Geplante Juraleitung

BN gegen aktuelle Trassenplanung: „Energie vor Ort statt Waldverlust“

Der Bund Naturschutz setzt sich für viele Umweltprojekte ein. Hier etwa im Februar gegen den Sandabbau im Reichswald. Kreisvorsitzende Miranda Bellchambers (Mitte) fordert lokale Verteilernetze und Speicherkapazitäten.
Der Bund Naturschutz setzt sich für viele Umweltprojekte ein. Hier etwa im Februar gegen den Sandabbau im Reichswald. Kreisvorsitzende Miranda Bellchambers (Mitte) fordert lokale Verteilernetze und Speicherkapazitäten. | Foto: Mario Landauer2025/10/27c9d3910933a679b42c331a30eca8746809fcac_max1024x.jpg

NÜRNBERGER LAND – Der Bund Naturschutz (BN) hat die Planfeststellungsunterlagen zur geplanten P53-Juraleitung ausgewertet und spricht sich deutlich gegen die aktuelle Trassenplanung aus.

„Nach unserer Analyse dient die Leitung nicht dem Ausbau der regionalen Energiewende. Stattdessen fordert der Verband, in lokale Verteilernetze und Speicherkapazitäten zu investieren, damit erneuerbare Energie vor Ort optimal genutzt werden kann“, sagt die Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz Nürnberger Land, Miranda Bellchambers. Besonders kritisch sehe man die erheblichen Eingriffe in wertvolle Waldflächen. Denn der BN kritisiert den in der Planung erfassten dauerhaften Waldverlust von 20,7 Hektar sowie einen weiteren temporären Waldverlust von 6,3 Hektar, wovon insgesamt 11,86 Hektar Bannwald betroffen sind. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für den Bannwaldschutz und in Zeiten des Klimawandels völlig inakzeptabel“, ergänzt der Vorstand des BN Altdorf/Winkelhaid, Hans-Dieter Pletz.

Darüber hinaus fehle eine nachvollziehbare Alternativen-Prüfung. Varianten, die die Dörlbacher Au oder dicht bewohnte Bereiche wie Ludersheim umgehen, wurden nach Sicht des BN nicht ernsthaft in Erwägung gezogen.

Angaben zu Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) seien nicht zu finden. Waldüberspannung im Abschnitt A-Ost, etwa bei Ludersheim, komme kaum vor, das bedeute für die Anwohner laut BN eine erhebliche Belastung: Durch die geplanten Rodungen falle natürlicher Lärmschutz weg und empfohlene Mindestabstände zu Wohngebieten würden nicht eingehalten. „Kein Mensch möchte unter dem Richtwert von 400 Metern Abstand zu einer 380-kV-Leitung leben oder arbeiten“, sagt Pletz.

Arten- und Lebensraumschutz

Der BN zeigt sich zudem schockiert darüber, dass wesentliche Artenschutzaspekte in den Unterlagen fehlen oder nur unzureichend erfasst wurden: Betroffen sind etwa eine der größten Amphibienpopulationen im Landkreis Nürnberger Land, sowie ein etwa 80 Jahre alter Flatterulmenwald. Das ist eine geschützte Art, die sich auf der auf der Roten Liste befindet.

Die aktuellen Planungen würden das Amphibien-Waldhabitat völlig zerstören und den Zugang zu ihren Rückhaltebecken komplett versperren. Weiterhin würde der Flatterulmenbestand durch den Bau des neuen Umspannwerkes inklusive neue Zufahrten und die neuen Zuleitungen von Rodung und Trockenlegung bedroht. Dabei gebe es technisch sinnvolle Alternativen: Die sogenannte Gas-gekapselte Technologie im Umspannwerk benötige etwa 80 Prozent weniger Fläche und würde den massiven Ausbau im Wald samt Verbindungsleitungen überflüssig machen.

Unversiegelte Natur in Gefahr

Insgesamt seien 114 Hektar von Eingriffen betroffen, davon 105 Hektar bislang unversiegelte Naturfläche. Auf dieser Flächengröße würde gebaggert, Boden umgeschichtet, mit Beton gefüllt und vorhandene Strukturen geschädigt. Zufahrtswege würden dauerhaft ausgebaut und Kurvenradien durch Rodung vergrößert. Baumaterial müsse aus Sand- und Kiesgruben entnommen werden und verursache weitere Flächenverluste.

Viele der geplanten Ausgleichsmaßnahmen reichen laut BN nicht aus: Es würde deutlich weniger Bannwald ersetzt, als verloren ginge. Zudem bliebe der Aufwuchs unter der Leitung dauerhaft eingeschränkt, denn der wertvolle Wald könne sich dort nie wieder entwickeln.

Die Leitung löst nach Ansicht des Verbands keines der aktuellen Energieprobleme vor Ort: Bereits heute müssten Wind- und Biogasanlagen am Morgen abgeregelt werden, neue PV-Projekte scheiterten an fehlender Netzstruktur und lokalen Speichermöglichkeiten.

„Sicherheitspolitische Risiken“

„Die P53-Juraleitung bringt uns regional nicht voran und schafft neue Risiken – auch sicherheitspolitisch. Große Infrastruktur ist anfällig für Angriffe, wie wir im Ukrainekrieg sehen. Dezentralisierte Energieversorgung ist zukunftssicherer und wirtschaftlich sinnvoller“, so das Fazit des BN. Der Verband fordert deshalb eine grundlegende Überarbeitung der Planung und starke Priorität für die lokale Energiewende-Infrastruktur statt großflächiger Waldrodungen.

Info: Der BN und das Aktionsbündnis Trassengegner rufen zu einer Stellungnahme der Bürger mit ihren Einwänden bis Mittwoch, 3. Dezember, an die Regierung von Mittelfranken auf. Die Sammelstellungnahme finden Interessierte auf der BN-Homepage unter https://nuernberger-land.bund-naturschutz.de/aktuelles) und auf der Homepage des Aktionsbündnisses unter www.stromautobahn.de sowie bis Freitag, 28. November, in vielen lokalen Geschäften zum Unterschreiben.

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