SCHWARZENBRUCK – Gutachter Hemuth Ammerl prognostiziert eine steigende Verkehrsbelastung für Schwarzenbruck. Dem Gemeinderat präsentiert er ein Verkehrskonzept und rechnet vor, was Tunnel und Umgehungsstraßen dem entgegensetzen könnten.
Im Januar 2019 war Helmuth Ammerl schon einmal zu Gast in der Schwarzenbrucker Bürgerhalle. Damals präsentierte er zum einen die Zahl von 22 000 Fahrzeugen, die an einem durchschnittlichen Tag die Messstation am Ortsausgang nahe der Obi-Kreuzung passiert hatten. Zum anderen die Erkenntnis, dass nur eine Umgehungsstraße die Gemeinde nachhaltig entlasten könne.
Ein halbes Jahr später befragten er und seine Mitarbeiter des Fachbüros Obermeyer einen Tag lang Auto-, Bus- und Lastwagenfahrer sowie Kunden ortsansässiger Geschäfte: summa summarum knapp 4000 Fahrzeuge und mehr als 600 Personen beim Einkaufen. Die Auswertung dieser Daten hat er nun am Dienstagabend in der Bürgerhalle dem Gemeinderat präsentiert.
Demnach drängen inzwischen rund 23 000 Fahrzeuge pro Tag auf der B8 durch Schwarzenbruck. „Damit ist sie eine der höchstbelasteten Bundesstraßen, die mir je untergekommen ist“, sagt Ammerl und taxiert das Limit auf 25 000 Fahrzeuge. Mehr könne die Straße nicht bewältigen. Detailliert schlüsselt Ammerl in der Folge die Zusammensetzung des Verkehrsstroms auf.
So setzt sich der Verkehr zusammen
Die wichtigsten Erkenntnisse daraus: Der Schwerlastverkehr macht nur rund fünf Prozent aus, laut Ammerl „kein überhöhter Anteil“, eher ein „durchschnittlicher Wert“. 54 Prozent aller Fahrzeuge (rund 14 000) sind dem Durchgangsverkehr zuzurechnen, haben also weder Start noch Ziel innerhalb des Gemeindegebiets, „eine Menge Holz“. Und 900 bis 1000 Autos zählen zum „gebrochenen Durchgangsverkehr“, legen also einen Stopp in Schwarzenbruck ein, um etwas zu erledigen. Das sind etwa sieben Prozent des gesamten Durchgangsverkehrs, „ein durchaus hoher Wert“ und Kunden, die den örtlichen Geschäften bei einer Umgehungsstraße möglicherweise verloren gehen.
Um den Sinn verschiedener Umgehungs- und Tunnelvarianten zu überprüfen, stellten Ammerl und seine Kollegen eine Hochrechnung bis ins Jahr 2035 an. Gesamtgesellschaftliche Entwicklungen sind darin ebenso eingepreist wie lokale Bauvorhaben, etwa die Erweiterung Rummelsbergs um bis zu 1000 Einwohner in den kommenden Jahren. 25 000 Fahrzeuge auf der B8, 7000 in Schwarzenbruck selbst, 9600 am Beginn der Burgthanner Straße, 6000 in Rummelsberg, rechnet Ammerl vor. „Das ist ein ordentliches Verkehrsvolumen, das Ihre Gemeinde da zu verkraften hat“, meint der Verkehrsexperte und stellt insgesamt sechs Varianten sowie drei Kombinationen daraus vor. Dabei betont er mehrfach, dass es sich um eine rein verkehrliche Betrachtung handelt. Bautechnische oder gar naturschutzrechtliche Fragen spielten eine untergeordnete bis gar keine Rolle. Es geht im Konzept allein darum, zu zeigen, welche Entlastung bestimmte Varianten bieten, damit die Gemeinde eine Auswahl treffen und diese weiterverfolgen kann.
