Zeitzeugen gesucht

Wo liegt die Jagdmaschine?

DIEPERSDORF – Michael Becker sucht Zeitzeugen, die Auskunft über den Absturz einer ME 109 im Jahr 1945 geben können. Am Moritzberg verunglückt bereits 1936 eine JU 52 Verkehrsmaschine. 2001 kommen
unweit von diesem Unglücksort zwei amerikanische Piloten beim Absturz ihrer Beechcraft ums Leben.

Michael Becker sucht Zeitzeugen, die sich an den Absturz einer deutschen Jagdmaschine vom Typ Messerschmitt 109 erinnern. Seit vielen Jahren recherchiert der Langenzenner Flugzeugabstürze in der Region. Wir haben unter anderem über seine Suche nach Flugzeugwracks aus dem Zweiten Weltkrieg im Schwarzachgrund und im Hangwald südlich von Burgthann berichtet, außerdem über den Absturz eines Verkehrsflugzeugs im November 1936 am Moritzberg.

Ebenfalls am Moritzberg ist am 18. April 1945 eine ME 109 abgestürzt. Nach Berechnungen des Heimatflugplatzes der Maschine muss der Flieger abends nach 19 Uhr in den Westhang des Bergs gekracht sein. Ob sich der Pilot mit dem Fallschirm retten konnte, geht aus den erhaltenen Akten nicht hervor. Als Ursache für das Unglück gibt das Datenblatt einen Beschuss durch amerikanische Flugabwehrkanonen an. Nur wenige Tage zuvor hatte die Flak der Amerikaner am Letten bei Lauf eine andere deutsche Maschine vom Himmel geholt. Diese Absturzstelle hat Becker schon vor Jahren gefunden.

Auf dem Weg nach Kleinkarolinenfeld

Jetzt hofft er, dass sich nach all der Zeit noch Zeugen melden, die Hinweise geben können auf die im April 1945 abgeschossene Messerschmitt-Maschine. Gestartet war der Jäger in Rißtissen, etwa 40 Kilometer südwestlich von Ulm. Der Flug stand im Zusammenhang mit der Verlegung des Jagdgeschwaders 53 von Rißtissen nach Kleinkarolinenfeld. Der Ort liegt an der heutigen Autobahn A 96, 40 Kilometer östlich von München, in der Nähe von Aying.

Am Moritzberg ist bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ein Verkehrsflugzeug abgestürzt. Michael Becker hat den Absturzort 2010 mit einem Suchgerät abgesucht, ohne sich große Hoffnungen auf Funde zu machen, weil das Terrain schon unmittelbar nach dem Unglück geräumt und sorgfältig untersucht wurde. Umso mehr freute sich der Nürnberger, dass er schließlich doch noch diverse Kleinteile der abgestürzten Ju 52 sowie ein Opernglas im Waldboden entdeckte. Das kleine Fernglas aus Messing ist nahezu unbeschädigt und hat auch die Jahrzehnte unter Humus und Wurzelwerk fast schadlos überstanden. Becker hat es gereinigt und kann sogar wieder verschiedene Schärfen einstellen.

Ein Opernglas aus der 1936 verunglückten Passagiermaschine fand Michael Becker, als er vor elf Jahren den Unglücksort absuchte. Archivfoto: Alex Blinten2021/02/NL-Opernglas.jpg

Geschichte wie aus Hollywood

Der Fund des Opernglases war für den Langenzenner seinerzeit Anlass, sich über den Absturz genauer zu informieren. Berichte darüber gibt es in der Pegnitz-Zeitung vom 18. November 1936, in Ronald Heißlers Buch „Rund um den Moritzberg“ und in Friedrich Kohls Leinburger Streifzügen. Aus den Informations-Puzzleteilen zum Unglück von 1936 entsteht ein fast filmreifer Plot: Unterwegs war die Passagiermaschine damals von Berlin nach München. Weil der Nürnberger Polizeipräsident Martin an Bord war, musste der Pilot einen außerplanmäßigen Zwischenstopp in Franken einplanen. Für den Polizeiführer war nämlich eine Landung in Nürnberg vorgesehen, von dort sollte es dann weiter nach München gehen. Mit an Bord war auch eine junge, sehr unglückliche Berlinerin auf dem Weg zu ihrem Geliebten in der bayerischen Landeshauptstadt. Die Eltern der jungen Frau hatten ihrer Tochter die Beziehung zu dem Münchner verboten. Nun hatte die junge Berlinerin sich eine Pistole besorgt, die Waffe in ihren Koffer gepackt und ihrem Freund telegrafiert.

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Sie werde mit der Pistole nach München fliegen, dann könnten sich beide damit erschießen. Es sollte anders kommen: Bevor Flugkapitän Hochmuth seine nach einem Fliegerass des Ersten Weltkriegs (Hans Berr) benannte Junkers 52 auf die Anflugroute zum Flughafen Nürnberg bringen konnte, kollidierte die Maschine mit dem Hang des Moritzbergs und zerschellte.
Zeuge des Absturzes war damals Georg Ertel aus Weihersberg, der sein Erlebnis aus dem Jahr 1936 später Friedrich Kohl für dessen „Leinburger Streifzüge“ schilderte. Michael Becker ist zuversichtlich, dass es noch Zeitzeugen gibt, die sich auch an den Abschuss der ME 109 am 18. April 1945 am Westhang des Moritzbergs erinnern. Als er vor einigen Jahren Zeitzeugen für den Absturz einer deutschen Jagdmaschine in der Nähe der Gauchsmühle bei Moosbach gesucht hat (wir berichteten), meldeten sich mehrere alte Feuchter, die erzählen konnten, wo die Maschine nieder ging. Am 26. März 2001 stürzte am Moritzberg ein weiteres Flugzeug ab. Damals krachte eine zweimotorige Beechcraft RC 12 der US Army in den mit dichtem Fichtenwald bewachsenen Berghang. Die beiden Piloten kamen ums Leben.

Info:
Hinweise auf die Absturzstelle vom 18. April 1945 nimmt Becker unter Telefon 0157/83238043 und per E-Mail an [email protected] entgegen, außerdem die Redaktion unter Telefon 09128/707234 und per E-Mail an [email protected].

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