HZ-Fastenaktion

Sieben Wochen ohne Stillstand – Herausforderung am Berg

Mit Grödeln ging es über verschneite Steige. | Foto: A. Pitsch2022/03/IMG_20220322_085549-scaled.jpg

REICHENSCHWAND – Auch in der HZ-Redaktion herrscht Fastenzeit. Wir schließen uns diesmal der Aktion der evangelischen Kirche an, die unter dem Motto „Sieben Wochen ohne Stillstand“ steht, und wagen Neues und Ungewohntes, auch wenn’s schwer fällt. Heute: Redakteurin Andrea Pitsch. (Bildergalerie im Anschluss an den Text)

Stillstand – eigentlich ein Begriff, den ich nicht kenne. Ich stehe selten still, und wenn dann bewusst zum Atemschöpfen. Ansonsten jogge und tanze ich regelmäßig, erweitere dabei meine Strecken und Stile; werde dank der Arbeit stets mit neuen Themen und Menschen konfrontiert – im positiven Sinn. Was würde also passen für „sieben Wochen ohne Stillstand“? Was wäre eine Herausforderung, die mich neu in Bewegung bringt?

Wohin soll es gehen?

Durch Zufall wurde das Ziel schnell klar: eine Bergtour im Winter. Wandern ist für mich ein Sommerthema, Grödeln besitze ich nicht und Skifahren kann ich auch nicht. Also suche ich die Herausforderung am winterlichen Berg – und zugleich eine Auszeit aus dem hektischen Alltag. Die Challenge startet schon mit dem Aussuchen der Tour: lieber was Leichtes mit der Gefahr, doch keinen Schnee mehr zu haben, oder gleich rauf auf 1800 Meter? Wenn dann schon richtig: Also plane ich meine Wanderung zum Geigelstein in den Chiemgauer Alpen auf 1808 Meter.

Es ist früh am Morgen, die Sonne strahlt, niemand ist unterwegs, nur die Vögel zwitschern – kurz: ein Traum. Der Weg startet recht breit durch den Wald; von Schnee erstmal keine Spur. Als es dann doch eisiger und weiß wird, packe ich meine Grödeln aus. Das Anziehen klappt schon mal reibungslos und das Laufgefühl ist während der ganzen Tour super. Nie habe ich Angst, es könnte mich auf den Hosenboden setzen.

Von wegen nur im Sommer

Mein Tagesziel: einfach so weit kommen, wie es geht. Schließlich bin ich allein unterwegs und habe das noch nie gemacht. Ob ich es tatsächlich schaffen werde? Immerhin warten 14 Kilometer und 1115 Höhenmeter auf mich. An einer Abzweigung steht plötzlich: „Jägersteig – nur im Sommer begehbar“. Na dann schauen wir einfach mal, ob das stimmt, denke ich mir. Und es erwartet mich ein kleiner, malerischer Pfad im Schnee.

An winterfest gemachten und immer noch teilweise eingeschneiten Almen zieht sich der Weg durch Wald und Wiesen immer weiter nach oben. Es eröffnen sich immer neue Weitblicke auf die umliegenden Gipfel. Ich könnte einfach nur stehen bleiben und schauen – stundenlang. Auf den letzten 400 Höhenmetern wird es hart für die Beine: Unter der Schneeschicht ist kein Weg hoch zum Sattel zu erkennen. Ich gehe einfach den Spuren im (mittags dann sehr sulzigen) Weiß nach – mehr oder weniger gerade hoch. Die Oberschenkel brennen, der Schweiß rinnt und die Höhensonne brennt: Ob ich doch aufgebe?

Challenge geschafft

Nein, ich sehe das Gipfelkreuz und stapfe auch den kleinen Steig durch Latschen die letzten Meter zum Ziel hinauf. Und bin sprachlos und restlos glücklich: Der Ausblick auf Watzmann, Wilder Kaiser und all ihre beeindrucken Freunde ist gigantisch. Genuss pur. Irgendwann muss ich wieder nach unten. Auch das läuft reibungslos – dank Stecken und Grödeln. Erst als ich dem Endpunkt langsam näherkomme, wird mir bewusst, dass ich meine persönliche Premiere und Herausforderung gemeistert habe. Das an einem Traumtag, dazu das Bergfeeling, das mir trotz der Anstrengung so viel Erholung und Ruhe gibt – das Gefühl ist unbeschreiblich.

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