HERSBRUCKER SCHWEIZ – Wanderreporterin Claudia Freilinger hat gestern ihre dritte Etappe im Nürnberger Land zurückgelegt. Auf der Strecke von Pommelsbrunn nach Hersbruck hatte sie viele spannende Begegnungen:
Wandern wie in den Alpen? Und das rund um Pommelsbrunn? Diesen Traum hatten Thomas Ketterer und seine Freunde Marion und Jürgen Pirner. Also haben sie in Eigeninitiative den „1000 Höhenmeter Rundwanderweg“ geschaffen. Thomas und seine Ridgeback-Hündin Bella begleiten mich ein Stück auf meinem Weg von der Houbirg hinab über Reckenberg nach Pommelsbrunn – ein Teilstück des Wegs mit Namen 1000hmr.de. „Ich wollte ursprünglich für den Jakobsweg trainieren“, erzählt Thomas. Aus einer Laune heraus suchten die Freunde deshalb vor Jahren eine knapp 23 Kilometer lange Strecke heraus, auf der ein Wanderer gut 1000 Höhenmeter zurücklegt. Sie verläuft in zwei Abschnitten und bildet die Form einer Acht – Ausgangspunkt ist immer Pommelsbrunn. Weil sein Haus direkt am Weg liegt, freut sich Thomas Ketterer immer, wenn er sieht, wer inzwischen alles die Strecke nutzt. Selbst „Ultra-Trailrunner“, die sonst 60 oder 70 Kilometer laufen, rennen hinauf, um sich sportlich zu verausgaben. Natürlich kommen aber auch Wanderer, die einfach Erholung suchen und das Panorama genießen wollen.
Ein Hamam in Franken
In Pommelsbrunn fragt mich Wirt Uli Vogel, ob ich Lust habe auf einen spontanen Besuch im mittelalterlichen Badehaus. Ein Hamam in Franken? Da sage ich natürlich nicht nein. Ich freue mich, dass es das kleine Museum gibt in dem Gebäude, das 1486 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Uli Vogel lässt mich nämlich wissen, dass es beinahe abgerissen worden wäre. Durch die Dokumentation, die es jetzt gibt, bekomme ich einen Eindruck von der Badekultur, die es im Mittelalter gegeben hat. Ich wusste zum Beispiel vorher nicht, dass der Bader gesellschaftlich auf einer Stufe stand mit dem Henker. „Der Grund ist, dass er auch medizinisch arbeitete und schröpfte“, sagt Uli Vogel. „Wer mit Körpersäften zu tun hatte, war automatisch schlecht angesehen.“
Richtig mulmig wird es mir, als ich den Segelflugplatz in Hersbruck erreiche. Der Vorsitzende der Luftsportgemeinschaft, Stefan Harries , lädt mich auf einen Rundflug mit dem Motorsegler ein. Emil, das rote Vereinsauto, zieht die Maschine zum Rollfeld. Stefan Harries sitzt schon drin und lenkt mit, während der zweite Vorsitzende Helmuth Kuphal und ich vorne im Wagen sitzen. An der Startbahn macht mein Pilot den letzten Sicherheitscheck und wärmt den Motor vor. Ich lache noch über das Schild im Cockpit: Rauchen verboten. Als Stefan Harries dann das Verdeck schließt und den Propeller anwirft, wird es mir schon ein bisschen anders. Bisher habe ich mich immer gedrückt, wenn es ums Abheben geht. Tatsächlich sorgt der Wind für ein paar kleine Turbulenzen, aber der Blick über Hersbruck und seine Schweiz entschädigt für alles. Zwischendurch lässt Stefan Harries mich sogar selbst steuern. Schließlich ist er auch Fluglehrer. Ohnehin bin ich beeindruckt davon, wie stark er und die anderen Mitglieder sich in der LSG engagieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen haben die Flieger auch überhaupt keine Probleme, Nachwuchs zu finden. Im Gegenteil: Ein Drittel der Mitglieder sind Jugendliche.
Bewertung der Etappe
Verpflegung: 4 von 5
Ein wahrlich süßer Wandertag. Im Gasthof Vogel in Pommelsbrunn gibt es erst ein Marmeladenbrot und dann noch eine nette Überraschung. Wirt Thomas Vogel lädt mich ein, mit ihm das Badhausmuseum zu besuchen. Das mach‘ ich doch glatt. Erich Pemsel in Hohenstadt (Bericht im heutigen Regionalteil) versorgt mich mit Kuchen für unterwegs.
Schnappschussfaktor: 5 von 5
Na, da geht nichts drüber, und das im wahrsten Sinn. Als ich mit Stefan Harries in der Luft bin, habe ich natürlich einen perfekten Ausblick über die ganze Hersbrucker Schweiz. Leider ist das mit dem Smartphone aber schwierig einzufangen. Stefan Harries kann das besser. Er verrät mir, dass er auch Luftaufnahmen macht mit seiner Vollformatkamera.
Schwierigkeitsgrad: 1 von 5
Ein Klacks, sag‘ ich. Die Strecke ist nicht lang, verläuft nur im Tal, und am Baggersee bei Happurg finde ich sogar ein Pausenplätzchen, wo ich mich mit Eis versorgen kann.
Videos und Bilder gibt es hier.