Badesaison

Wird das Strudelbad öffnen?

Sehnsüchtige Sommererinnerung: So wie hier wird es im Strudelbad im Corona-Sommer 2020 wohl nicht aussehen – auch hier ist auf Abstands- und Hygieneregeln zu achten. Derzeit ist sogar noch offen, ob das Bad überhaupt aufmacht. | Foto: J. Ruppert2020/05/IMG-1874.jpeg

HERSBRUCK – Meteorologen sagen einen heißen Sommer 2020 voraus. Ob es inmitten der Corona-Pandemie aber auch ein wunderbarer Badesommer wird, steht noch in den Sternen. Zwar hat Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, dass die Bäder im Freistaat ab 8. Juni wieder öffnen können – doch während das bei Badefreunden sicher die Vorfreude weckt, stehen die Gemeinden mit Bad vor großen Herausforderungen und der Frage: Sollen wir wirklich aufmachen?

Am Donnerstag verständigten sich die Bürgermeister aus Hersbruck, Lauf, Altdorf, Feucht, Röthenbach und Schnaittach zumindest auf die gemeinsame Formel, ihre Bäder für „Kinder, Familien, Jüngere und Sportler“ öffnen zu wollen – sofern die entsprechenden Stadt- und Gemeinderäte dem zustimmen. Klar ist aber auch, dass dies nicht an einem gemeinsamen Termin passieren wird. Altdorf und Schnaittach machen am 15. Juni auf, Hersbruck und Lauf warten noch ab, und Feucht tendiert aktuell dazu, sein Bad nicht aufzumachen. Auch in den Oberpfazgemeinden Hirschbach und Etzelwang steht eine Entscheidung noch aus.

„Wir müssen wissen, was genau uns abverlangt wird und danach fragen wir uns, ob wir das umsetzen können“, sagt Karlheinz Wölfel, der geschäftsleitende Beamte der Stadt Hersbruck. Wie alle anderen Bad-Kommunen auch will er zunächst ein individuelle Hygienekonzept erarbeiten und sich dann mit den anderen austauschen, nach dem Motto „wir können nur voneinander lernen“.

Denn noch gibt es keine verbindlichen Vorgaben, wie in die unter Corona geltenden Abstands- und Hygieneregeln in den Freibäder umzusetzen sind. Bislang gibt es nur Empfehlungen etwa von der Deutsche Gesellschaft für das Badewesen – doch für mehr Klarheit sorgen die nicht: „Die einen sagen, jeder Besucher braucht acht Quadratmeter, die anderen gehen von 20 Quadratmetern aus. Die einen empfehlen, die Duschen zuzulassen, die anderen, nur jeweils vier Leute reinzulassen und sie alle halbe Stunde gründlich zu desinfizieren“, nennt Wölfel zwei Beispiel für die verwirrende Ausgangslage.

Baden im Schichtbetrieb?

Einigermaßen klar ist derweil nur, dass wohl nicht mehr als 150 Besucher gleichzeitig ins Strudelbad dürfen. Das wirft schon einmal die grundsätzliche Frage auf, was zu tun, wenn 500 Badelustige vor der Tür stehen: „Wen schicken wir dann wieder heim und wie kommt das bei den betreffenden an“, fragt sich Wölfel. Er denkt deshalb unter andrem schon an ein Vorbuchungssystem, um die Besucherzahl schon im Vorfeld zu steuern – und damit an eine Art Schichtbetrieb, mit allen Unwägbarkeiten: „Was sagt wohl eine Familie mit drei Kindern, wenn wir sie nach drei Stunden bitten jetzt wieder zu gehen?“Ärger sei da quasi vorprogrammiert, zumal wenn heiße Temperaturen herrschen, vermutet der Verwaltungschef.

Dazu komme auch die Verantwortung für die Mitarbeiter vor Ort – die bekämen „schon im Normalbetrieb so manches Mal einigen Unmut ab“, sagt Bürgermeister Robert Ilg, „wir befürchten, dass sie bei verschärften Regeln noch einiges mehr zu hören bekommen.“ Damit im Bad die notwendigen Abstands- und Hygieneregeln auch tatsächlich eingehalten werden, könnte auch ein Sicherheitsdienst nötig sein. Der trübt den Badespaß und treibt die Kosten in die Höhe, sagt Ilg. Schon in einer normalen Saison fährt das Strudelbad ein Minus von 250 000 bis 300 000 Euro ein, das könnte im Corona-Sommer 2020 leicht auf eine halbe Million anwachsen. Schließlich kosten auch die zusätzlichen Desinfektionsmaßnahmen Geld, während die Besucherzahlen ziemlich sicher nach unten gehen.

Einmotten oder starten

Unabhängig davon, ob das Bad aufmacht oder nicht, wird es Anfang Juni einmal hochgefahren, sagt Wölfel. Das sei normales Procedere zur Instandhaltung, bei der alle Bereiche auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft werden und beispielsweise die Rohrleitungen gespült werden oder mittels Umwälzen eine Verkeimung verhindert wird. „Danach motten wir das Bad entweder ein oder wir starten den Betrieb“, sagt er.


Eine Entscheidung, die sicher auch Bernd Bogner genau beobachten wird. In Happurgs Bürgermeister lässt der kommende Sommer ohnehin „kein richtig gutes Gefühl aufkommen“. Schließlich ist seine Gemeinde als Sicherheitsbehörde für den Baggersee und den Stausee zuständig. Dort geht es schon in normalen Zeiten häufig drunter und drüber, sollte das Strudelbad zubleiben, dürfte der ohnehin vorhandene Druck noch steigen, argwöhnt er – so wie 2003/04, als das Hersbrucker Freibad wegen der Sanierung geschlossen war.

Noch herrscht Gelassenheit

Trotz allem bleibt Bogner gelassen: „Wir werden Stück für Stück beobachten,was passiert und dann entsprechend reagieren“, sagt er. Vorsorglich hat er schon eine Taskforce mit einigen Gemeinderäten gebildet, um je nach Situation schnell reagieren zu können – „zur Not auch mit einer Sperrung“. Zudem ist er im ständigen Austausch mit Hersbrucks Polizeichef Bernhard Distler. Nicht zuletzt deshalb, weil an heißen Tagen die geparkten Autos entlang der Staatsstraße am Stausee Stoßstange an Stoßstange stehen. „Das ist immer ein Problem“, sagt Bogner, wenn auch wenig überraschend, weil ein „Knöllchen“ fürs Falschparken gerade einmal 15 Euro kostet und damit nicht mehr als der Besuch einer Familie mit Kindern im Freibad.

Ein „Horrorszenario“ will Happurgs Bürgermeister aber nicht an die Wand malen, er setzt auf die Vernunft vieler Gäste in Corona-Zeiten. So hätten viel im Vorfeld von Christi Himmelfahrt geunkt, dass an diesem Feiertag an den Seen „die Hölle los sein wird, und dann war es gar nicht so schlimm“. Eines steht aber wohl schon jetzt fest: Freizeitbaden und tobende Kinder im Planschbecken wird es in diesem Sommer wohl nicht geben. Stattdessen gilt: Eifrig Bahnen schwimmen und danach zuhause duschen.

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