ENTENBERG – In Zeiten des Klimawandels brauchen Waldbauern mehr denn je die Unterstützung der Jäger. Das war der Tenor des Treffens der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Gasthof Kreuzer in Entenberg. Referenten waren Elmar Schmidtmeyer vom Forstrevier Schnaittach und Michael Müller, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Nürnberger Land.
Die Ausführungen machten deutlich, dass die Waldverjüngung gelingen muss und deswegen die Jäger nicht nur das Wild, sondern auch den Zustand des Waldes sehen müssen. Eine ordnungsgemäße Jagd sei wichtige Voraussetzung für den Waldumbau. Schmidtmeyer: „Gerade in der jetzigen Situation brauchen die Waldbesitzer die Unterstützung der Jäger.“
Mit Michael Müller und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Heinz Lämmermann, war er sich einig, dass Zusammenarbeit das Gebot der Stunde ist. „Wir müssen mit den Jägern zusammenarbeiten und ihnen klar machen, was uns als Waldbesitzern wichtig ist.“
Vorgeschlagen wurden gemeinsame, regelmäßige Waldbegehungen, um vor Ort aufzuzeigen, wie die Situation ist und wie man gemeinsam Lösungen erreichen kann. „Waldbesitzer wollen angesichts der prekären Situation eine Waldverjüngung und da muss die Jagd stimmen“, brachte es Müller auf den Punkt.
Elmar Schmidtmeyer verwies in seinen Ausführungen auf die waldbaulichen Freiheiten, die den Waldbesitzern grundsätzlich zustehen. Der Wald habe aber gleichzeitig Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion, diene dem Erhalt der biologischen Vielfalt und leiste einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz.
800 Verjüngungsflächen
Deswegen sei es wichtig, den Zustand der Wälder aufmerksam zu verfolgen. Grundlagen liefere hier seit vielen Jahren das forstliche Gutachten, das im dreijährigen Turnus die Entwicklung der Wälder unter die Lupe nimmt. Dabei werden nach einem bestimmten Raster Stichprobenpunkte festgelegt, in deren unmittelbarer Nähe in der nächsten Naturverjüngung oder Pflanzung der Wildverbiss untersucht wird.
Im Bereich des Amts für Landwirtschaft und Forsten (AELF) Roth-Hersbruck waren es 800 Verjüngungsflächen in denen rund 50 000 Pflanzen nach bestimmten Kriterien erfasst wurden. Anhand dieser Daten wurde dann das forstliche Gutachten erstellt, das heruntergebrochen auf die einzelnen Hegegemeinschaften dokumentiert wie es mit dem Verbiss steht und welche Abschussempfehlungen an die Untere Jagdbehörde beim Landrats-amt weitergegeben werden.
Kiefernanteil geht zurück
War die Baumartenverteilung bisher kiefernlastig (54 Prozent) so zeigt sich in der Verjüngung bereits ein ganz anderes Bild. Der Kiefernanteil ist auf 19 Prozent zurückgegangen, die Buche nimmt stark zu (31 Prozent), ebenso Edellaubbäume (13) und andere Baumarten (31). Insgesamt wird die Entwicklung als „relativ erfreulich“ und gegenüber 2015 als „leicht verbessert“ bezeichnet.
Mit Sorge, so Schmidtmeyer, sehe man den Entmischungseffekt. Zwar gehe viel auf, aber was selten und wohlschmeckend sei, erreiche oft gar nicht das Stadium, dass es aus dem Wildverbiss herauskomme.
Zwei Sorgenkinder
Zum großen Teil orientierten sich die Abschussempfehlungen an den Vorgaben vor drei Jahren. Keiner Hegegemeinschaft wurde senken oder deutlich erhöhen angetragen. Schmidtmeyer appellierte in diesem Zusammenhang an die Jäger, dort wo man im Abwärtstrend sei, in der Bejagung nicht nachzulassen, denn nur so könne man langfristig auf ein niedrigeres Level kommen.
Trotzdem gibt es zwei Sorgenkinder, denn hinter dem Gleichbleibend für das Mittlere Pegnitztal und Lorenzer Reichswald verbirgt sich ein dauerhaftes rot. Hier sollen unter Leitung der Unteren Jagdbehörde nun zusammen mit dem Jagdbeirat Leitlinien entwickelt werden, die auf eine nachhaltige Verbesserung der Situation abzielen.
Scheinbar, so Michael Müller in seinen Ausführungen, sei der Druck im Landwirtschaftsministerium angekommen, dass es so nicht weitergehen könne, dass sich über Jahre die Situation nicht geändert habe. „Da muss etwas passieren, aber man weiß noch nicht wie man vorgehen soll.“ Müller sprach von Neuland, aber es gebe eine Anweisung, dass sich was ändern müsse. Federführend soll ein Experte aus der Forstwirtschaft sein, der von der Jagdgenossenschaft unter Einbeziehung des AELF vorgeschlagen werden soll.
Wald vor Wild
In Bayern sei gesetzlich festgelegt, dass Wald vor Wild kommt und die Waldverjüngung ohne wesentliche Schutzmaßnahmen – also weitläufige Einzäunungen – erfolgen soll. Und Wenn die Waldverjüngung auf Dauer erfolgreich sein soll, dann muss die Jagd stimmen. Auf die Abschussplanung können aber auch die Jagdgenossenschaften Einfluss nehmen. Deswegen empfahl Müller, revierweise Aussagen zu verlangen.
Er zeigte weiter auf, dass man im Jagdpachtvertrag viele Dinge vorschreiben kann, was der Jagdpächter einhalten muss. Eine weitere Möglichkeit sei die Eigenbewirtschaftung durch die Jaggenossenschaft.