Am vierten Prozesstag sagte die Mutter des Opfers aus

Ist die Geliebte Sarah D. schuldig?

Am vierten Verhandlungstag gegen Michael M. und Sarah D. aus Lauf hörten die Richter zahlreiche aufgezeichnete Telefonate und mehrere Zeugen an, unter ihnen auch Mara B., die Mutter des Opfers. | Foto: Andrea Beck2020/09/Mordfall-Christian-B-Vierter-Prozesstag-am-Landgericht-Nurnberg-Sarah-D.-Michael-M.-Foto-Beck-scaled.jpg

NÜRNBERG. Hat Sarah D. den im Juli 2019 getöteten Christian B. geliebt, oder hat sie ihn sieben Monate lang ausgenutzt und wollte ihn am Ende loswerden? Das ist die elementare Frage im Verfahren gegen die 33-Jährige Lauferin, der die Staatsanwaltschaft im laufenden Prozess vor dem  Landgericht Nürnberg-Fürth vorwirft, ihren zweiten Geliebten Michael M. zum Mord angestiftet zu haben. Auch ihr Ehemann Horst D. soll auf ihrer Todesliste gestanden haben.

Am vierten Verhandlungstag, dem 17. September, machten sich die Richter der 5. Strafkammer auf die Suche nach Belegen für die Schuld von Sarah D. Doch die Aussagen der geladenen Zeugen konnten nicht wirklich Aufschluss geben. Es ist Interpretationssache, was Sarah D. mit ihren zahllosen „Die beiden müssen weg“-Nachrichten an Michael M. meinte. Ist das bereits eine Aufforderung zum Mord?

Fest steht, dass es für sie keine Option war, ihren Mann und Christian B. einfach zu verlassen. Sie sei im Sternzeichen Krebs geboren und könne andere Menschen deswegen nicht verletzen, sagte Sarah D. während eines Verhörs. 

Telefonat voller Anschuldigungen

Ihr zweiter Geliebter Michael M., des Mordes angeklagt, hat sich als Belohnung wohl eine sonnige Zukunft mit seiner Angebeteten ausgemalt. Er fühlte sich im Gerichtssaal am vierten Verhandlungstag vermutlich durchaus von ihr verletzt, als er ein von der Polizei aufgezeichnetes Telefonat von Sarah D. mit einem Bekannten wenige Tage nach dem Fund der Leiche von Christian B. anhören musste.  Zu diesem Zeitpunkt war die heute 33-jährige noch auf freiem Fuß.

In dem 30-minütigen Gespräch erklärt Sarah D. einem Bekannten, dass sie keine Ahnung habe, was Michael M., der für seine Aggressivität bekannt sei, zu seiner schrecklichen Tat trieb und sie einfach nur ihren geliebten Christian zurück haben wolle.

Begleitet von einigen Schluchzern, erzählt sie von den aus ihrer Sicht unbegründeten Verdächtigungen, die gegen sie im Umlauf seien: „Angebliche Freunde sagen, ich sei eine Schlampe und solle verrecken“, sagt Sarah D. am Telefon. „Aber wenn ich eine Mörderin wäre, säße ich ja jetzt hinter Gittern“, hängt sie noch an. 

Sarah D. weißt alle Schuld von sich

Michael M. müsse sie wohl sehr geliebt haben, „aber er hat ja gesehen, dass ich überglücklich mit Christian bin und deswegen wollte er ihn loswerden“. Hinter Sarah D. in der Verhandlung sitzt besagter Michael M. und verzieht keine Miene, trotz der Flut an Anschuldigungen gegen ihn. Vielleicht ist ihm sowieso schon alles egal. Die Beweislast gegen ihn ist erdrückend.

Im Fall Sarah D. müssen hingegen noch handfeste Belege auf den Tisch. Allerdings verstrickt sie sich in Widersprüche. Während sie vor ihren Bekannten behauptet hatte, dass die Trennung von ihrem Ehemann bereits vollzogen sei und er von der Beziehung mit Christian B. wisse, erläuterte der Betrogene vor Gericht, nichts von dem parallelen Leben seiner Frau gewusst zu haben.


Ehefrau Stefanie M. wird verdächtigt 

Die verdächtige Sarah D. wirft der Ehefrau des angeklagten Michael M., Stefanie M., vor, ihren Mann beim Mord an Christian B. assistiert zu haben. Stefanie M. habe auch gewusst, dass ihr Ehemann eine andere Frau liebt. Ob das stimmt, bleibt offen, denn Stefanie M. verweigert am Donnerstag die Aussage. 

Es ist eine komplizierte Verstrickung zahlreicher Beziehungen, die die Richter am Landgericht bis Dezember entwirren wollen. In den Augen von Mara B., der Mutter des Opfers, die am Donnerstag als Zeugin geladen ist, ist die Sache jedoch klar: Sarah D. hat Michael M. zum Mord an ihrem Sohn angestiftet. 

In einer langwierigen Zeugenbefragung der Kroatin, in der der Dolmetscher und ihre Anwältin für die 72-Jährige fast jede Nachfrage der Anwälte umformulieren müssen, macht diese aus ihrer Abneigung gegen Sarah D. keinen Hehl. Diese habe den Lohn ihres Sohns verprasst, sich niemals am Haushalt beteiligt, obwohl sie jeden Tag Christian B., der in Lauf bei seiner Mutter wohnte, besuchte – und nach dessen Tod keine Träne vergossen.

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