FEUCHT – Im ganzen Bundesgebiet sind Betrüger unterwegs, die mit einer dreisten Masche billigste Küchen- utensilien für sündhaft teures Geld verkaufen, als Markenware deklarierte Töpfe und Messer, die die Täter für wenige Euro in China einkaufen. Erstaunlich, dass so viele Bürger auf die gerissenen „Händler“ hereinfallen. Dass es immer wieder klappt, liegt offenbar an deren durchtriebenem Vorgehen. Der Feuchter Joachim Jancke ist ein Opfer der Kochtopf-Tandler geworden. Im Gegensatz zu vielen anderen Betrogenen scheut er sich nicht, sein Erlebnis zu erzählen, weil er seine Mitbürger davor bewahren will, den Betrügern auf den Leim zu gehen. Nachfolgend erzählt er seine Geschichte. Jancke wurde kräftig über’s Ohr gehauen.
„Ich stehe unschlüssig vor dem Getränkemarkt Fränki in der Regensburger Straße in Nürnberg, als ein schwarzer SUV mit RE Kennzeichen und von Verleihfirma Buchbinder hält, die Scheibe runterkurbelt und ein Holländer fragt, wo das nächste Küchenstudio sei. Ich überlege, nein, hier in der Nähe ist kein Küchenstudio. Er wartet, ich überlege und sage: ‚Das ist wie mit Friseuren, wenn man keinen braucht ist an jeder Ecke einer, braucht man ihn, ist keiner da.‘
‚Ja, ja‘, lacht er, ‚so ist das, überlegen Sie doch nochmal.‘ Er komme nämlich von einem Kongress über Haushaltsgeräte und die letzten Muster sei er nicht losgeworden. Will er in einem Küchenstudio abliefern. ‚Na schönen Dank‘, sagt er, er müsse zum Flieger ‚und die nehmen doch keine Messer mit“. Ob ich etwas über den Lufthansastreik wüsste.
‚Sie waren wirklich nett‘
Das war alles so natürlich und der Holländer war sympathisch. Er legt den Gang ein, nochmals schönen Dank. Nach fünf Metern bleibt er stehen, kurbelt das Fenster runter, und sagt: ‚Sie waren wirklich nett, wollen Sie ein paar Messe-Messer geschenkt haben?‘ Na, da sage ich nicht nein. Er fährt rückwärts auf einen Getränkemarktparkplatz, das hätte mich stutzig machen sollen. Klappt den Gepäckdeckel hoch, und da sind die Messer in einer PC-ähnlichen Plastiktasche, schön geordnet. ‚Schweizer Ware‘, sagt er, ‚30 Jahre Garantie‘. Er gibt mir eine Tasche. Will wieder abfahren, da fällt ihm ein: ‚Wissen Sie was, ich könnte Ihnen das Schweizer Topfset mal zeigen, es kann ja nicht mehr ins Lager gehen.‘
Macht einen großen Karton auf. Wie unabsichtlich, sieht man auf der Innenseite des Kartons eine Preisliste. Alle acht Schweizer Töpfe für 1600 Euro. ‚Donnerwetter‘, sage ich, ‚das ist aber teuer‘. „Nun ja“, antwortet er, ‚Schweizer Ware, und sehen Sie mal hier, die Topfböden mit fünf Lagen, normalerweise nur drei Lagen, da sparen Sie die Hälfte an Strom oder Gas.‘
Nur die Mehrwertsteuer
Ganz geschickt will er die Klappe wieder zumachen, nachdem er mir ein Messerset gegeben hat. ‚Ach‘, sagt er wieder, ‚wenn ich diese zwei Pakete per Luft aufgebe, kostet das pro Kilo 7,50 Euro und verkaufen können wir die nicht mehr. Ich gebe Sie Ihnen, wenn Sie mir die Mehrwertsteuer geben, denn die musste bei der Einfuhr aus der Schweiz bezahlt werden.‘ ‚Und wieviel?‘, frage ich. Er sagt: ‚250 Euro.‘ Mmh, überlege ich. Darauf er: ‚Haben Sie Kinder, das wäre doch ein tolles Weihnachtsgeschenk.‘
250 Euro für 1600 Euro, Schweizer Ware, Holländer, kein Asiate, das ist doch was. Er bekommt die 250 Euro (ich war ja gerade auf der Bank). Er steigt ins Auto, bedankt sich, steigt wieder aus und sagt: ‚Ich muss das Zeug loswerden, für nochmals 100 Euro gebe ich Ihnen den letzten Karton.‘
Auf der 30-Jahre Garantiekarte steht die Schweizer Firma: Authentic Master Cooking. Da gehe ich doch daheim gleich googeln – sofort Dutzende Einträge incl. der Polizei. Hunderte Leute sind schon betrogen worden und haben weit mehr als ich bezahlt. Billigste Ware, Messer aus Blech, urteilt im internet der Fachmann. Die Töpfe, naja, Billigware. Das war’s dann. Sehen für den Laien aber prächtig aus, die Töpfe. Ich habe also ein paar Töpfe abzugeben, zum Ausprobieren, ansonsten gehen sie an die Diakonie.“
Keine Anzeige
Angezeigt hat Jancke den Betrug nicht. Er hat nämlich weder Namen noch Anschrift des Töpfe-Tandlers und das Autokennzeichen hat er auch nicht notiert. Der Rentner aus Feucht hofft aber, dass Leser dieses Beitrags nun vorgewarnt sind und entsprechend reagieren, wenn sie irgendwo angesprochen werden und man ihnen ein vergleichbar verlockendes Angebot macht wie ihm.
Ja mei. Da falle ich auf einen der ältesten Tricks rein vor dem uns schon früher die Eltern vor 50 Jahren bei der Fahrt nach Jesolo gewarnt haben und dann hänge ich das auch noch an die große Glocke. Mir wäre das so derart peinlich, dass ich den Mund halten und niemand davon erzählen würde. Aber wenn die Gier das Gehrirn ausschaltet und man nur noch Dollarzeichen in den Augen hat, muss man halt Lehrgeld zahlen. Mitleid habe ich mit solchen Leuten gar keines.