LAUF/ SCHWAIG – Lauf und Schwaig haben es geschafft. Sie tragen ab sofort für zwei Jahre den Titel „Fair-Trade-Town“ und dürfen auf Basis einer Urkunde von sich behaupten, dass sie als Gemeinde den fairen Handel unterstützen. In Deutschland verleiht der Verein „Transfair“ diese Auszeichnung.
Der Verein ist der nationale Vertreter der weltweiten Kampagne „Fairtrade“. Diese hat sich der Förderung des nachhaltigen, umweltschützenden und fairen Handels verschrieben. Sie verleiht das „Fair-Trade-Siegel“, das gerechte Lieferketten und die faire Bezahlung von Produzenten auszeichnet, und organisiert die Kampagne der fair handelnden Städte.
Um den Titel „Fair-Trade-Town“ zu erhalten, muss eine Gemeinde fünf Kriterien nachweisen. Nach zwei Jahren werden diese erneut geprüft, um die Urkunde weiter behalten zu dürfen. Erste Voraussetzung ist der Beschluss von Stadt- oder Gemeinderat, den Titel anzustreben, der in Schwaig im Januar 2017 und in Lauf im Oktober 2018 gefasst wurde. Anschließend gründen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Zivilgesellschaft eine „Steuerungsgruppe“, die für den weiteren Verlauf verantwortlich ist.

In Schwaig übernahm Pfarrer Hans Zeller deren Leitung, in Lauf Heinrich Schächtele, der vor 27 Jahren Mitbegründer des Laufer „Eine-Welt-Ladens“ war. „Wenn wir für Menschen in Entwicklungsländern wirklich etwas tun wollen, müssen wir auch in Deutschland aktiv werden. Die Hilfsprojekte vor Ort reichen nicht aus“, sagte Schächtele.
Sechs Läden und drei Lokale
Gemessen an der Einwohnerzahl der Bewerber, gelten unterschiedliche Voraussetzungen. So muss Lauf für das dritte Kriterium sechs Läden des Einzelhandels nennen, die fair gehandelte Produkte verkaufen. Das sei, laut Schächtele, kein Problem gewesen.
„Für Punkt drei mussten wir auch drei Lokale nachweisen, die Fairtrade-Produkte anbieten. Es ist ein Punkt, an dem wir weiterarbeiten wollen“, sagte Schächtele. Dabei reicht es aus, wenn ein Lokal zum Beispiel fair gehandelten Kaffee anbietet. Für die Punkte vier und fünf mussten Lauf und Schwaig nachweisen, dass sich die Kirchengemeinden, eine Schule und ein Verein mit dem Thema Fairtrade beschäftigen und dass in den Medien auf den fairen Handel aufmerksam gemacht wird.
Die fünf Punkte wirken überschaubar und trotzdem hat es in beiden Gemeinden einige Zeit gedauert, um sie nachzuweisen. Die Schwaiger Bürgermeisterin Ruth Thurner bezeichnete die Bewerbung als „zähen Prozess“.
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„Fair–Trade–Town“ ist nur der Anfang
Der Ehrenbotschafter und Mitbegründer von „Transfair“, Manfred Holz, verlieh im Schwaiger Rathaus und im Laufer Wenzelschloss die Urkunden. Er erklärte, warum „Fairtrade International“ die Anforderung niedrig hält. „Die Auszeichnung soll die Aufmerksamkeit für das Thema stärken und die Träger motivieren, sich für den fairen Handel in ihrer Gemeinde einzusetzen. Außerdem soll es auch Städten zum Beispiel in Ecuador möglich sein, teilzunehmen“, sagte Holz. In seiner Laudatio zeichnete er die Gemeinden Schwaig und Lauf als 169. und 170. Mitglieder in Bayern aus.
Die Zuhörer rief er dazu auf, über ihre Einkäufe nachzudenken. „Käufer von Fairtrade–Produkten spenden keine Almosen, sondern zahlen den Bauern einen gerechten Preis. Es ist interessant, dass sich Menschen teure Kaffeemaschinen leisten und darin die billigen Kaffeebohnen mahlen“, sagte Holz.
Der Laufer Bürgermeister Benedikt Bisping ist stolz auf den Titel. „Wir werden die Urkunde öffentlich präsentieren und sie als Motivation für eine bessere Vernetzung von örtlichen Organisationen für den fairen Handel nutzen“, sagte Bisping.