Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum

Diamant am Firmament

Die Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern schätzt das Herman-Oberth-Raumfahrtmuseum schon heute als „inhaltlich höchst beeindruckend“ ein | Foto: HORM2018/07/Feucht-Oberth-Museum-Erweiterung.jpg

FEUCHT – Das Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum hat erste Pläne für seine Erweiterung ausgearbeitet, Stellungnahmen eingeholt, Kontakte zur Wirtschaft geknüpft und Fördermöglichkeiten ausgelotet. Kurzum: Die Vereinsverantwortlichen haben die Hausaufgaben gemacht, die ihnen der Marktgemeinderat Ende September 2017 aufgetragen hatte. Dabei war der Museumsverein offenbar so eifrig, dass sogar das Deutsche Museum in München auf die Feuchter Raumfahrt-Enklave aufmerksam geworden ist.

6,5 Millionen Euro möchte der Verein in das Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseum investieren: Diese Summe haben Museumsdirektor Karlheinz Rohrwild und Pressesprecher Michael Zuber dem Sozial- und Kulturausschuss am Dienstagabend präsentiert. Der erste Entwurf sieht unter anderem einen Anschluss an das frühere Wohnhaus Oberths sowie ein zwei Stockwerke unter die Erde reichendes Archiv vor. Die Ausstellungsfläche soll um 1000 bis 1100 Quadratmeter wachsen.

Der Löwenanteil der Kosten entfällt auf den Erweiterungsbau (3,45 Millionen Euro) sowie die Ausstellungskonzeption und -umsetzung (2,2 Millionen Euro). Als Zuber diese Zahlen im Rathaus präsentierte, bewegten sich die Mienen der meisten Ausschussmitglieder irgendwo zwischen müdem Lächeln und blankem Entsetzen. Doch dies änderte sich schlagartig. „Das sind nicht die Investitionskosten, von denen wir erwarten, dass sie der Markt Feucht trägt“, sagte Zuber und erläuterte eine Reihe von Fördermöglichkeiten auf lokaler, bayerischer wie europäischer Ebene.

Stiftung soll Museum tragen

Rohrwild berichtete zudem von Gesprächen mit einem führenden deutschen Hersteller aus der Raumfahrtindustrie, der Interesse signalisiert habe, in Feucht zu investieren. „Die 6,5 Millionen Euro sollten heute schon kein Problem mehr darstellen“, sagte Rohrwild zusammenfassend. Verbindliche Zusagen bekäme der Verein aber erst, wenn die Frage der künftigen Trägerschaft geklärt ist. Stand heute, kann sich der Verein vorstellen, dass eine Stiftung das Museum trägt – unter der Führung der Eigentümer von Archiv und Nachlass Oberths, also Museumsverein, Markt Feucht und Rohrwild selbst.

Ein rundum erneuertes Oberth-Museum bedarf allerdings auch eines zeitgemäßen Betriebs: mit deutlich erweiterten Öffnungszeiten und angestelltem Personal. Deshalb taxierte Zuber die künftigen Betriebskosten auf rund 200.000 Euro pro Jahr und appellierte an den Ausschuss: „Wenn es uns gelingt, den Markt Feucht von den 6,5 Millionen Euro weitestgehend frei zu halten, dann wäre es wichtig, wenn sich die Marktgemeinde im Gegenzug dazu bekennen würde, diese Kosten auf Dauer zum Teil mitzutragen.“

Warten auf Deutsches Museum

Bürgermeister Konrad Rupprecht (CSU) signalisierte grundsätzlich Zustimmung zu den Plänen und stellte den Museumsverantwortlichen eine entscheidende Frage: „Welche Beschlüsse können wir nun fassen, damit Sie weiter arbeiten können?“ Im Moment nämlich befindet sich das Raumfahrtmuseum in einem Schwebezustand.

Unter den zahlreichen Besuchern des Oberth-Museums in den vergangenen Monaten befand sich unter anderem Dr. Matthias Knopp. Er leitet die Luft- und Raumfahrtabteilung am Deutschen Museum in München und ist dort als Kurator für Raumfahrt tätig. Nach dessen Besuch forderte das Museum die Unterlagen zu den Feuchter Ausbauplänen sowie eine Stellungnahme an. „Es ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen, wenn das bedeutendste Technikmuseum des Landes Interesse daran hat“, sagt Zuber auf Nachfrage des Boten.

Tiefer blicken lässt er jedoch nicht, fürchtet negative Auswirkungen durch etwaige Spekulationen. Nur soviel erwähnt er noch: Es gehe wohl in irgendeiner Art und Weise um die Finanzierung des Projekts. „Sonst hätte ja niemand eine Stellungnahme angefordert.“ Welche Stelle des Museums die Daten angefragt hat, wisse er selbst nicht. Der Kontakt sei über die Generaldirektion des Museums zustande gekommen. Darum bat Zuber den Ausschuss sowie Bürgermeister Rupprecht um Geduld, bis sich das Deutsche Museum zu den Feuchter Plänen geäußert habe.

Rupprecht titulierte das Museum abschließend als „eine Perle, die es zu polieren gilt“. Noch ein Stück weiter ging Ausschussmitglied Herbert Bauer (CSU), der das Museum zum Diamanten hochstufte und die Frage in den Raum stellte: „Wollen wir weiter stöpseln oder wollen wir eine zukunftsfähige Lösung? Wenn wir immer nur in Kompromisse investieren, zahlen wir am Ende drauf.“ Dass die anfängliche Skepsis des Sozial- und Kulturausschusses binnen der Sitzung nahezu in Euphorie umschlug, lag im Übrigen nicht nur an Fördertöpfen und Sponsoren.

Landesstelle preist Museum

Zuber und Rohrwild präsentierten auch eine Stellungnahme der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern. Die zuständige Oberkonservatorin Dr. Isabel Reindl beschreibt das Museum nach einem Besuch unter anderem als „herausragendes inhaltliches Alleinstellungsmerkmal von weit überregionaler Bedeutung“ und bescheinigt ihm schon heute eine „inhaltlich höchst beeindruckende Ausstellung“.

Jedoch bedürfe es künftig einer besseren räumlichen und personellen Aufstellung, um international geforderten Museumsstandards zu genügen. Für den Markt Feucht stelle das Oberth-Museum eine große Chance im Hinblick auf den Tourismus, aber auch eine nicht zu unterschätzende Verantwortung dar. Zusammenfassend befürwortet die Landesstelle die geplante Erweiterung „ganz außerordentlich“.

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