Bundestagwahl

Neue Höchstzahl an Briefwahlanträgen

HERSBRUCKER SCHWEIZ – „Wir haben so viele wie noch nie“, sagt Karin Brendel beim Blick auf die Zahl der Anträge für Briefwahl. Dieser Satz ist aber nicht nur bei der Verwaltungsangestellten der Gemeinde Reichenschwand zu hören.

Dort wollen von 1845 Stimmberechtigten 948 lieber daheim wählen. „Das ist für viele bequemer und Corona spielt auch mit rein“, denkt Brendel. Ganz Ähnliches ist aus der Marktgemeinde Neuhaus zu hören: Auch hier wurde mit 1308 Briefwählern – von 2163 Stimmberechtigten – ein neuer Rekord erreicht.

In Vorra haben von etwa 1100 Wahlberechtigten rund 600 Personen die Briefwahlunterlagen angefordert, weiß HZ-Mitarbeiter Siegfried Fuchs. Ebenfalls über die Hälfte liegt die Zahl in der Gemeinde Kirchensittenbach. Die Verwaltung hat 899 Anträge zu Buche stehen – bei 1683 Bürgern, die ihr Kreuzchen setzen dürfen.

Keine Begründung mehr

Dass die Tendenz zur Briefwahl seit Jahren nach oben geht, beobachtet auch Ines Fichte von der Verwaltungsgemeinschaft Alfeld/Happurg: „Früher musste man einen Grund angeben, warum man nicht persönlich wählen gehen kann.“ Seitdem das weggefallen ist, entscheiden sich immer mehr Menschen für die Briefwahl. So auch in Alfeld und Happurg, und zwar von 3835 Stimmberechtigten 1999.

„Viele waren vielleicht auch unsicher, welche Vorgaben in Sachen Corona am Wahltag gelten werden“, meint sie. Die Bundestagswahl mit ihren zwei Kreuzchen sei im Gegensatz zur Kommunal mit dem „riesigen Zettel, den man kaum auf den Tisch ausbreiten kann“, eine einfache Wahl. Trotzdem sähen die Leute den Stimmzettel im Wahllokal das erste Mal und welche Namen da drauf stehen. „Viele wollen es daher lieber in Ruhe daheim machen.“

Wahlhelfer als Brieföffner

Auch in Pommelsbrunn2012 von 4279 Wählern um genau zu sein. Laut Sebastian Herzog waren es bei der letzten Bundestagswahl nur rund 1000 Briefwähler, bei der Kommunalwahl immer schon knapp 1700. „In unserem Ablauf beeinflusst uns das eigentlich nicht“, erklärt Herzog. Lediglich die Umschläge müssten halt vorm Auszählen geöffnet werden. „Da kommen die Wahlhelfer früher, damit es um 18 Uhr mit dem Zählen losgehen kann.“

Ganz ohne Auswirkungen sind die steigenden Briefwahlzahlen aber nicht. So hat die Gemeinde Henfenfeld beispielsweise ein Wahllokal von drei geschlossen. Und selbst bei den verbleibenden beiden Orten hat die Verwaltung Sorge, ob überhaupt ein Besuch von 50 Prozent erreicht wird. Denn in Henfenfeld wollen von 1400 Stimmberechtigten 688 per Brief wählen. Fast ebenso viele – nämlich 685 – sind es in Offenhausen mit 1282 Wählern. Auch Engelthal steuert mit 462 Briefwählern (von 906 möglichen) auf die Hälfte zu.

20 Prozent in vier Jahren

Diese Marke nimmt die Stadt Hersbruck ebenfalls in den Blick: Mit 4683 Briefwählern liegen diese bei einem Anteil von 48 Prozent. Bei den Kommunalwahlen waren es noch 38,5 Prozent („Das war damals schon viel.“) und bei der letzten Bundestagswahl 2017 noch einmal zehn Prozent weniger, hat Matthias Brunner vom Bürgerbüro ausgerechnet.

Seit den Lockerungen, also dem Wegfall der Begründungspflicht, gingen die Zahlen stets nach oben, erlebt auch er. „Die Pandemie hat ebenfalls einen großen Anteil daran“, ist Brunner überzeugt. Wobei er keine Prognose wagen möchte, ob das nun nur eine Momentaufnahme ist oder so bleibt. „Manche Dinge werden sich auch nach Corona nicht ändern“, mutmaßt er.

Zumal der technische Fortschritt immer weiter gehe: „Mit dem QR-Code zum Wahlscheinantrag, das ist deutlich einfacher als wählen gehen.“ Allerdings stellt die hohe Zahl an Briefwählern die Stadt gerade bei der Bundestagswahl mit ihren strengen Vorschriften vor Herausforderungen. Man könne die Briefchen nicht einfach irgendwie auf Wahllokale zum Auszählen aufteilen, sondern muss bestimmte Briefwahllokale einrichten – und dafür Helfer finden. „Intern ist nicht alles leichter.“

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