinbaren lassen.
Freibad statt Sommerurlaub?
Auch Schnaittach stellt sich auf ein Defizit ein, das laut Bürgermeister Pitterlein in diesem Jahr sehr hoch ausfallen wird. „Aber ich sehe es als Dienstleistung am Bürger, wenn man dieses Jahr zum Beispiel nicht nach Mallorca ans Meer fliegen kann“, sagt Pitterlein.
In Lauf hält Bürgermeister Lang die Frage nach der Höhe der Verluste, die die Kommune in Kauf nehmen muss, durchaus für legitim: „Ist es sinnvoll, in ein Freibad zu investieren, das spät öffnet, den Besuch von Kindern ausschließt und nur einem Zehntel der Bürger den Zutritt erlaubt?“ fragt er.
Einig sind sich alle Bürgermeister aber darin: Freizeitbaden und tobende Kinder im Planschbecken wird es in diesem Sommer nicht geben. Stattdessen heißt es: Fleißig Bahnen schwimmen und dann zuhause duschen.