NÜRNBERG/LAUF – Sarah D. ist kein Kind von Traurigkeit. Das ist bereits seit Beginn der Ermittlungen gegen die 33-jährige Lauferin klar, die der Anstiftung zum Mord an ihrem Liebhaber Christian B. verdächtigt wird. Ihre verheimlichte Vierecksbeziehung mit Ehemann Horst D., Freund Christian B. und dem wegen Mordes Angeklagten Michael M. macht deutlich, dass Sarah D. weiß, wie sie Männer für sich gewinnt.
Am gestrigen Verhandlungstag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth schildern zwei Ex-Partner von Sarah D. den Richtern der fünften Strafkammer ihre Erinnerungen, ein dritter wird genannt.
Die Zeugen René S. und Werner F. haben dabei gemeinsam, dass sie Sarah D. über eine Online-Plattform kennen lernten und mit ihre eine – wenn auch kurze – Liebesbeziehung führten, während die 33-Jährige mit ihrem Mann Horst D. zusammenlebte und das spätere Mordopfer Christian B. ihren Freunden als Partner vorstellte.
Als der 33-jährige René S. die Angeklagte Sarah D. im November 2018 kennen lernte, gab sie an, Single zu sein. Das änderte sich zwei Monate darauf, als Sarah D. René S. ihren neuen Partner Christian B. persönlich vorstellte und damit das Verhältnis beendete. Brisanterweise lernte René S. auch Michael M. kennen, den Sarah D. als Kfz-Mechaniker vermittelt hatte.
Von ihren Ex-Freunden angeblich belästigt
Beim gemeinsamen Reparieren des Autos erfuhr René S. von der früheren Beziehung von Michael M. und Sarah D., von dem Wunsch Michael M.s seine ehemalige Freundin zurückzugewinnen und von dessen Vermutungen, dass Christian B. gegenüber Sarah D. gewalttätig werde.
„Sarah hat auch zu mir gesagt, dass Christian manchmal handgreiflich werde, aber sie hat nicht gesagt, dass er sie schlägt“, sagt René S. Laut ihm waren er und Michael M. sich einig, dass etwas geschehen muss, doch der Plan „sich Christian B. einmal gemeinsam zur Brust zu nehmen“, sei im Sand verlaufen.
Sein „Vorgänger“ Werner F., der vor Gericht angibt, von Februar bis September 2018 eine Beziehung mit Sarah D. geführt zu haben, und der davon ausging, dass sie von ihrem Ehemann getrennt ist, sollte seine neue Freundin vor einem Verflossenen schützen. „Sie hatte zuvor etwas mit meinem Kollegen und hat sich bei mir beschwert, dass er ihr immer noch schreibt. Ich solle etwas dagegen unternehmen“, sagt Werner F.
Er ging damals davon aus, dass Sarah D. damit kein freundliches Gespräch unter vier Augen meint. „Sie hat wohl gemeint, ich soll ihm eine aufs Maul hauen“, sagt der 36-Jährige. Doch diese Lösung scheint ihm wenig zielführend. „Ich habe erst mal mit dem Kollegen geredet und dann meinte der, dass Sarah ihm die ganze Zeit schreibt und er doch gar nichts mehr will“, so Werner F.
„Sie manipuliert und lügt die ganze Zeit“
Christian B. soll die Anweisungen seiner neuen Freundin aber befolgt haben. „Als bereits mehrere Wochen Schluss war, hat auf einmal Christian bei mir am Handy angerufen, mich wüst beschimpft und gesagt, ich solle Sarah endlich nicht mehr belästigen. Sie muss ihm meine Nummer gegeben haben“, sagt der Ex-Freund Werner F.
„Sie manipuliert, betrügt und lügt die ganze Zeit. Sie will andere gegeneinander ausspielen und ich gehe davon aus, dass sie auch neben mir noch andere Partner hatte.“ Außerdem hätte sie verlangt, dass er für sie beide ein Haus kaufe.
Auch Freundinnen von Sarah D. und Christian B. und der Vater der Angeklagten sind am Dienstag als Zeugen geladen. Alles dreht sich um das Verhältnis zum Mordopfer, zu Michael M. und um Sarah D.s Charakter.
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Während der Staatsanwalt das Beziehungsgeflecht der Angeklagten entwirren will, versucht Sarah D.s Anwalt Malte Magold den Zeugen zu entlocken, dass seine Mandantin ihren Partner Christian B. liebte, die Trauer über seinen Tod nicht nur vorgab und nicht wollte, dass Michael M. ihn tötete.
War das Opfer Christian B. cholerisch?
Dieser steht am Dienstag kaum im Rampenlicht. Die Fragen seines Anwalts Jürgen Pernet zeigen, dass er sich an den Strohhalm „Totschlag“ klammert, begründet durch die Möglichkeit, dass Christian B. seinen Mandanten provoziert hat. Ob das Opfer cholerisch gewesen sei, soll jeder der Zeugen für Pernet einschätzen, egal ob diese Christian B. überhaupt einmal persönlich getroffen hatten.
Peter B., der Vater der Angeklagten, gibt an, dass ihm Horst D. nie sympathisch war und wie sehr er sich gefreut hatte, dass Sarah D. mit ihrem neuen Freund Christian „endlich mal einen Guten“ gefunden hatte. Auch Michael M. hatte er gekannt. Nach dessen Verhaftung äußert Sarah D. ihrem Vater gegenüber die Vermutung, dass das Opfer Christian B. eine Affäre mit M.s Frau hatte und das der Grund für die Bluttat war.
In die Beziehungen seiner Tochter habe er sich nie eingemischt geschweige denn ihr Tipps gegeben. „Sie ist alt genug.“ Die Verhandlung im Mordfall Christian B. wird fortgesetzt.