NÜRNBERGER LAND – Bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft drehte sich alles um Energieversorgung und Klimaneutralität. Anfang des Jahres trat das Bayerische Klimaschutzgesetz in Kraft: Bis 2040 muss Bayern klimaneutral sein, also ohne Treibhausgasemissionen wirtschaften. Bayern will dieses Ziel fünf Jahre schneller als der Bund und zehn Jahre früher als die EU erreichen.
In den verbleibenden 16,5 Jahren muss dafür einiges passieren. Was genau, hat der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) untersuchen lassen. Dieser Verband repräsentiert die bayerische Strom-, Gas-, Fernwärme-, Wasser- und Abwasserwirtschaft und seine rund 400 Mitgliedsunternehmen, darunter viele Stadt- und Gemeindewerke.
Baumsterben verdeutlicht Erderwärmung
Weil die Versorger lange brauchen, um sich umzustellen, müssen sie schon jetzt mit Maßnahmen beginnen, um 2040 das Gesetz einhalten zu können. Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, stellte die Studie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft vor. Fischer verdeutlichte anhand von Fotoaufnahmen eines Gebiets im Frankenwald, das durch den Klimawandel an massivem Baumsterben leidet, und Temperaturaufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes, die eine deutliche Steigerung der Durchschnittstemperaturen seit den 90er Jahren zeigen, was die Erderwärmung für Deutschland bedeutet.
Große Treibhausgasemittenten sind die Sektoren Energiewirtschaft, Gebäude und Wohnen, Verkehr und Industrie. „Wir kommen voran, was die Einsparungen von Treibhausgasen eingeht, es tut sich was – aber zu langsam. So werden wir die Klimaziele nicht erreichen“, so Fischer. „Es gilt: Tempo, Tempo, Tempo!“
Und zwar beim Ausbau der erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik, so dass mehr grüner Strom produziert wird, denn Strom ist laut der Studie der Energieträger der Zukunft, vom Elektroauto bis zur Wärmepumpe. Gleichzeitig muss die Gesellschaft lernen, weniger Energie zu verbrauchen und sie dann zu nutzen, wenn sie dank Peaks – etwa bei starker Sonneneinstrahlung mittags – reichlich zur Verfügung steht. Auch Speichermedien, deren Entwicklung gerade steil bergauf geht, werden eine zunehmend große Rolle spielen.
Es gebe Orte in Bayern, die das Potenzial hätten, Energie einzusparen und erneuerbare Energien zu generieren – etwa ländliche Gebiete – und Orte, die viel Energie brauchten, aber selbst wenig erzeugen könnten, etwa Industriestandorte oder der Münchner Flughafen.
Da es in dem Gesetz um die Klimaneutralität des gesamten Freistaats geht, muss die schlechte Bilanz an einigen Orten durch gute Bilanzen an anderen ausgeglichen werden: „Alle Landkreise und Städte müssen zusammen betrachtet werden und zusammen arbeiten“, betont Fischer.
Thematisch schloss sich daran ein Bericht über die Tätigkeiten der Energie-Projektagentur Nürnberger Land (EPA) an. Der Geschäftsführer Stefan Mull erklärte, dass die EPA helfe, Flächen zu identifizieren, die sich für Windkraft und Photovoltaik eignen, und die Umsetzung entsprechender Projekte begleite. Hierbei ist Mull und der EPA sehr wichtig, dass es ein gutes Miteinander bei den komplexen Abstimmungsprozessen gibt, die zwischen den Gemeinden, der Bevölkerung, eventuellen Investoren und anderen Akteuren laufen.
Info: Wer sich für kosten- und klimafreundliche Energieverwendung interessiert, kann sich an die unabhängige Energieberatungsagentur des Landkreises (ENA) wenden. Sie berät zu Einsparpotenzialen bei Energie und Fördermöglichkeiten. Ansprechpartner ist Jürgen Blechschmidt, 09123/9506237 oder [email protected]