Feuchter Freibad bleibt geschlossen

„Das Badevergnügen wäre keines“

Ein solch fröhliches Badegewimmel kann es dieses Jahr nicht geben. Das Feuchter Freibad bleibt wegen der Corona-Pandemie für diese Saison komplett geschlossen. | Foto: Archiv/Blinten2020/06/IMG_8469-scaled.jpg

FEUCHT – Schwimmer sitzen dieses Jahr in Feucht auf dem Trockenen: Ab kommenden Montag dürfen Freibäder in Bayern wieder Besucher einlassen. Doch das Feuchter Schwimmbad bleibt geschlossen. Das hat der Aufsichtsrat der Gemeindewerke Feucht einstimmig vor wenigen Tagen entschieden und nun öffentlich mitgeteilt.

„Wir haben uns das nicht leicht gemacht und die Entscheidung auch nicht vom Schreibtisch aus getroffen“, beteuert Bürgermeister Jörg Kotzur bei einem Pressegespräch. Noch vor einer Woche habe sich eine Abordnung Gemeinderäte im Feuchtasia über die Gegebenheiten vor Ort informiert. Unter den Vertretern der Bürgerschaft habe parteiübergreifend Konsens darüber bestanden, dass es vernünftiger sei, das Bad in dieser Saison nicht zu öffnen.

„Unbändig schwer“

Bei der Abwägung sei die Wirtschaftlichkeit bei Weitem nicht oberste Priorität gewesen, versichert Werke-Geschäftsführer Raimund Vollbrecht. „Das war noch nie ein K.-o.-Kriterium“, sagt er. Vielmehr seien die zu erfüllenden Bedingungen unter denen das Bad öffnen könnte „unbändig schwer“ umzusetzen. Das Feuchtasia habe zu Spitzenzeiten mit gut 6000 Besuchern zu rechnen. Erlaubt seien nach den Hygienebestimmungen maximal 690 Badegäste, da ein Platzbedarf von 20 Quadratmetern pro Besucher angenommen wird.

Was für das Bad im Großen gelte, gelte im Kleinen ebenso für den Aufenthalt in den Becken: Da Abstand halten nach wie vor das oberste Gebot sei, könnten sich maximal 160 Gäste im Schwimmer- und im Nichtschwimmerbecken vergnügen. Der Rest müsse zuschauen und warten. „Wir müssten eine verbindliche Schwimmdauer festlegen. Aber wie lange soll die sein? Und wie soll man das je kontrollieren?“, fragt Vollbrecht.

Gedränge beim Schichtwechsel

Auch für den Besuch im Freibad müssten solche Zeitfenster eingerichtet werden. Vorgeschlagen waren etwa die Zeiten von 8 bis 11.30 Uhr, von 12 bis 15.30 Uhr und von 16 bis 19.30 Uhr. Besonders graut es Vollbrecht vor der Vorstellung des „Schichtwechsels“. Alle im Bad befindlichen Gäste müssten das Bad erst verlassen, bevor die neuen Schwimmer eintreten dürfen. „Wir haben das mal ausgerechnet: Wenn wir von 690 Gästen ausgehen, die vor dem Bad in Zweierreihen mit dem korrekten Sicherheitsabstand warten, dann kommen wir auf eine Schlange von einem halben Kilometer Länge“, erklärt Kotzur.

Hätte man es dann ins Bad geschafft, dürfte man gleich wieder anstehen: Diesmal vor den 12 vorhandenen Einzelkabinen zum Umziehen. Denn die Sammelumkleiden müsste geschlossen bleiben. Ebenso die Wärmehalle, Duschräume, der Saunagarten sowie Springer- und Babybecken. Auch herrschte Maskenpflicht im Eingangsbereich und den Toilettenräumen, in denen sich außerdem höchstens zwei Personen gleichzeitig aufhalten dürften. Derart massive Einschränkungen erstickten den Badespaß im Kern: „Das Badevergnügen wäre keines. Es ist Stress für alle Beteiligten“, argumentiert Vollbrecht.


Seen nicht entlastet

Das Argument, in Nordrhein-Westfalen, wo die Freibäder seit zwei Wochen geöffnet haben, klappe alles reibungslos tut er ab. „Es war noch kein einziges Mal wirklich heißes Wetter. Dementsprechend ist der Andrang noch nicht so groß“, sagt der Geschäftsführer. Auch würde eine Öffnung des Freibades die Naturgewässer nur wenig entlasten. „Wir könnten ja eh nur einen Bruchteil von den Gästen reinlassen, die wir normalerweise aufnehmen könnten“, erklärt Kotzur.

„Es tut mir Leid, dass wir diese unangenehme Entscheidung treffen mussten, aber auf Grundlage der Informationen, die wir haben, wäre eine Öffnung des Feuchtasia schlichtweg unvernünftig“, betont der Bürgermeister und hofft auf Verständnis der Bevölkerung. „Einen zum Scheitern verurteilten Plan sollte man nicht auf Biegen und Brechen durchsetzen. Auch das ist soziale Verantwortung.“

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