FEUCHT – Deutschland, eine Raumfahrernation? In einer Sonderschau stellt das Hermann-Oberth-Museum bis Ende April die bislang elf deutschen Astronauten im Pfinzingschloss vor. Bei der Eröffnung mit dabei: Einer der elf Pioniere.
„Helden. Unsere Elf im All“ ist die Sonderschau betitelt. Allen deutschen Astronauten ist im Erdgeschoss eine Vitrine und eine Infotafel gewidmet. Ganz persönliche Erinnerungen liegen für die Besucher aus. So etwa Originalteile der Raumanzüge wie etwa Patches, also bestickte Stoffstücke.
Genau so eins hatte auch Prof. Dr. Ulich Walter, selbst einer der elf deutschen Astronauten und Museumspräsident, neben zahlreichen unterschriebenen Fotos als Geschenk an das Museum zur Eröffnung der Sonderschau mitgebracht.
Abenteuer im All
Die Schau war zuvor in Teilen im Stadtmuseum Künzelsau gezeigt worden, schließlich ist einer der Raumfahrer, Alexander Gerst, gebürtig aus der Stadt am Kocher, auf dem in der Ausstellung ein besonderer Fokus liegt: Bilder und eine selbst gebaute Raumschiff-Seifenkiste komplementieren das Portrait des Astronauten. Die Feuchter Museumsmitarbeiter Michael Zuber und Christian Schmidt haben die Ausstellung konzipiert.

Walter berichtete gern von seinen Abenteuern im All und plauderte dabei auch ein wenig aus dem Nähkästchen. Essen für Raumfahrer sei stärker gewürzt, berichtete Walter angesichts von Astronautennahrung in einer der Vitrinen. Schließlich fehle aufgrund der Schwerelosigkeit der Geruch. Schrimps mit extrem scharfer Sauce war im All sein Leibgericht, mit den Kollegen wurde da auch gern mal hin- und hergetauscht. Aufgabe Walters während seiner Mission war vor allem das Forschen im Weltall.
Dass Deutschland eine Raumfahrtnation ist, das steht seit der D2-Mission im Jahr 1993, bei der auch Walter mitflog, fest. Mit dieser Mission katapultierte sich die Bundesrepublik auf Rang drei nach den USA und Russland. Deswegen liegt ein weiterer Schwerpunkt auf dem europäisch-amerikanischen Weltraumlabor „Space lab“. Dass durch die Missionen wichtige Impulse für die Forschung gesetzt wurden, wird bei der Sonderschau deutlich. Ein Anzug, der den plötzlichen Kindstod verhindern kann, ist einer der Errungenschaften der D2-Mission. Ebenso wie ein Roboterarm, der in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt wurde und mittlerweile Operationen am offenen Herzen durchführen kann.

Knackpunkte für die Forscher sind vor allem die Schwerelosigkeit und die Zeitverzögerung bei der Kommunikation von der Erde zum Raumschiff.
Für Museumsdirektor Karl-Heinz-Rohrwild ist das Pfinzingschloss der ideale Ort für die Ausstellung, schließlich lebte der Raumfahrtpionier Hermann Oberth lange Zeit in der Zeidlergemeinde. „Hier in Feucht war Oberth, nicht in Nürnberg oder München.“ Das Oberth-Museum ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der frühen Raumfahrt. „Wir sind auf Augenhöhe mit dem deutschen Museum in München und dem Space Museum in Washington.“
Schätze in Kisten
Nur zehn Prozent des gesamten Bestandes können bislang in den Räumen des Museums gezeigt werden. Der Rest fristet derzeit ein freudloses Dasein in Kisten auf dem Dachboden der Reichswaldhalle. Damit sind diese Schätze für Wissenschaftler nicht zugänglich.
Für Rohrwild ein Grund, die Pläne für ein Kulturareal in Feucht nicht aufzugeben: Das Museum will sich dauerhaft auf das Schloss ausweiten (wir berichteten). Rohrwild hofft dabei auf ein Zeichen der Kommunalpolitik: Dass der Gemeinderat hinter dem Projekt steht, wenn ein Umzug finanzierbar wäre. Denn erst dann kann sich der Museumsleiter auf die Suche nach Sponsoren begeben.
Am 25. Juni wird das Schlossfoyer das nächste Mal vom Museum in Beschlag genommen: Zum Tag der Raumfahrt pilgern 50 Experten aus der ganzen Welt nach Feucht. Die Veranstaltung ist auch für die Öffentlichkeit frei zugänglich.