Archäologische Funde

Letzte Grabungen im Hersbrucker Posthof-Areal

Hier legt ein Mitarbeiter einen kleinen Handwerksofen frei. | Foto: A. Pitsch2020/09/IMG-8126.jpg

HERSBRUCK – „Hier spiegelt sich die Hersbrucker Stadtgeschichte in Einzelfunden wider“, sagt Leif Steguweit und deutet auf die große und weite Baugrube im Posthofareal. Er und sein Team der Grabungsfirma ASF – Archäologie-Service Franken haben interessante Stücke vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein gefunden.

Bereits im Frühjahr hatten die Archäologen Baugrundvoruntersuchungen vorgenommen. Nachdem nun das Fundament errichtet werden soll, mussten die Experten noch einmal ran. „Wir haben die Schichten im Bereich der gesamten Bauzieltiefe untersucht“, erklärt Grabungstechniker Sebastian Schumann, „alles darunter wird durch die Abdeckung konserviert“.

Und diesmal gab der Boden nicht nur Reste einer mittelalterlichen Bruchsteinmauer frei, die ein Mitarbeiter sorgfältig putzt. Deutlich erkennbar sind schwarze Schichten, in der sich Funde aus Mittelalter und früher Neuzeit (15./16. Jahrhundert) versteckt hatten, so Steguweit. Darunter ein kleines Ton-Pferdchen. „Aufgrund der schönen grünen Glasur würde ich sagen, ist es neuzeitlich“, überlegt Schumann laut. Was es wohl war? „Vielleicht ein Kinderspielzeug oder ein Aufsatz.“ Denn es hat vorne im Brustbereich ein kleines, rätselhaftes Loch.

Flache Kanten

Daneben erspürten die ASF-Mitarbeiter auch einen daumennagelgroßen Vierschlagpfennig. „Solche kleinen Funde entdeckt man nur mit dem Metalldetektor“, verrät Steguweit. Trotz der Verwitterung und der Ablagerungen kann er erkennen, dass es sich um ein einseitig geprägtes, bayerisch-österreichisches Münzbild handelt. „Der Münzer hat zum Schluss die vier Ecken flachgeklopft, daher der Name“, erläutert Steguweit. Er verortet das Stück ins 13. Jahrhundert.

Ein anderer Fund belegt, dass das alte Zentrum Hersbrucks besiedelt war – und das vielleicht sogar schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung von 976: „Die gefundene Kreuzscheiben-Fibel stammt aus dem neunten bis 11. Jahrhundert“, war sich Steguweit beim ersten Anblick sicher. Eine Expertin einer Fachstelle grenzte den Zeitraum genauer ein auf die zweite Hälfte des 10. und die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts.

So oder so: Diese mittelalterliche „Schmuck-Sicherheitsnadel“ sei ein schöner Beleg für die „durchgehende Siedlungsgeschichte“ von Hersbruck. „Eine urkundliche Erwähnung ist immer ein Maßstab, aber klar ist, dass es auch davor schon eine Ortsgeschichte gibt“, so Steguweit. Dass die Archäologen etwas in dieser Hinsicht finden würden, war daher zu erwarten: „Wir befinden uns mitten im Zentrum.“

Besitzer trägt Kosten

Und das schien vielfältig belebt gewesen zu sein. Neben Fibel, Pferdchen und Münzen entdeckten die Fachleute Glas-Schlacke und viele Hufnägel sowie vier kleinere Öfen. „Das deutet auf Werkstätten von Handwerkern hin“, ist Schumann überzeugt. Vielleicht sind die Nägel eingeschmolzen worden, denkt er laut nach.

Was passiert nun mit den Fundstücken, da die Grabung abgeschlossen ist? „Die gehen alle ans Landesamt für Denkmalpflege und werden dort bearbeitet“, beschreibt Steguweit das weitere Vorgehen. Danach würden sie zwischen Grundstückseigentümer und Bauherren, der laut Steguweit die Verzögerungen klaglos hingenommen habe, aufgeteilt: „In der Regel treten die Bauherren die Stücke an den Freistaat ab, denn sonst müssten sie sich auch um die Restaurierung kümmern.“ Doch bis da eine Entscheidung fällt, werden Fibel, Münze und Co. erst einmal eingehend untersucht.

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