Erste Laufer Artenschutzversammlung im Laufer Rathaus

Laufer streiten über Artenschutz

Imkerverein, BundNaturschutz, Forstamt und Gartenbauverein. Diese und weitere Verbände waren bei der Artenschutzversammlung vertreten. | Foto: Andrea Beck2019/05/Erste-Artenschutzversammlung-Lauf-Rathaus-abe.jpg

LAUF – Was kann die Stadt Lauf tun, um den Artenschutz voranzutreiben? Diese Frage war Thema der ersten Laufer Artenschutzversammlung im Laufer Rathaus. Passenderweise am „Internationalen Tag der biologischen Vielfalt“ fanden sich im Sitzungssaal Stadträte, Vereinsvorstände und Amtsvertreter zusammen, um die Zukunft des Laufer Umweltschutzes zu besprechen. Die rund 20 anwesenden Gäste auf den Publikumsrängen hatten die Möglichkeit, selbst Vorschläge einzubringen.

„Nach dem erfolgreichen Volksbegehren gegen das Artensterben haben uns viele Bürger gefragt, was denn jetzt unternommen wird“, sagte Laufs Bürgermeister Benedikt Bisping. „Deswegen wollen wir nicht auf Gesetze warten, sondern selbst etwas tun“, so Bisping. Ziel der ersten Artenschutzversammlung, der weitere folgen sollen, war die Ideensammlung. Die Vertreter und Besucher waren eingeladen, konkrete Maßnahmen vorzuschlagen, die von Stadt und Bürgern umgesetzt werden können.

Kiesgärten gegen Obstbäume

Dabei wurden Ideen, wie die Prüfung der örtlichen Kirchtürme für die Fledermausansiedlung und das offizielle Verbot von Kiesgärten vorgetragen. Grünen-Stadträtin Erika Vogel schlug die Bepflanzung von Spielplätzen mit fruchttragenden Pflanzen wie Obstbäumen vor. „Diese ‚Naschgärten‘ schaffen bei Kindern mehr Wissen über die örtlichen Pflanzen und verbreiten den Selbstversorgergedanken“, sagte Vogel.

SPD–Stadtrat Frank Ittner nannte die Idee, das sogenannte „Public Gardening“ anzukurbeln, bei dem private Bürger Flächen im öffentlichen Raum bepflanzen und versorgen. Außerdem sei laut Ittner ein „Bauen in die Höhe“ ratsam, um den Flächenverbrauch zu bremsen. Aber natürlich wolle auch er keine zehnstöckigen Wohnkomplexe in Lauf.

Auf die Vorschläge in Sachen Bau, wie die offizielle Verpflichtung zu naturnahem Bauen oder die Umwandlung von Stellplätzen in grüne Flächen, reagierte die Leiterin des Laufer Bauamts, Anette Nürnberger, mit Zurückhaltung. „Alle Regelungen, die wir jetzt aufstellen, gelten nur für Neubauten und aktuell ist in Lauf gar kein neues Wohngebiet geplant. Außerdem werden diese Vorschriften nur eingehalten, wenn man die Umsetzung kontrolliert, und wer soll das machen?“, sagte Nürnberger.

Streiten statt Handeln

Daraufhin entstand im Sitzungssaal eine Diskussion darüber, was besser sei: Verpflichtung oder Freiwilligkeit. Die Teilnehmer spalteten sich in zwei Lager. So war CSU–Stadtrat und mittelfränkischer Bauernpräsident Günther Felßner der Meinung, dass, wenn es an den Geldbeutel gehe, schnell alle Motivation naturnah zu handeln, vom Tisch sei.

Auf der anderen Seite warf Elke Neidl, zuständig für die Liegenschaften der Stadt, ein, dass das Verbot schon bei Kindern nie funktioniere, sondern nur das Lob. Deswegen könnte die Stadt Lauf Wettbewerbe um den schönsten Vorgarten oder die schönste Fassadenbegrünung veranstalten.

Der hitzigste Streit des Abends entwickelte sich zwischen den Vertretern der Landwirtschaft und den überzeugten Umweltschützern. Felßner stellte sich in der Einstiegsrunde der Vereinsleiter als Verteter der Bauern vor.
Statt kurz seine Ziele zu nennen, hielt er einen 15-minütigen Vortrag, dass der Artenschutz nicht zum Leben reiche, es im Nürnberger Land zu wenig landwirtschaftlich genutzte Fläche gebe und das Volksbegehren ein ideologisches Projekt sei. Während Felßners Monolog war eine wachsende Unruhe im Publikum spürbar.

Plädoyer für mehr Bio

Auch der anwesende Vertreter des Bund Naturschutz, Bernd Bitterlich, konnte mit Felßners Ansichten nichts anfangen. Er warnte vor einer Relativierung des Umweltschutzes. „Wir brauchen eine Verbesserung der Beziehung der Gesellschaft zur Natur. Wir brauchen eine Förderung der Biolebensmittel und eine Verbesserung der Situation für die Bestäuber“, sagte Bitterlich und stieß damit im Lager der Landwirtschaft auf hörbar wenig Verständnis.

Am Ende des Abends hingen rund zehn Ideenzettel an der Pinnwand und im Raum herrschte dicke Luft. Bürgermeister Bisping zeigte sich aber zufrieden: „Unser Ziel war es, miteinander zu reden, und das ist gut gelungen. Wir fassen die nächste Versammlung in einem Jahr ins Auge.“

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren