Zweieinhalb Monate gab es im Nürnberger Land keine schweren Erkrankungen

Das Virus war im Landkreis fast besiegt

Coronapatienten gab es im Laufer Krankenhaus im Sommer monatelang nicht. | Foto: Krieger2020/11/Krankenhaus-Lauf-Intensivstation-ik-scaled.jpg

NÜRNBERGER LAND – Der Landkreis befindet sich mitten in der zweiten Pandemie-Welle. Zahlen der Krankenhäuser Nürnberger Land verdeutlichen nun, wie sehr das Coronavirus über den Sommer an Fahrt verloren hatte, ehe es im Herbst wieder losging.


Zwischen 28. Juni und 10. September gab es in den Krankenhäusern in Lauf und Altdorf keinen einzigen positiv getesteten Patienten, wie Dr. Thomas Grüneberg, Geschäftsführer der Krankenhäuser Nürnberger Land, im Gespräch mit der Pegnitz-Zeitung angibt. Am Krankenhaus Rummelsberg, das rechtlich nichts mit den anderen beiden Häusern zu tun hat, gab es von Juli bis Anfang Oktober keine Corona-Fälle, sagt Pressesprecher Dominik Kranzer. Die wenigen Menschen, die in diesem Zeitraum erkrankt sind, landeten also ausschließlich bei Haus­ärzten und kurierten sich zu Hause aus, es gab demnach keine schweren Verläufe.


Bis Mitte Juni hatte es im Landkreis 45 Todesfälle nach einer Infektion gegeben – verglichen mit anderen Landkreisen eine recht hohe Zahl. Zur Ausbreitung des Virus im März hatten eine Hochzeit mit mehreren Hundert Menschen und ein Bus­ausflug mit vielen Senioren beigetragen.

Viele schwere Fälle kamen nach Nürnberg


Von den 45 Toten der ersten Welle aus dem Landkreis starben jedoch nur 21 in den Krankenhäusern in Lauf und Altdorf, wie Grüneberg sagt. Das liege daran, dass besonders schwere Verläufe, sofern sie transportfähig waren, für eine schonendere Beatmung nach Nürnberg gebracht wurden. Eine Verlegung erfolgte „in enger Abstimmung“ mit dem Klinikum Nürnberg, so Grüneberg. Das Durchschnittsalter der in Lauf und Altdorf Gestorbenen liegt bei 79 Jahren. In Rummelsberg starb ein Patient.
Insgesamt wurden bis Sommer etwa 100 Covid-19-Patienten in den Häusern in Lauf und Altdorf behandelt, weitere zehn in Rummelsberg.


In der zweiten Welle sind bisher drei Patienten an den Folgen einer Corona-Erkrankung gestorben, alle im Laufer Krankenhaus. Aktuell gibt es dort und im Altdorfer Krankenhaus sieben bestätigte und weitere sieben Verdachtsfälle, die stationär betreut werden. Darunter sind zwei auf der Intensivstation, von denen einer beatmet werden muss. In Rummelsberg gibt es sechs Fälle, davon zwei Fälle auf der Intensivstation.


Seit Beginn der Pandemie hat das Krankenhaus Lauf zwei weitere Beatmungsmaschinen erhalten, es sind nun insgesamt zwölf (wir berichteten). Allerdings betont Grüneberg, dass davon nur die Hälfte für Covid-19-Patienten zur Verfügung steht. „Die Intensivstation muss für andere Patienten aufnahmefähig sein“, etwa nach einem Verkehrsunfall, gibt er zu bedenken.

Dr. Grüneberg warnt vor Personalknappheit


Schneller als die räumlichen Kapazitäten könnte das Personal knapp werden. Patienten, die beatmet werden, haben einen „hohen pflegerischen Bedarf“, so Grüneberg.

Das Altdorfer Krankenhaus verfügt über zwei Beatmungsgeräte. In Rummelsberg gab es vor der Pandemie sechs Intensivbetten mit vier Beatmungsplätzen. Die Kapazitäten wurden seitdem erweitert, aktuell gibt es zehn Intensivbetten mit sechs Beatmungsgeräten. „Im Ernstfall und wenn es die Personalsituation zulässt, könnten wir alle zehn Intensivbetten mit Beatmungsgeräten ausstatten“, so Dominik Kranzer, der Pressesprecher des Rummelsberger Krankenhauses.


An einen Versorgungsengpass im Nürnberger Land glaubt Grüneberg nicht. „Wir sind nicht isoliert“, man stehe in engem Kontakt mit dem Klinikum Nürnberg. Wenn die Corona-Zahlen weiter steigen, müssten andere Eingriffe verschoben werden, wie bereits im Frühjahr, als man „sehr stark in der Belastung gewesen“ sei. Das Personal, das sich mit Beatmungsgeräten auskennt, stünde für Operationen dann nicht zur Verfügung.


Mitarbeiter waren Kontaktperson und arbeiteten trotzdem


Während der ersten Welle habe es viele Mitarbeiter gegeben, die als Kontaktperson 1 galten, auch weil es an Schutzausrüstung mangelte. Als das Personal knapp wurde, gab es für eine Handvoll Mitarbeiter, die als „KP1“ galten, seitens des Gesundheitsamtes die Ausnahmegenehmigung, dennoch arbeiten zu können. Im Nachhinein wurden diese Mitarbeiter alle negativ getestet, betont Grüneberg.


Zwischenzeitlich hat sich das Krankenhaus mit der nötigen Schutzausrüstung ausgestattet. Die Kantine wurde geschlossen, um die Kontakte zu beschränken, Patientenbesuche wurden stark eingeschränkt, mittlerweile sind sie nur noch in Ausnahmefällen möglich (wir berichteten).


Das Coronavirus ist eine sogenannte Systemerkrankung, das heißt, nicht nur ein Organ ist davon betroffen. Grüneberg geht davon aus, dass viele Erkrankte langfristig an den Folgen leiden werden. Im Landkreis habe man auch Erkrankte zwischen 40 und 50 beatmen müssen. „Es macht durchaus Sinn, sich zu schützen“, so Grüneberg.

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