FEUCHT – Die Feuchter SPD fürchtet eine hohe finanzielle Belastung durch die BR Radltour und möchte die Großveranstaltung deshalb verhindern. Nach Erläuterungen des BR im Gemeinderat schiebt sie ihren Antrag jedoch um einen Monat.
Mit sechs Etappen und 500 Kilometern in den Beinen hätten sie Ende Juli die Marktgemeinde erreichen und eine große Abschlussparty feiern sollen: die 1100 Freizeitsportler der BR-Radltour. Dann sorgte die Pandemie für einen Platten. Der BR entschied, die Tour auszusetzen und im kommenden Jahr nachzuholen. Auch 2021 soll es in der ersten Ferienwoche quer durch Bayern gehen: mit Start in Cham und Ziel in Feucht.
Doch in der Marktgemeinde schleift etwas. In einem Antrag der SPD-Fraktion fordert Ines Stelzer nun dazu auf, die Planung der Radltour einzustellen. Sie geht von Kosten im sechstelligen Bereich aus. „Im Gegensatz dazu wurden ursprünglich 30 000 Euro erwartet und im Marktgemeinderat als Maximum beschlossen“, heißt es in dem Antrag der Genossen wörtlich. Aufgrund der aktuellen Haushaltslage könne sich die Gemeinde eine solche Veranstaltung deshalb einfach nicht leisten.
„Gewaltiger medialer Aufschlag“
„Bühne, Künstlergage, Security: Den Löwenanteil finanzieren wir selbst“, entgegnet Wolfgang Slama, der Cheforganisator der BR-Radltour, in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates in der Reichswaldhalle. Die Gemeinde müsse ihrerseits für Strom und Wasser auf dem Gelände sorgen und Schulen oder Turnhallen zum Übernachten bereitstellen. „Wir können anbieten, die Kosten zu deckeln, auf maximal 30 000 bis 35 000 Euro. Wir wollen die Kommunen ja nicht mehr belasten als unbedingt nötig, da sind wir nicht vergleichbar mit einem rein gewinnorientierten Anbieter“, meint Slama weiter und spricht von einem „gewaltigen medialen Aufschlag“, den Feucht im Gegenzug erhalte.
Der BR werde auf allen Kanälen über die Radltour berichten und damit täglich mehrere Millionen Menschen erreichen. Start und Ziel sind dabei natürlich die meistgenannten Orte der Berichterstattung. Ferner spricht Slama von einem Ortsporträt, Liveübertragung des Zieleinlaufs und vielem mehr. „Sie liefern uns die Themen, wir spielen den Multiplikator“, verspricht er. Den Wert für die Gemeinde könne man zwar nicht in Euro beziffern, „aber er geht sicher in die Hunderttausende“.
In der folgenden Diskussion spricht Herbert Bauer (CSU) von einer „einzigartigen Chance, die nur alle paar Jahrzehnte kommt“, Harald Danzl (CSU) von „Marketing, das für Feucht unbezahlbar ist“ und Birgit Ruder (Freie Wähler) von „gigantischer Außenwirkung“. Für die Ausschussgemeinschaft signalisiert Christian Nikol Zustimmung, Skepsis herrscht weiterhin auf Seiten der SPD. „Können wir es uns leisten, viele Mitarbeiter über ein halbes Jahr damit zu beschäfitgen und dann klappt es am Ende doch nicht?“, fragt Antragstellerin Ines Stelzer in die Runde. Schließlich kann die Pandemie auch 2021 ganz schnell die Luft aus der Radltour lassen.
Kotzur steht hinter der Radltour
Den sechsstelligen Betrag, von dem die SPD in ihrem Antrag schreibt, hat Bürgermeister Jörg Kotzur (parteilos) den Fraktionsvorsitzenden in einer Besprechung genannt. Berechnet hatte ihn Wirtschaftsförderer Phi-lipp Ankowski. Er habe mit früheren Etappenorten gesprochen und alles einbezogen, was auf die Gemeinde zukommen könnte. „Im Worst Case landen wir dann bei einem niedrigen sechsstelligen Betrag“, erläutert Ankowski auf Nachfrage der Redaktion. Dabei kommen das Aufstellen von Toilettenhäuschen und das Schaffen von Parkplätzen ebenso zum Tragen wie die interne Verrechnung, also die Personalkosten, die für das Planen und Durchführen der Tour im Rathaus anfallen.
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Kotzur selbst steht hinter der Radltour, möchte die Veranstaltung aber nicht blauäugig angehen. Deshalb sieht er den genannten Betrag eher als eine Art Verhandlungsgrundlage für die Gespräche mit dem BR. Dass es am Ende bei 30 000 Euro für die Gemeinde bleibt, glaubt aber auch er nicht. Zumindest auf den Kosten der internen Verrechnung werde die Gemeinde wohl sitzenbleiben.
Ob die Radltour 2021 mit großem Abschlusskonzert in Feucht zu Ende gehen wird, entscheidet der Marktgemeinderat am Mittwochabend nicht. Nach Slamas Vortrag und einigen Rückfragen bittet Stelzer, ihren Antrag auf die nächste Sitzung zu schieben und erst nach weiterer Beratung zu entscheiden.