Die Altstadtfreunde, die Stadtführer und das Wenzelschloss

Benedikt Bisping und die Seinen

Benedikt Bisping wirbt im Wahlkampf mit Stadtführer Herbert Höfel – wie neu­tral ist er angesichts dessen als Bürgermeister? Foto: Fischer2014/02/wahlplakat_bisping_ho__fel.jpg

LAUF — Streit ums Wenzelschloss: Die Laufer Altstadtfreunde möchten dort gerne Führungen anbieten, doch die Stadt gibt ihnen keinen Schlüssel. Der Verein der Stadtführer jedoch darf Besuchern den Wappensaal zeigen. Zum politischen Zündstoff wird die Angelegenheit, weil einzelne Stadtführer auf Wahlplakaten mit dem Bürgermeister posieren. Das gefällt den Stadtratsfraktionen nicht. Sie kritisieren, dass das von Benedikt Bisping beschworene Miteinander offensichtlich nicht für alle gelte. Dieser lenkt ein und will dafür sorgen, dass künftig auch die Altstadtfreunde das Denkmal nutzen können.

„Unser Lauf … soll attraktiv sein“, heißt es auf einem der Plakate, mit denen Benedikt Bisping für seine Wiederwahl wirbt. Es zeigt den Bürgermeister vor der Kulisse des europaweit einzigartigen Wappensaals im Wenzelschloss mit Herbert Höfel, einem der Gründer des Stadtführer-Vereins. Das Plakat hat für Ärger gesorgt: Wahlleiter Benjamin Wallner beanstandete, dass darauf ein Logo der Stadt Lauf zu sehen war. Die Stadtführer benutzen die sogenannte Bereichsmarke in abgewandelter Form unter anderem auf ihrer Internetseite und auf ihren Namensschildern. So weit, so gut – nur auf Wahlplakaten hat sie nichts verloren. Wallner verweist gegenüber der Pegnitz-Zeitung auf das Gemeinde- und Landkreiswahlgesetz. Das fordert, dass sich Behörden neutral verhalten. Die Grünen mussten das Logo überkleben.

An der Neutralität der Stadtverwaltung unter Bisping zweifeln auch die Altstadtfreunde. Sie möchten ausgewählte Gruppen ins Schloss führen. Ein entsprechender Antrag, gestellt im August, wurde allerdings abgelehnt. Führungen durch das Gebäude, heißt es in einem Schreiben des Laufer Hauptamts an Baldur Strobel, den Vereinsvorsitzenden, seien „ausschließlich den Stadtführern vorbehalten“. Und weiter: „Dabei soll es auch bleiben!“ Bisher habe man nur einen Schlüssel vom Freistaat – dem Eigentümer des Denkmals – erhalten. Bekomme man weitere Schlüssel, werde man diese nicht abgeben.

Die Stadt begründete dies damit, dass sie keine Konkurrenz zwischen Altstadtfreunden und Stadtführern erzeugen möchte. Bisher funktioniere die Regelung doch gut: Die Altstadtfreunde kümmerten sich um die Marktplatz-Keller und die Reichelsche Schleif, die Stadtführer zeigten Besuchern das historische Lauf.

Strobel will daran freilich nichts ändern, „wir möchten ja keine großen Führungen durch die Stadt anbieten“. Nur in puncto Wenzelschloss wollen die Altstadtfreunde Gleichberechtigung. Sie planen nach eigener Aussage, mit Besuchern der Schleif anschließend über die Wasserbrücke in den Wappensaal zu gehen, um ihnen diese Laufer Sehenswürdigkeit vorzuführen. „Auch Themenführungen zum Saal können wir uns vorstellen“, sagt Strobel. Er fragt: „Woher leitet sich der Alleinvertretungsanspruch der Stadtführer her?“

Diese Frage stellen in der heutigen Stadtratssitzung – um 19.30 Uhr im Rathaus – auch 18 Mitglieder von CSU, SPD, Freien Wählern und FDP. Sie fordern die Verwaltung dazu auf, den Altstadtfreunden gleichberechtigten Zugang zu gewähren. Georg Schweikert, der Bürgermeisterkandidat der SPD, ist einer der Wortführer. Er findet, „dass gewisse Grenzen überschritten sind“. Nicht nur die Debatte ums Wenzelschloss führt er dabei an, sondern auch die Verwendung des kommunalen Logos durch die Stadtführer und die Tatsache, dass diese über eine städtische Durchwahlnummer zu erreichen sind. Schweikert: „Das sieht alles aus, als wäre es eine Einrichtung der Stadt.“

Für den Bürgermeister, der einer von drei Unterzeichnern der Gründungsurkunde des Stadtführer-Vereins ist, ist diese Verquickung nicht problematisch. Dass Höfel ihn im Wahlkampf unterstütze, freue ihn sehr, habe aber mit der Zuteilung des Schlüssels „nichts zu tun“. Diese sei mit dem Freistaat abgestimmt, dem das Schloss ja schließlich gehöre. Die 2011 gegründeten Stadtführer könnten eine Erfolgsbilanz vorweisen, „und es ist doch wichtig, dass sich Menschen engagieren“.

Weil Bisping, derart in die Kritik geraten, aber findet, dass alle Laufer „am Schloss teilhaben sollen“, will er sich dafür einsetzen, dass auch die Altstadtfreunde zu ihrem Recht kommen, „das muss jetzt feinfühlig besprochen werden“.

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