HERSBRUCK – Nicht jedem gefällt die Blühwiese am Kreisverkehr bei Altensittenbach, einen „Fanclub“ aber haben die Mitarbeiter des Bauhofs: Das Bienenvolk von Thomas Rieck, das seit kurzem direkt neben dem schmalen Streifen kunterbunter Blüten wohnt und sich an deren Pollen für den bevorstehenden Winter einen dicken Wams anfuttert.
Der neue 2. Vorsitzende des Imkervereins Hersbruck bringt seine fleißigen, geflügelten Arbeiterinnen gerne zum Honigsammeln an die verschiedensten Orte. Deshalb fragte er bei Bauhofleiter Roland Rüll an, ob er eine Beute an der Kastanienallee unterhalb der Ostbahnstraße aufstellen darf. Der Erfolg war – vor allem wegen des nasskalten Sommers – freilich eher bescheiden. Doch Stadtgärtner Markus Detzer wusste Rat: „Warum es nicht mal an der neuen Blühwiese probieren?“
Beute mit Fenstern
Wohlwissend, dass die Fläche nicht zur Honigproduktion reichen wird (sich seine Bienen aber sehr wohl ihren „Winterspeck“ anfressen können) , nahm Rieck diesen Vorschlag dankend an – und entwickelte daraus spontan eine „Werbe-Idee“ für seinen Imkerverein. Jetzt steht dort eine kleine Warré-Beute, die an fast allen Seiten kleine Fenster hat, durch die die fleißigen Bestäuber beim Wabenbau und der Brutpflege zu beobachten sind.
„Da könnten wir dann mal an einem Samstag oder Sonntag mit Interessierten eine halbe Stunde hingehen und ihnen unsere Arbeit näherbringen“, sagt Rieck. Mit den dabei zu erzählenden Details – wie etwa dem, dass die durchschnittliche Arbeiterin gerade mal etwas mehr als 30 Tage lebt – stieß er zumindest bei Bürgermeister Robert Ilg auf großes Interesse: „Mir war gar nicht bewusst, was die kleinen Tierchen so alles machen“, sagte er.
Summende Patenkinder
Vielleicht bewährt sich diese „PR-Aktion“ ja ebenso gut wie eine andere Werbe-Idee des umtriebigen Vereins: die vor zwei Jahren erstmals vergebenen Bienenpatenschaften. Mit denen wollen die Hersbrucker Bienenfreunde zum einen auf dem Hutanger in Ellenbach genügend der kleinen, fleißigen Honigsammler für die Ausbildung von Nachwuchsimkern auf ihrem geplanten Lehrbienenstand ansiedeln, und zum anderen sorgen die Paten für stets willkommenes Geld in der Vereinskasse.
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Immerhin brachten sie im vergangenen Jahr 4000 Euro und heuer sogar 4300 Euro ein – neben 5000 Euro, die die Sparkasse der „fliegenden Landwirtschaft“ zukommen ließ, wie Vereinsvorsitzender Thomas Reichel sagte. Die Paten erhielten im Gegenzug je nach Höhe ihrer „Einlage“ zwischen 5 und 20 Pfund Honig. Beim Ortstermin in Altensittenbach übergab Reichel denn auch Bürgermeister Robert Ilg das Glas für die Stadt Hersbruck. Und erzählte, dass er heilfroh ist, die Paten heuer „bedienen“ zu können, war der Sommer doch alles andere als ertragreich. Seine eigenen 24 Völker sammelten nur 70 statt der sonst üblichen mindestens 200 Kilo. „Aber in Hersbruck hat der Herrgott die Schleusen aufgemacht und dann hat’s gepasst“, sagte er augenzwinkernd.
Deutlich weniger zu lachen haben Reichel und seine Mitstreiter dagegen beim Thema Mitmach-Imkerei, deren Bau wegen der explodierten Rohstoffpreise derzeit auf Eis liegt. Auf Empfehlung des Architekturbüros Ganser soll heuer aber wenigstens noch das Fundament entstehen (bevor die Betonpreise noch weiter durch die Decke gehen), ehe dann 2022 – bei hoffentlich wieder sinkenden Holzpreisen – der Rest in Angriff genommen wird.