Podiumsdiskussion zu Lärm- und Feinstaubbelastung

Streitthema B8 – Emotionen kochen hoch

BI-Sprecher Norbert Dambaur übergibt den Staffelstab an die Politik. Die Bürgerinitiative bleibe jedoch Teil des Teams | Foto: Mock2018/09/Schwarzenbruck-BI-B8-Podiumsdiskussion-1.jpg

SCHWARZENBRUCK – „Politik muss endlich handeln.“ Unter diesem Motto hat die Bürgerinitiative Albtraum B8 eine Infoveranstaltung in der Bürgerhalle in Schwarzenbruck organisiert. An der Podiumsdiskussion beteiligten sich Gemeinderäte der Grünen, SPD und CSU sowie der Geschäftsleiter der Gemeinde Schwarzenbruck Sebastian Legat und Landrat Armin Kroder. Konfliktmanager Dr. Thomas Donhauser leitete die auf Ausgleich bedachte Diskussion als neutraler Moderator. Die anschließende Fragenrunde drohte jedoch aus dem Ruder zu laufen.

Der Infoabend in der Bürgerhalle Schwarzenbruck ist die vorerst letzte Veranstaltung der BI. Entsprechend groß ist der Andrang. Beim obligatorischen Fahrradkorso radeln über 100 Personen mit. Ziel der Bürgerinitiative ist, die Politik mit ihren Aktionen zu mehr Leidenschaft und konkreten Handlungsvorschlägen zu motivieren. Ihr Vorwurf: „Die Verantwortlichen haben sich klein gemacht“, sagt Norbert Dambaur, Sprecher der BI. Nichts sei von Seiten der Politik geschehen, dabei stünden Sicherheit und Gesundheit der Bürger Schwarzenbrucks und auch Pfeifferhüttes auf dem Spiel. Verkehrsmessungen hätten ergeben, dass 29 Prozent aller Autos das Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde überschreiten. Die Straße produziere Unmengen an Lärm und Feinstaub. Außerdem seien die Querungshilfen unzureichend. Die „Lebensader B8“ trenne Lebensräume.

Geschwindigkeitsbegrenzung

Die Liste der Probleme ist lang, der Handlungsbedarf ist groß. Darin sind sich auch die Vertreter der Politik einig. „Ich sehe durchaus Möglichkeiten, die Situation zu verbessern, aber der Erfolg hängt vom politischen Wollen ab“, sagt Günter Braun, der für die Schwarzenbrucker Grünen an der Podiumsdiskussion teilnimmt. Er macht sich für eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde auf der Bundesstraße stark. Auch Gemeinderat Markus Holzammer (CSU) zeigt sich diesem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen. Flüsterasphalt könne den Lärm zusätzlich abschwächen.

Sebastian Legat nimmt stellvertretend für Bürgermeister Bernd Ernstberger an der Diskussion teil. Er gibt zu bedenken, dass erst Daten erhoben werden müssten, bevor die Gemeinde konkrete Maßnahmen in Angriff nimmt. In diesem Zusammenhang kündigt er eine Feinstaubmessung in Schwarzenbruck für Oktober an. Zum Thema Sicherheit beruft sich Legat auf Statistiken und Aussagen der Polizei, die die Lage als risikoarm einschätzt. Das Publikum zeigt sich mit dieser Aussage sichtlich unzufrieden. Der Geräuschpegel im Raum steigt. Gefühlte Angst und blanke Statistiken seien zwei verschiedene Paar Schuhe, lenkt Moderator Thomas Donhauser ein. Er zeigt Verständnis und bezeichnet die B8 als „eines der letzten Abenteuer unserer Zeit“.

Landrat Armin Kroder schaltet sich ein: „Ich nehme die Themen und Sorgen mehr als ernst“, sagt er. „Man muss kein Verkehrsexperte sein, um den vorgeschlagenen Maßnahmen wie Tempo 30 Wirksamkeit zuzusprechen.“ Die Frage sei jedoch, wie einfach sie bei einer Bundesstraße umzusetzen seien. Der Landrat stellt sich hinter Legat: „Wir brauchen gutachtliche Einschätzungen und verlässliche Grundlagen, um mit den staatlichen Behörden in Dialog treten zu können.“ Um die B8 zu entlasten, setzt sich Kroder für ein drittes S-Bahn Gleis ein.

In der Diskussion kritisiert die BI erneut das Vorgehen des Gemeinderats beim Genehmigen der zweiten Logistikhalle und dem geplanten Wohnungsbau in Rummelsberg. Wäre es klüger gewesen, erst ein Verkehrskonzept einzuholen und danach über die Vorhaben zu entscheiden?

„Uns sind die Hände gebunden“

Manfred Neugebauer (SPD) beruft sich im Bezug auf die Logistikhalle auf den seit 40 Jahren bewilligten Bauplan. Der Bauherr habe Rechtsanspruch, auf seinem Grundstück zu bauen. „Da sind uns die Hände gebunden“, sagt Neugebauer. Kroder stimmt dem zu. Rechtlich sei eine nachträgliche Änderung des Bauplans zwar theoretisch möglich, doch seien die wirtschaftlichen Folgen für die Gemeinde unabsehbar. Der Plan hätte auf jeden Fall genehmigt werden müssen.


Im Bezug auf den Wohnungsbau versucht Holzammer zu beschwichtigen, dass nicht zu erwarten sei, dass das Verkehrsaufkommen groß ansteigen werde, da die meisten der zukünftigen Bewohner in Rummelsberg arbeiteten. Die Aussage wird von sarkastischen Zwischenrufen aus dem Publikum – wie „Weil sie Rummelsberg nie verlassen?!! –kommentiert. Alle drei Gemeinderäte, Geschäftsstellenleiter Legat und auch Landrat Kroder bekräftigen, sie wollten gemeinsam und parteiübergreifend an einem Vorankommen in puncto B8 arbeiten.

Frust bricht sich Bahn

Anschließend an die Podiumsdiskussion kommen die Bürger zu Wort. Die friedlich begonnene und zunächst zielgerichtete Fragerunde, in der unter anderem erneut der mögliche Bau einer Umgehungsstraße diskutiert wird, eskaliert zu einem Stimmengewirr. „Jetzt red ich“, ruft ein erboster Mann mittleren Alters, als Moderator Donhauser versucht einzugreifen. Der Frust sitzt tief. Viele sind enttäuscht von der Politik. Fühlen sich von ihr allein gelassen. Werfen ihr vor, überfordert zu sein. Der Konfliktmanager hat Mühe, die aufbrausenden Zuhörer zur Ordnung zu rufen, kann das Ruder aber gerade noch herumreißen. Sein Resümee des Abends: „Es ist inspirierend, zu sehen wie viel Engagement und Leidenschaft Sie mitbringen. Das finde ich sehr gut! Ich habe aber auch den Eindruck, es ist sehr viel Misstrauen und Frustration vorhanden. Das ist verständlich, muss aber abgebaut werden.“

Dambaur beschließt die vorerst letzte Veranstaltung der BI mit einem symbolischen Akt: Er übergibt den Staffelstab buchstäblich an die Politik. „Jetzt heißt es Gas geben, aber Vollgas!“, ruft er enthusiastisch. Auch wenn künftig zunächst keine Aktionen von der BI zu erwarten sind, lockerlassen werden die Schwarzenbrucker nicht. „Wir sind weiterhin Teil des Teams“, sagt Dambaur bestimmt.

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