NÜRNBERGER LAND – Nicht so schlimm wie erwartet, aber dennoch sehr ungewohnt – so haben die Schüler der Klasse 9MA der Geschwister-Scholl-Mittelschule in Röthenbach ihren ersten Schultag nach sechs Wochen Corona-Zwangspause empfunden.
Für alle, die in diesem Schuljahr an Gymnasien, Mittel- und Realschulen ihren Abschluss anstreben, findet seit Montag nämlich wieder Unterricht statt. Von einem normalen Schulalltag kann allerdings keine Rede sein, denn wegen der Corona-Maßnahmen haben die Schulleiter in den vergangenen Tagen ein komplett neues Konzept auf die Beine stellen müssen.
Abstandsmessung am Eingang
Dass jetzt vieles anders ist, bemerkten die Schüleram Montag schon beim Betreten der Schule: „Ich bin zu Fuß hier und hatte meinen Mundschutz schon auf. Am Eingang standen zwei Lehrerinnen mit einem Stab und haben den Abstand kontrolliert und geschaut, dass wir alle Masken tragen“, beschreibt die 14-jährige Laura Adelmann ihren ersten Eindruck.
Den Stab hatten die Lehrer dabei, „damit die Schüler sich besser vorstellen können, wie viel 1,5 Meter sind“, erklärt Claus Semann, Rektor der GSM in Röthenbach.
Gelb-schwarze Streifen und Absperrband
Gelb-schwarze Klebestreifen und Pfeile weisen den Jugendlichen den Weg zu ihren Klassenzimmern. Vorbei an Tischen, die mit Absperrband zusammengebunden sind, vorbei am Kicker, den niemand benutzen darf, und dann ohne Umwege ins Klassenzimmer: So wird nun auch für die Klasse 9MA jeder Schultag beginnen.
„Das war heute morgen schon komisch. Am Boden sind jetzt Aufkleber. Man musste sich erst mal orientieren“, bestätigt auch der 15-jährige Nico Holzenleuchter.
Mit den Maßnahmen richtet sich die Schule nach den Anweisungen des Kultusministeriums, das einen Hygiene- und Abstandsplan aufgestellt hat. Demnach darf ab jetzt nur noch bei geöffneten Türen und Fenstern unterrichtet werden. Wer das Klassenzimmer verlässt, muss in Röthenbach einen Mundschutz tragen. Auch hat jede Klasse eine eigene Toilette zugewiesen bekommen.
196 Schüler in kleinen Gruppen
Weil laut Kultusministerium pro Schüler vier Quadratmeter im Klassenzimmer zur Verfügung stehen müssen, werden in Röthenbach die insgesamt 196 Abschlussschüler in Kleingruppen mit maximal zwölf Jugendlichen unterrichtet. Gestartet wird aktuell mit 20 Stunden in der Woche.
„Kultusminister Piazolo hat berechnet, dass heute 14 Prozent der Schüler wieder zur Schule gehen. Bei uns sind es aber gleich 36 Prozent“, sagt Semann, der in den vergangenen Tagen die 196 Jugendlichen eingeteilt hat. „Die meisten wollen wieder in die Schule. Aber es ist nicht mehr wie früher. Die Lehrer können zum Beispiel in den Klassenzimmern auch nicht mehr herumlaufen“, beschreibt der Rektor.
Schüler wollen in die Schule
Dass sie gerne wieder in die Schule gehen, bestätigen auch die Schüler der 9MA: „Ich finde gut, dass man jetzt den Lehrer wieder direkt etwas fragen kann. Das Homeschooling fand ich schon schwierig“, sagt Raul Padure. „In Kleingruppen ist es einfach ruhiger und man kann sich besser konzentrieren. Außerdem wird jetzt wieder Leistung erwartet und das hat mir zuhause gefehlt“, freut sich die 14-jährige Laura Adelmann.

Dass sie jetzt in den Schulfluren und auf Schulweg Masken tragen müssen, empfinden die Schüler zwar als Einschränkung, zeigen aber Verständnis für die Maßnahme: „Mir gefällt es nicht, wenn ich etwas im Gesicht habe, aber man gewöhnt sich daran. Man kann aber sehr schlecht atmen und das merkt man vor allem beim Treppensteigen“, so der 15-jährige Damián de Jesus Ballestero.
Angst vorm ersten Tag mit Maske
Auch Laura Adelmann hofft, dass sie sich an die Masken, die sie in den Schulfluren, nicht aber im Klassenzimmer tragen müssen, gewöhnt: „Ich finde es gut, dass wir Masken tragen. Aber ich hatte Angst, dass mir die Brille beschlägt“.
Um den Abstand auch bei den anstehenden Quali-Prüfungen zu gewährleisten hat sich Rektor Semann bereits Gedanken gemacht. Wahrscheinlich werden die Schüler in der Karl-Diehl-Halle und in der Schulaula ihre Prüfungen zeitgleich schreiben, denn nur so hat jeder Schüler seine vier Quadratmeter Platz.
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Improvisation war gefragt
Obwohl sich in den Mittelschulen in Lauf gestern viel weniger Abschlussschüler auf den Weg in die Schule machten als in Röthenbach, mussten auch hier die Schulleiter viel organisieren und auch improvisieren: „Wir haben am Eingang Pylonen und Hütchen als Abstandsmarkierung aufgestellt und die Schüler mussten sich beim Betreten der Schule die Hände desinfizieren“, sagt Michael Kirstein, Rektor der Kunigunden-Mittelschule in Lauf, an der am Montag der Unterricht für 49 Abschlussklässler wieder begonnen hat.
Die Situation sei „machbar“ und würde für ihn zwar mehr Aufwand bedeuteten, der sich aber nicht stark auf die allgemeine Arbeitsbelastung auswirke: „Schulleiter an Mittelschulen haben generell ein großes Arbeitsaufkommen, weil wir auch stark in die Unterrichtstätigkeit mit eingebunden sind.“
Unterricht in der Turnhalle
Wie Kirstein an der Kunigunden Schule, musste auch Schulleiter Roger Brix an der Bertlein-Mittelschule improvisieren. Weil die Schüler dort in Containern unterrichtet werden und dort nicht genug Abstand gehalten werden kann, mussten die 49 Abschlussklässler ein anderes Quartier ausweichen: „Wir haben die Turnhalle bestuhlt, denn dort können wir sogar mehr als den geforderten Abstand einhalten“, erklärt Brix.
Die Klassen bleiben so weiterhin zusammen und müssen nicht aufgeteilt werden. Stattdessen werden die Schüler nun in Schichten unterrichtet – wenn eine Klasse geht, kommt die nächste in den Raum.
Worüber sich alle Schulleiter aber bereits Gedanken machen ist, wie es weitergehen wird, wenn ab Montag, 11. Mai, dann auch die achten Klassen wieder in die Schule kommen.