LAUF/RÖTHENBACH – 122 Abiturienten kehren am Montag in Lauf und Röthenbach zurück in ihre Klassenzimmer, um sich auf die Abiturprüfungen vorzubereiten, die in Bayern am Mittwoch, 20. Mai, mit dem Fach Deutsch beginnen. Es ist angesichts der Corona-Pandemie ein Neustart mit gemischten Gefühlen.
„Es war ungewohnt, so lange von daheim zu lernen, bei den meisten hat es aber ganz gut geklappt“, fasst Felix Beck, Abiturient am Laufer Christoph-Jacob-Treu-Gymnasium (CJT), die vergangenen Wochen „Homeschooling“ zusammen. Über Videokonferenzen wurden Abituraufgaben teils gemeinsam mit den Lehrern durchgearbeitet.
Schwieriger als die Lernsituation empfand der 18-Jährige die Unsicherheit. „Es war komisch, nicht zu wissen, wann und ob das Abitur überhaupt stattfindet und wie das mit den Noten für das zweite Halbjahr ist.“ Jetzt, da Klarheit besteht, gehe er „relativ optimistisch“ in die letzten knapp vier Wochen Vorbereitung.
Ähnlich sieht das auch seine Mitschülerin Elena Link. „Wir haben das Beste draus gemacht, aber natürlich ist zu Hause lernen nicht dasselbe wie in der Schule.“ Genervt seien die meisten von der Unsicherheit gewesen, „aber das CJT hat immer schnell reagiert und uns informiert“, sagt
sie.
Sie freut sich, ihre Mitschüler am Montag zu sehen, wenn auch mit Abstand. Trotzdem: „Für uns ist das natürlich das blödeste Jahr, in dem so etwas passieren kann.“ Denn eigentlich wollte sie nach dem Abitur mit Freunden ins Ausland reisen, dann in Wien studieren. Daraus wird vorerst nichts. Ebenso wenig aus dem lange geplanten Abiball.
Die Selbstmotivation war schwierig
„Warum gerade wir?“, das ist auch eine Frage, die sich manche der 58 Abiturienten am Geschwister-Scholl-Gymnasium stellen. Wie in Lauf, so sind auch die meisten Röthenbacher Abschlussschüler größtenteils zufrieden, wie das Lernen in den letzten Wochen zu Hause lief. „Die Kommunikation mit den Lehrern hat gut geklappt“, berichtet Kurssprecher Jakob Pschierer. Allerdings seien manche zum Beispiel durch jüngere Geschwister abgelenkt worden, „und das größte Problem war die Selbstmotivation“, meint der 18-Jährige. Viele hätten die zusätzliche Freizeit für Sport genutzt oder dazu, sich mit der Berufs- oder Studienwahl auseinanderzusetzen.
Klar sei: Alle wollen das Abi hinter sich haben, auch wenn manche ein „mulmiges Gefühl“ haben, am Montag zurück in die Schule zu gehen, oder den Neustart als zu früh empfinden. „Sie haben nicht Angst um sich selbst, sondern um ihre Familien, wenn jemand zur Risikogruppe gehört“, erzählt Jakob Pschierer. Er und seine Mitschüler schätzen, „dass es auf jeden Fall im Nachhinein eine Diskussion um die Gerechtigkeit des 2020er-Abiturs geben wird“. Sorgen machen sich viele der Röthenbacher Abiturienten um ihre wirtschaftliche Zukunft nach dem Studium. Und nicht zuletzt um die Demokratie, so Jakob Pschierer.
Strenge Hygienevorschriften
An den Gymnasien sind die Vorbereitungen derweil abgeschlossen. „Allein zu den Hygienevorschriften gibt es eine 20-seitige Anweisung aus dem Kultusministerium“, erklärt der Röthenbacher Schulleiter Clemens Berthold. Maskenpflicht herrscht demnach nicht, doch am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) sind die Schüler angehalten, den Mund-Nasen-Schutz auf dem Weg in die Klassenzimmer anzulegen. Am Tisch dürfen sie ihn dann abnehmen.
Und auch in Lauf „würden wir es sehr begrüßen, wenn Masken getragen werden. Denn es geht um die Gesundheit von Schülern, Lehrern und Angehörigen“, betont CJT-Direktor Wolf Kraus.
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Kurse wurden halbiert, um die maximale Schülerzahl von 15 in einem Raum nicht zu überschreiten, Tische auseinandergerückt, der Bereich vor dem Lehrerpult entweder mit Tischen oder Markierungen abgetrennt. Am GSG wurden zudem Plexiglasscheiben für das Sekretariat bestellt. Außerdem gibt es hier zwei verschiedene Eingänge für die Schüler, je nach Anfangsbuchstabe des Nachnamens.
Der Aufwand sei insgesamt noch „beherrschbar“, sagt Clemens Berthold, freilich sei alles neu und ungewohnt. Auch die rund 24 Lehrkräfte, die ab Montag zum Unterricht erscheinen, seien optimistisch. Wichtig ist für ihn allerdings die Disziplin jedes Einzelnen. „Ich mag mir nicht vorstellen, was passiert, wenn wir einen Corona-Fall im Jahrgang haben.“
Auch Bertholds Laufer Kollege Wolf Kraus ist zuversichtlich. Weil der diesjährige Laufer Abiturjahrgang mit nur 64 Schülern (aufgrund des Modells „Mittelstufe plus“) sehr klein ist, könne man die räumliche Situation „gut handeln“. Wichtig ist ihm, dass die Lernbedingungen für die Abiturienten auch zu Hause gut waren. „Jeder ist an alle Informationen gekommen, die er gebraucht hat.“ Der Stoff, der fürs Abitur gefordert ist, sei ohnehin noch vor der „Corona-Pause“ regulär im Unterricht behandelt worden.