Neue Therapieansätze

190 Gäste beim Rummelsberger Parkinson-Symposium in Feucht

Voller Saal beim Parkinson-Symposium in der Reichswaldhalle: Rund 190 Gäste folgten der Einladung von Chefarzt PD Dr. Martin Winterholler aus dem Krankenhaus Rummelsberg.
Voller Saal beim Parkinson-Symposium in der Reichswaldhalle: Rund 190 Gäste folgten der Einladung von Chefarzt PD Dr. Martin Winterholler aus dem Krankenhaus Rummelsberg. | Foto: Eva Doberer2025/10/251013_parkinson-symposium-scaled.jpeg

FEUCHT/RUMMELSBERG – Die Reichswaldhalle in Feucht wurde erneut zum Ort des Austauschs zwischen Medizin, Forschung, Pflege und den Menschen, die mit der Krankheit leben oder sie begleiten.

Zum Auftakt begrüßte Dr. Martin Winterholler, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Krankenhaus Rummelsberg, die Gäste und gab gleich einen ehrlichen Ausblick zum Stand der Forschung: „Der große Durchbruch in der Therapie der Krankheit lässt weiter auf sich warten“, sagte der Gastgeber der traditionellen Veranstaltung. Umso wichtiger sei es, die bestehenden Möglichkeiten bestmöglich zu nutzen. Entsprechend breit war das Themenspektrum des diesjährigen Symposiums: von medizinischen Entwicklungen über psychologische Aspekte bis hin zu praxisnahen Workshops.

Neben einer Übersicht zu bewährten Medikamenten ging der Chefarzt in seinem Vortrag auch auf aktuelle Entwicklungen wie die Pumpentherapie und neue Wirkstoffe wie Crexont und Tavapadon ein. Letztere könnten in Zukunft durch längere Wirkdauer und bessere Verträglichkeit den Alltag der Patienten spürbar erleichtern. Auch zur lang diskutierten Stammzellenforschung gab es vorsichtig optimistische Nachrichten. Erste Studien würden laufen, ob daraus eine praktikable Therapie entsteht, bleibe abzuwarten. Dennoch, so Winterholler, dürfe man sich nicht allein auf Medikamente verlassen: „Das beste Medikament hilft wenig, wenn die Bewegung fehlt“, so seine zentrale Botschaft.

Parkinson und Psyche

Einen oft vernachlässigten Aspekt griff Dr. Harald Erxleben Rester in seinem Vortrag auf: die psychischen Begleiterscheinungen der Parkinson-Krankheit. Er sprach offen über Themen, über die Betroffene lieber schweigen: Depression, Halluzinationen, Angst oder Wahnvorstellungen. „Viele scheuen sich, über psychische Symptome zu sprechen, dabei ist genau das so wichtig. Wer versteht, was passiert, kann gezielter damit umgehen“, so Erxleben Rester. Der Oberarzt stellte nicht nur medikamentöse Möglichkeiten vor, sondern plädierte auch für mehr Offenheit im Umgang mit psychischer Belastung. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Resilienz, also die Fähigkeit, mit Belastungen gut umzugehen. „Es geht nicht darum, die Krankheit zu leugnen. Sondern darum, sich nicht von ihr unterkriegen zu lassen.“

Gegen die Krankheit ansingen

Praxisnah gestaltete sich der gemeinsame Beitrag von Logopäde Andreas Wenzel und Therapeutin Anja Hauk. Die Teilnehmenden waren eingeladen mit einfachen Bewegungsübungen, Haltung, Atmung und Stimme zu schulen. Als effektive Übung für den Alltag empfahl Wenzel das Singen: „Es kräftigt nicht nur die Stimme, sondern kann auch helfen, Schluckstörungen vorzubeugen.“

Autofahren trotz Parkinson?

Ein weiteres Thema mit Alltagsrelevanz war die Frage der Fahrtüchtigkeit bei Parkinson. Chefarzt Dr. Winterholler und Psychologin Mareike Gick machten deutlich, dass es darauf keine pauschale Antwort gäbe. Parkinson und manche Medikamente können die Fahrtüchtigkeit etwa durch plötzliche Müdigkeit oder verlangsamte Reaktion beeinträchtigen. „Das heißt aber nicht, dass Betroffene automatisch nicht mehr Auto fahren dürfen“, meinte Gick. Entscheidend sei eine ehrliche, tägliche Selbstreflexion: „Man muss sich jeden Tag aufs Neue fragen, ob man sich in der Lage fühlt, zu fahren“, sagte Winterholler.

Arbeit im Krankenhaus

Wie Pflege auf der Parkinson-Station am Krankenhaus Rummelsberg gelebt wird, machte Stationsleitung Colette Fingerhut in ihrem Vortrag deutlich. Sie schilderte, wie der Alltag für die Patienten dort aussieht und was das Pflegepersonal neben der körperlichen Unterstützung leistet. „Wir sind nicht nur zum Waschen oder Anziehen da“, erklärte Fingerhut. „Wir hören zu, nehmen uns Zeit für Gespräche und begleiten die Menschen.“ Dabei sei das wichtigste Ziel, die Patienten zu ermutigen, wieder selbst aktiv zu werden und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen. 

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