Das bringt ein Tunnel tatsächlich
So bringt laut Studie eine Südumfahrung oder ein Südtunnel, der deutlich vor der Obi-Kreuzung ansetzt, den Ort etwa auf Höhe der Wüstenroterstraße unterquert und vor der Abzweigung Mimberg auf die B8 zurückführt, die größte Entlastung für die Bundesstraße: um etwa 17 800 Fahrzeuge. Rummelsberg und die Burgthanner Straße hingegen erfahren keinerlei Entlastung.
Diesen Nachteil hat die Variante mit einem reinen Ortstunnel gemein, also einer tiefergelegten B8. Zudem erspare ein solcher Tunnel der Bundesstraße nur 10 000 Fahrzeuge, da eine Verknüpfung mit der Mimberger Straße nicht möglich ist. „Dann bleiben immer noch 15 000 Fahrzeuge, das wäre ein hoher Wert für die weitere Überzeugungsarbeit“, meint Ammerl, der sich mit Wertungen der einzelnen Varianten ansonsten sehr zurückhält.
Eine von den Freien Wählern angeregte Trasse von der A9 durch den Reichswald nach Pfeifferhütte entlaste die B8 um 11 300 Fahrzeuge, die Burgthanner Straße um gerade mal 100 und Rummelsberg überhaupt nicht.
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Eine Entlastung für alle drei Verkehrsschwerpunkte verspricht tatsächlich nur einer der neun gezeigten Vorschläge: eine Umgehungsstraße, die vor der Obi-Kreuzung ansetzt, die Zugstrecke zwischen Stromtrasse und Gewerbegebiet passiert und nördlich des Raumerhauses an Rummelsberg andockt. 6600 Fahrzuge weniger auf der B8, 1600 weniger in Rummelsberg und 3300 weniger auf der Burgthanner Straße: Das sind deren Werte. Verglichen mit einem Tunnel, dessen Kosten Ammerl im dreistelligen Millionen-Bereich ansiedelt, dürfte ein solches Projekt einstellig bleiben. Aber: „Eine ebenerdige Umfahrungsstraße durchzubekommen, ist heute gar nicht mehr so leicht.“
Gemeinde muss ersten Schritt machen
Einen Beschluss hat der Gemeinderat am Dienstag freilich noch nicht gefasst. Nun sollen sich zunächst die Fraktionen intern beraten, danach will Bürgermeister Markus Holzammer (CSU) das Gespräch mit dem Staatlichen Bauamt in Nürnberg suchen. Mit dem Ziel, „in den neuen Bundesverkehrswegeplan zu kommen“. Dieser wird voraussichtlich 2030 fortgeschrieben, man steht also nicht unter Zeitdruck. Dem Staatlichen Bauamt selbst hat Ammerl das Verkehrsgutachten übrigens auch schon vorgestellt. Wie die einzelnen Varianten dort aufgefasst wurden, verrät der Gutachter am Dienstag nicht.
Und auch Andreas Eisgruber, der Leiter des Staatlichen Bauamts, hält sich auf Nachfrage der Redaktion bedeckt. Zwar hat auch er den öffentlichen Druck auf Veränderung wahrgenommen, einen amtlich festgestellten Bedarf aber gebe es bis dato nicht. Denn bei der vergangenen Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans sei der Wunsch nach einer Entlastung noch nicht kommuniziert worden. Den ersten Schritt, da sind sich Eisgruber und Holzammer einig, muss die Gemeinde machen. Sie muss sich entscheiden, welche Varianten sie weiter verfolgen will.
Info: Die Ergebnisse des Verkehrskonzepts hat das Fachbüro in einer Präsentation zusammengefasst. Diese will die Gemeinde in Kürze auf ihrer Website veröffentlichen: www.schwarzenbruck.de
„Demnach drängen inzwischen rund 23 000 Fahrzeuge pro Tag auf der B8 durch Schwarzenbruck.“
Bei 86400 Sekunden pro Tag sind das alle 3-4 Sekunden ein Fahrzeug, und das ununterbrochen, Tag und Nacht.
Einfach lächerlich, Herr Gutachter !