HERSBRUCK – Thomas Reichel ist der Inbegriff guter Laune, derzeit allerdings könnte der umtriebige und immer fröhliche Vorsitzende des Imkervereins Hersbruck nur weinen: Der Startschuss für die „Mitmach-Imkerei“ am Ellenbacher Hutanger kann nun doch erst im nächsten Jahr fallen, die Bienenfreunde fühlen sich von der Bürokratie ausgebremst.
Rückblick: Ende April 2020, also vor gut einem Jahr lag der heiß ersehnte Förderbescheid von Leader im Briefkasten des Vereins – und damit das vermeintlich „letzte Puzzleteilchen“ für das rund 200 000 Euro teure Projekt, wie die HZ seinerzeit titelte. Ein paar Wochen später sollten die Arbeiten an der kleinen, aber feinen Ausbildungsstätte für Neu- und Nachwuchsimker gleich oberhalb der „Kapelle unter den drei Linden“ beginnen, so die Hoffnung damals.
Doch daraus wurde nichts: Nicht nur wegen der in diesen Tagen gerade auf Deutschland übergreifenden Corona-Pandemie, sondern auch, weil die endgültigen Genehmigungen der unteren Naturschutzbehörde, des Bauamts oder des für die Leaderfördermittel zuständigen Amt für Landwirtschaft in Uffenheim länger auf sich warten ließen als erhofft. Kurz vor Pfingsten zog nun das Architekturbüro Ganser aus Neunkirchen die „Notbremse“ – weil in den vergangenen Monaten wegen der nach Corona wieder anziehenden Weltwirtschaft die Preise auch für Baumaterialien wie Holz oder Beton kräftig nach oben schnellten, ist „das Projekt mit unserem Budget derzeit nicht mehr bezahlbar“, sagte Reichel der HZ.
Noch ein Jahr warten
Ein Verschieben des Baustarts auf 2022 war für die Imker aus Hersbruck und Umgebung damit unausweichlich, wenn auch zähneknirschend. „Da steckt so viel Herzblut drin“, sagt Reichel, dem die Enttäuschung deutlich anzuhören ist. Aufgeben aber, das unterstreicht er im Gespräch mit der Redaktion deutlich, „kommt für uns überhaupt nicht in Frage.“
Deshalb denken er und seine Mitstreiter nun darüber nach, ob heuer wenigstens noch die Betonplatte gegossen werden soll, auf der das rund 70 Quadratmeter große, barrierefreie Häuschen aus heimischen Hölzern errichtet werden soll. Neben einem großen Multifunktionsraum als Mittelpunkt entsteht hier ein Schleuderraum. Der ist durch eine große Glasscheibe für die „Schüler“ gut einsehbar (Stichwort: Schau-Imkerei), aber abgeschlossen. „Aus Hygienegründen, schließlich stellen wir Lebensmittel her“, so Reichel.
Treffpunkt für Verein
Auf der anderen Seite ist neben der behindertengerechten Toilette eine gut zehn Quadratmeter große Werkstatt geplant, in der die Imker Bienenkästen selbst reparieren und bauen, Bienenwachs für die Mittelwände herstellen oder Gäste in verschiedene Aktionen einbeziehen können. Auf der Nordseite des „Bienenhauses“ – mit Blick auf den Hutanger und Hersbruck – schließt sich eine knapp 20 Quadratmeter große Terrasse an. Schließlich soll das neue Heim, das nur in der warmen Jahreszeit genutzt wird, auch als attraktiver Treffpunkt dienen, um das Vereinsleben zu beleben.
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Ein großer Teil der Baukosten von über 200 000 Euro kommt aus dem EU-Förderprogramm „Leader“ als Teil des ebenfalls mit diesen Geldern geförderten Kooperationsprojekts „Weg der Landwirtschaft“. Dazu kommen viele Spenden. Reichel und seine Mitstreiter haben in den vergangenen Jahren kreativ und erfolgreich die Werbetrommel gerührt, gewannen 2016 den 1. Förderpreis für ehrenamtliches Wirken der Raiffeisenbank (Reichel: „Der Startschuss“) oder wurden mit dem Erlös des „Markts der langen Gsichter“ der HZ bedacht. Zur langen Liste der Unterstützer gehören auch die Sparkasse Nürnberg, der Bildungsfonds Nürnberger Land und die Stadt Hersbruck – und eine ganze Reihe an Bienenpaten.
Die allerdings müssen heuer auf das „flüssige Gold“ vom Ellenbacher Hutanger (je nach Patenschaft zwischen 5 und 20 Pfund Honig) verzichten: „Wegen des kühlen, feuchten Frühjahrs haben wir bislang noch kein einziges Gramm Honig geerntet“, sagt Thomas Reichel, der gleiches auch in seiner Direktimkerei „Bienenkörbchen“ verkraften muss. „Das korrigieren wir dann aber nächstes Jahr“, versprechen er und seine Vereinskollegen.