NÜRNBERGER LAND – Wie sehr belasten Mikroschadstoffe die Pegnitz und andere Gewässer im Nürnberger Land? Diese Frage hat sich Bernd Schreiber, ein leidenschaftlicher Angler aus Schnaittach, gestellt.
Das Nürnberger Land bietet Anglern neben den verschiedenen Seen auch zahlreiche Flüsse und Bäche, in denen sie ihrer Leidenschaft nachgehen können. Doch was, wenn der mit Geduld gefangene Fisch nach Seife, oder Waschmitteln schmeckt? Angler Bernd Schreiber aus Schnaittach hat sich angesehen, welchen Einfluss Mikroschadstoffe haben, die von den Haushalten ins Wasser gelangen. Nun möchte er auch andere für das Thema sensibilisieren.
„Eine schöne Bachforelle liegt appetitlich zubereitet und angerichtet vor mir auf dem Teller. Doch bereits bei den ersten Bissen meldet sich auf meinem Gaumen ein abstoßender, leicht süßlicher, schwer zu definierender Beigeschmack nach Parfüm und Waschmittel“, beginnt der Schnaittacher seinen Text. Die Forelle, die nun so gar nicht schmeckt, hat er als leidenschaftlicher Angler im Oberlauf der Pegnitz selbst gefangen. Doch nicht nur die Pegnitz, sondern auch viele andere Gewässer leiden, laut Schreiber, teilweise unter einer schlechten Wasserqualität – von der Öffentlichkeit meist unbemerkt.
Mikroschadstoffe
Auslöser seien Mikroschadstoffe, also feinste Rückstände im Wasser. Ihren Ursprung haben sie im Alltag, da sie in Waschmitteln, Weichspülern, Shampoos, oder Reinigungsmitteln enthalten sind. „Allen diesen Dingen ist häufig eines gemeinsam: Sie sind synthetisch parfümiert, riechen und duften nach allem, was der Mensch als angenehm und gut empfindet. Doch leider landet der größte Teil davon in den Kläranlagen“, erklärt der Angler weiter.

Der Beitrag der Kommunalen Kläranlagen zum Umweltschutz sei zwar unbestritten, doch Mikroschadstoffe könnten sie nur unzureichend entfernen. Konventionelle, drei-stufige Anlagen seien mit den Schadstoffen überfordert. „Und so gelangen die Überreste schlussendlich in unsere Bäche und Flüsse. Durch klimabedingte Niedrigwassersituationen wird der negative Effekt noch zusätzlich verstärkt.“
Anfrage beim Landesamt für Umweltschutz
Schreiber hat sich selbst lange und intensiv mit dem Thema Mikroschadstoffe und deren Reduzierung im Wasser beschäftigt und deshalb eine Anfrage beim Landratsamt gestellt zum Thema Fische und Wasserqualität. Diese haben wiederum Schreibers Fragen an das Landesamt für Umweltschutz (LfU)weiterleiteten.
Und das LfU gibt dem Schnaittacher in Teilen recht: Auch moderne Kläranlagen könnten die Stoffe aus dem häuslichen Abwasser nicht wirklich vermindern, so die Antwort zusammengefasst. Duftstoffe könnten zwar abgebaut werden, bevor sie wieder in den Wasserkreislauf, oder in den Fluss gelangen. Zu 100 Prozent würde das aber nicht funktionieren. Doch den Geschmack und den Geruch der Fische dürfte das laut LfU aber nicht beeinflussen.
Strenge Kontrollen von Gewässern
Die Pegnitz und alle anderen bayerischen Flüsse würden überwacht und regelmäßig auf Schadstoffe getestet. Analysen führte man zum Beispiel 2014 und 2018 an den Messstellen in Enzendorf, der Straßenbrücke Röthenbach-Rückersdorf, oberhalb von Reichenschwand und unterhalb des Wehrs in Hammer durch. Duftstoffe fand man zwar, der Geruch der Fische war aber normal.
Doch Bernd Schreiber will nicht nur auf diese synthetischen Duftstoffe im Wasser aufmerksam machen, sondern auch auf andere schädliche Stoffe, die am Ende in unseren Flüssen und Gewässern landen: So zum Beispiel Medikamentenrückstände, Mikroplastik und auch hormonelle Stoffe, wie die Antibabypille. In Sachen Arzneimitteln gibt das LfU Schreiber in seiner Antwort recht: Diese ließen sich teilweise im Rahmen der üblichen Abwasserreinigung nur „geringfügig reduzieren“.
Haushalte müssen reagieren
Doch was kann man tun, um Wasser und Tiere vor Medikamenten und synthetischen Duftstoffen zu schützen? „Die eigentlichen Verursacher, der Großteil unserer Bürgerinnen und Bürger, erhalten von dieser Problematik bedauernswerter Weise kaum Kenntnis“, kritisiert Schreiber. Einfach könne man eine „Parfürmierung“ im Gewässer auch nicht erkennen, so der erfahrene Angler. „Aber als Aerosole, idealerweise an einem Wehr oder Wasserfall, kann in der aufsteigenden Gischt, vor allem in der wärmeren Jahreszeit, der üble Geruch eindeutig wahrgenommen werden.“
Lösung für das Duft- und Schadsroffproblem halten laut dem Schnaittach die Haushalte und auch die Technik gleichermaßen in ihren Händen. Zuhause könne man zum Beispiel auf gewässerbelastende Produkte, besonders solche, die mit starken künstlichen Duftstoffen versetzt sind, verzichten, oder zumindest weniger davon zu nutzen. Eine weitere Maßnahme stelle die technische Aufrüstung und Modernisierung veralteter Kläranlagen dar. „Mikroschadstoffe gibt es sehr viele, saubere und unbelastete Gewässer nur noch ganz wenige“, so Schreibers abschließender Appell.
Weitere Infos:
Bayernweit gültige gewässerkundliche Messdaten gibt es hier auf der Seite des Gewässerkundlichen Diensts Bayern. Weitere Informationen finden sich im Internet unter den Suchbegriffen „Duftstoffe und Gewässer“ oder „Mikroschadstoffe“, beim Bund Naturschutz und anderen Organisationen.