Kulturbahnhof Hersbruck

Wie ist es in Hersbruck um den Radverkehr bestellt?

Lydia Hufmann-Bisping war als Expertin im Hersbrucker Kulturbahnhof zu Gast. | Foto: M. Ermer2020/10/IMG-8976.jpg

HERSBRUCK – Wie können Verkehrswende und Massenmobilität auf dem Rad ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet werden? Dieser Frage ging die zweite Runde „KuBa Libre“ nach.

Im Hersbrucker Kulturbahnhof begrüßte Claudia Mederer vom Projekt „Miteinander reden“ neben einigen interessierten Gästen die Grünen-Kreisrätin Lydia Hufmann-Bisping, Verena Loibl als Radverkehrs- und Klimabeauftragte und Wolfgang Loos vom ADFC Nürnberg. Als Thema des Abends hatten die Veranstalter „Auf dem Weg zu einer gerechten Mobilität – Fokus Radverkehr in und um Hersbruck“ gewählt.

Etwa beim aktuell ziemlich verbauten Marktplatz in Hersbruck erscheint die Frage, wie Städte für Menschen lebenswert gemacht werden können, einmal mehr fast unlösbar. In ihrem Gespräch nannten Claudia Mederer und Lydia Hufmann-Bisping unter anderem die Punkte Flächen-, Mobilitäts- und Kostengerechtigkeit, die hierbei zu betrachten seien. Sie diskutierten auch, warum Autofahrer so bevorzugt scheinen und ein Busticket mehr kostet als die Nutzung des eigenen Wagens.

Über den Alltag

Ob dies überhaupt Themen im Kreistag seien, dieser Nachfrage von Mederer musste sich die Kreisrätin von Bündnis 90/Die Grünen relativ bald stellen. „Nein“, denn im letzten Umweltausschuss sei zwar ein Antrag bezüglich der Radverkehrssituation gestellt worden. Doch der habe wie viele andere Vorstöße in diesem Bereich viel Gegenwind erhalten. Hufmann-Bisping räumte zwar ein, dass in den vergangenen 20 Jahren viel für den Rad-Tourismus geschaffen wurde, aber Radfahren und eine Verkehrswende hin zur autofreien Innenstadt müsse, auch in Hersbruck, über Alltagswege funktionieren, also etwa zur Schule oder in die Arbeit.

Hier sei „wahnsinnig viel Luft nach oben“. Und nicht nur das Fahrrad sei zu betrachten, sondern selbstverständlich auch der Nahverkehr mit Bus oder Bahn. Mobilität auf dem Land könne daneben für eine Reduktion der Verbrennungsmotoren auf den Straßen und hin zur Klimaneutralität auch durch Projekte wie „Car-Sharing“ erreicht werden, außerdem durch eine Verknüpfung der verschiedenen öffentlichen Verkehrsmittel.

Deadline fehlt

Ein Anfang sei, dass sowohl der Landkreis als auch Hersbruck Radkonzepte in Auftrag gegeben haben, die etwa bei der Cittaslow einen innerstädtischen Radius nennen, der auf zwei Kilometern alles abdecken würde und daneben ein erstes Wegenetz mit Haupt- und Nebenstrecken und ausreichend Abstellmöglichkeiten beinhaltet. Aber es fehle, kritisierten Expertin wie Moderatorin, eine Zeitvorgabe, in der die Ideen umgesetzt werden müssen.

Der hierfür beschlossene 10-Punkte-Plan für den Landkreis, das führte Verena Loibl, Beauftragte für Radverkehr und Klimaschutz am Landratsamt, weiter aus, muss noch konkretisiert werden. Denn das Netz an Vorrangrouten, die von der seit der Corona-Krise gewachsenen Zahl an Radlern genutzt würden, ist noch nicht festgelegt. Einen Räumplan für Winterdienst an den Radwegen, der die einzelnen Kommunen mit einbezieht, bestehe hingegen schon, so Loibl.

Wohin mit dem Rad?

In einer Bürgerbefragung für Hersbruck war herausgekommen, dass bei beiden Bahnhöfen deutlicher Nachbesserungsbedarf bestehe, war an diesem Abend zu hören. Außerdem vermissen viele Abstellmöglichkeiten für ihr Zweirad im Stadtgebiet. Weitere Punkte wurden in der kleinen Runde im Kulturbahnhof im Anschluss an das Gespräch thematisiert und diskutiert. Da wäre zum Beispiel der Vorschlag, eine Liste zu erstellen, welche Erledigungen mit dem Rad gemacht werden könnten, oder die Idee, die 45 Seiten Radverkehrskonzept unter den Bürgern zu verteilen. Oder bei Betrieben anzuregen, für die Mitarbeiter Abstellmöglichkeiten zu schaffen, falls noch nicht vorhanden.

Auf die Frage von Ulrike Eyrich, warum das Geld aus Förderprogrammen, die neben Straßen auch Radwege abdecken, nicht abgerufen werde, antwortete Loibl: Bei den aktuell zu vielen Fördertöpfen würden die Kommunen schnell den Überblick verlieren. Aber nun hätte man neue Beratungsmöglichkeiten für die Antragsstellung geschaffen.


Servus für den Drahtesel

Am Ende des etwa einstündigen Gesprächs kristallisierte sich schließlich heraus, das oft die Zuständigkeiten der Kommunen und Landkreise nicht klar sind. Aber auch die Bürger hätten ihren Anteil daran, eine Verkehrswende voranzubringen. So könnten Räder präsenter abgestellt werden.

Die Redner regten an, an der von den Grünen für den 7. November organisierten Sternfahrt nach Lauf teilzunehmen beziehungsweise an der Fahrraddemo vor dem Landratsamt. Auch könne man eine Unterschrift auf einer Liste als zusätzliches Druckmittel für den neuen Haushaltsplan des Landkreises im kommenden Frühjahr leisten.

Abschließend konnten sich die Zuhörer die von Lydia Hufmann-Bisping mitgebrachten Netzkarten ansehen, mit den potenziellen Haupt- und Nebenrouten. Sie bieten einen guten Ausblick, was die Umsetzung des Radkonzepts für Hersbruck und den Landkreis brächte – deutlich mehr Bürger auf dem Rad statt hinter dem Steuer.

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