NEUHAUS/VELDEN/VORRA – Sie gehören in der Frankenpfalz und im Pegnitztal zur Standardalarmierung bei Notarzteinsätzen oder wenn der Rettungswagen weiter als sieben Kilometer Luftlinie vom Einsatzort entfernt ist: die „First Responder“ in Vorra und „Helfer-vor-Ort“ in Neuhaus/Velden. Zum 20-jährigen Bestehen blickt der ASB in einer Pressemeldung zurück auf die Geschichte der ehrenamtlichen Einrichtungen.
Am 1. Februar vor 20 Jahren haben sie ihren Dienst an den beiden Standorten aufgenommen und haben seither nicht nur einmal Leben gerettet. Es waren zwei einschneidende Ereignisse innerhalb kurzer Zeit, die den letzten Ausschlag zur Gründung der freiwilligen, rein ehrenamtlichen und selbst finanzierten Einrichtung gaben.
In Vorra reanimierte der damalige Feuerwehrkommandant Jörg Häusler seinen Vater und in Rothenbruck (Gemeinde Neuhaus) erlitt ein Mitarbeiter im Bronzewerk einen Herz-Kreislauf-Stillstand, wozu der Rettungswagen eine Anfahrt von rund 25 Kilometern hatte. In beiden Fällen konnte das Leben der Menschen nicht mehr gerettet werden. Doch es setzten Initiativen ein mit dem Ziel, so etwas in der Zukunft zu verhindern und schnellstmöglich Erste-Hilfe den Betroffenen zukommen zu lassen.
Feuerwehrfahrzeuge nutzen
Jörg Häusler ging auf den ASB in Velden zu. In Zusammenarbeit mit der Feuerwehr sollte eine „First-Responder-Gruppe“ ins Leben gerufen werden. Aktive aus den Gemeindefeuerwehren waren schnell gefunden, die sich dafür interessierten und ausbilden ließen. Und der damalige Bürgermeister Volker Herzog förderte mit der Gemeinde das Vorhaben. Unter anderem dadurch, dass das Mehrzweckfahrzeug der Feuerwehr für die Einsätze genutzt werden durfte. Ein weiterer Baustein: die Ausstattung mit Defibrillatoren. Hier engagierte sich die örtliche Raiffeisenbank.
Ähnlich entwickelte es sich für den Bereich Neuhaus/Velden. Nach dem Vorfall in Rothenbruck spendete die Firma Schlenk dem ASB-Regionalverband einen Defibrillator, damit künftig so ein Gerät in der Gemeinde vor Ort ist. Fehlte noch das Personal, um rasche Hilfe leisten zu können.
Weil es schon vorher beim ASB Überlegungen gab, einen Ersthelfer-Standort zu etablieren, verfestigte sich gleichzeitig mit Vorra auch hier das Ansinnen. Die frühere Rettungsleitstelle mit ihrem damaligen Leiter Reinhard Poppe nahm die Initiative für das Pegnitztal dankbar auf. Und auch der damals noch so genannte Rettungszweckverband gab die Genehmigung zur Errichtung der „Organisierten Ersten-Hilfe“ an den beiden Standorten.
Der 1. Februar 2004 sollte dann die Geburtsstunde zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im Pegnitztal sein. Seither rollen „Sama Jura 42/11/1“ und „Sama Jura 42/11/2“ durch die Gemeinden Neuhaus, Velden, Hartenstein und Vorra, manchmal sogar darüber hinaus. So tauchen bei den Einsatzorten aus den zwei Jahrzehnten unter anderem Pommelsbrunn, Altensittenbach, Gerhardsberg, Pruppach, Münchs, Pegnitz und sogar Nürnberg auf, als es bei einem Leitstellenbesuch direkt zu einem Notfall in der Stadt ging.
Die ausgebildeten Ersthelfer von Feuerwehr und ASB stehen nahezu jeden Tag rund um die Uhr für den Ernstfall parat. Die Sanitäter machen das unentgeltlich, freiwillig in ihrer Freizeit oder verlassen bei einem Alarm den Arbeitsplatz. Und das kommt nicht selten vor. Vergangenes Jahr wurden am Standort Vorra 121 Alarmierungen verzeichnet (Vorjahr 149). Von Neuhaus aus rückten die Samariter 250 Mal aus, nach dem Spitzenjahr 2022 mit 353 Einsätzen.
Grundsätzliche Aufgabe ist es mit den Basismaßnahmen der Ersten Hilfe die Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu versorgen. Damit soll das therapiefreie Intervall ausgefüllt und die Rettungskette optimiert werden. Solche „therapiefreien Intervalle“ können mitunter ziemlich lange sein – gerade, wenn der Rettungswagen aus Pegnitz, Lauf, Gräfenberg, Vilseck oder gar Waischenfeld kommt. In der Regel gilt es den Menschen bis zum Eintreffen der Rettungsdienste aus Velden, Auerbach, Schnaittach und Hersbruck zu helfen.
Schnelle Reaktion
Am erfolgreichsten sind die „Helfer-vor-Ort“ und „First Responder“ dann, wenn sie kurze Wege zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand haben. So können heute zum Beispiel sechs Personen in der Gemeinde Neuhaus und der Stadt Velden wieder ihrem gewohnten Alltag nachgehen, die ohne das rasche und engagierte Eingreifen der Ersthelfer mit Herzdruckmassage, Defibrillieren und Beatmen ihr Leben verloren hätten. Ein heute zehnjähriges Mädchen wäre sogar Vollwaise, wären die Helfer-vor-Ort bei beiden Elternteilen nicht parat gewesen, als Vater und Mutter unabhängig voneinander innerhalb weniger Jahre wieder ins Leben zurückgeholt werden konnten. Tatsache ist aber auch, dass dies in den 20 Jahren trotz schnellen und gezielten Handelns nicht immer gelungen ist, auch eine eigene junge Kameradin nicht gerettet werden konnte.
So wie das Hilfeleistungssystem auf der Freiwilligkeit und Ehrenamtlichkeit fußt, genauso ist es auch mit der Finanzierung. Denn die beiden Standorte im Pegnitztal müssen, wie der dritte in Betzenstein, durch Spenden aus der Bevölkerung und aus Mitgliedsbeiträgen des ASB finanziert werden. Aber dafür, so der ASB-Vorsitzende Roland Löb, sind die Mitgliedsbeiträge auch da. Damit lassen sich Ausbildungen, Einsatzkleidung, Fahrzeugunterhaltung und Ausstattung finanzieren.
Erst kürzlich wurden die vom ASB betriebenen Einrichtungen mit neuen Defibrillatoren und persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet. Im Laufe der Jahre wurden an beiden Standorten die Einsatzfahrzeuge mehrmals ausgetauscht. Und was noch viel wertvoller ist: Es haben sich immer genug Freiwillige gefunden, die sich für den Dienst entschieden.