ALTDORF – Beim Sandabbau im Röthenbacher Wald und der anschließenden Verfüllung mit Bauschutt könnte der Grundwasserspiegel deutlich fallen. Die Wasserversorgung der Noris wäre duch die Ablagerung von belastetem Material beeinträchtigt. Bürgerinitiative und Bund Naturschutz informieren am Marktplatz.
Die Grundstimmung hat sich geändert. Herrschte vor drei Wochen noch Schockstarre und Entsetzen bei Röthenbachern, Ludersheimern und Winkelhaidern, die sich um den Wald zwischen den drei Orten Sorgen machen, so werden die Gegner eines möglichen Sandabbaus in dem Gebiet nun zunehmend zuversichtlicher. Hoffnung machen ihnen erste Stellungnahmen von Behörden, die sich im Rahmen des Raumordnungsverfahrens äußern.
Möglicherweise hat die Grundwasserproblematik bei der Beurteilung des Vorhabens großes Gewicht. Darauf macht Aaron Mühlendyck bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung von Bund Naturschutz und der neu gegründeten Bürgerinitiative gegen den Sandabbau aufmerksam. Mühlendyck ist Mitinitiator der BI und koordiniert deren Aktivitäten. Am Altdorfer Marktplatz ist er am Samstagvormittag mit seinen Mitstreitern am Infostand, plaudert mit Passanten und hält Unterschriftenlisten bereit.
Die Leute unterschreiben, viele sind bereits überraschend gut informiert über die Pläne, auf einer über 50 Hektar großen Fläche westlich von Röthenbach, in unmittelbarer Nähe zur Röthenbachklamm, Quarzsand abzubauen. Über 35 Jahre sollen täglich dutzende Lkw das Material abfahren, danach soll das ausgebeutete Gelände mit Bauschutt aufgefüllt werden.
„Das bedeutet den Tod für die Klamm“
Das Grundwasser in dem betreffenden Gebiet hat seinen Spiegel in rund acht Metern Tiefe. „Das bedeutet den Tod für die Röthenbachklamm, wenn hier Sand abgebaut wird“, sagt Mühlendyck. Der durch die Klamm fließende Rumpelbach ist in den zurückliegenden trockenen Sommern bereits zeitweise versiegt. Wenn der Grundwasserspiegel weiter gesenkt wird, gibt es nach Überzeugung von Mühlendyck und seinen Mitstreitern keinen Rumpelbach mehr.
Wie wirkt sich das fehlende Wasser auf den weiteren Bachverlauf nördlich der Autobahn aus? Was passiert mit den Wäldern nördlich der Abbaugebiete? Die Fragen stehen im Raum, als sich die Gegner am Samstag im Altdorfer Zentrum versammeln. Nur 450 Meter nördlich der möglichen Sandabbauflächen befindet sich das Trinkwasserschutzgebiet der Stadt Nürnberg. Deshalb ist die N-Ergie als Nürnberger Wasserversorger bereits hellwach und sammelt weitere Informationen.
Sand raus, Bauschutt rein
Dabei geht es nicht allein um die Senkung des Grundwasserspiegels durch den Sandabbau und die damit einhergehende Beeinträchtigung der Wasserversorgung, es geht auch um die auf den Abbau folgende Verfüllung mit Bauschutt. Nach derzeitigen Informationen hat das Sandabbau-Unternehmen für die Auffüllung der ausgebeuteten Sandgruben die Ablagerung leicht belasteten Bauschuttmaterials beantragt. Riesige Mengen werden das sein, wenn der auf 50 Hektar lagernde Quarzsand einmal abgebaut ist. Nach Angaben der Firma sollen in den kommenden Jahrzehnten rund zwölf Millionen Tonnen abgebaggert werden. Die dann aufzufüllende Menge an Bauschutt könnte bis zu 24 Millionen Tonnen betragen, weil die Firma auf ihrer Bauschuttdeponie das Material dann bis zu einer Höhe von zehn Metern ablagern will.
Hydrologen müssen für das Gebiet nun exakt die Grundwasserfließrichtungen feststellen und klären, welche Gefahr für die Trinkwasserversorgung der Noris bestehen könnte.
Mehr als ein Steckerlaswald
Neben der Trinkwasserproblematik stehen für den Bund Naturschutz Fauna und Flora im Vordergrund. Der Wald bei Röthenbach sei kein wertloser Steckerlaswald, betont Dieter Pletz, 2. Vorsitzender des BN Altdorf, hier gebe es vielmehr einen Bestand von Bäumen mit einem Alter von rund 100 Jahren. In dem durch die Röthenbachklamm fließenden Rumpelbach lebt der Steinkrebs, außerdem nistet der Schwarzstorch in dem vom Sandabbau bedrohten Gebiet.
Ein großer Verlust für alle wäre das, betont auch BN-Mitglied und ehemaliger Stadtrat Albert Kraus, der seit 42 Jahren in Röthenbach wohnt und die Begehrlichkeiten in Sachen Quarzsand schon seit den 90-er Jahren kritisch begleitet.
Er freut sich darüber, dass der von der Stadt Altdorf beauftragte Rechtsanwalt Dirk Teßmer gute Chancen darin sieht, das Sandabbau-Projekt im Raumordnungsverfahren zu stoppen. Teßmer hat Erfahrung mit der Materie, er war Rechtsbeistand der Rodungs-Gegner im Hambacher Forst. Und der Rechtsanwalt sieht bei seiner optimistischen Einschätzung auch die Stellungnahmen von Fachbehörden wie etwa der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt in Lauf.
Info: Unterschriftenlisten liegen in verschiedenen Geschäften in Altdorf, Ludersheim, Winkelhaid, Leinburg und Diepersdorf aus. Infos dazu wie auch zu Argumentationshilfen für die Stellungnahmen finden sich im Internet auf www.sandabbau-altdorf.de.