Verstehen statt verurteilen

Messie-Syndrom verstehen: Gesundheitsamt schult Fachkräfte

Die Inhouse-Fortbildung zum Messie-Syndrom stieß auf großes Interesse.
Die Inhouse-Fortbildung zum Messie-Syndrom stieß auf großes Interesse. | Foto: LRA2025/11/csm_Messie_a118d1913a.jpg

NÜRNBERGER LAND – Hinter vermüllten Wohnungen stehen häufig seelische Belastungen, Scham und jahrelanger Rückzug – weit mehr als der unpräzise Begriff „Messie“ vermuten lässt. Eine vom Gesundheitsamt Nürnberger Land organisierte Fortbildung hat Fachkräften aus Gesundheitsamt, Infektionsschutz, Betreuungsstelle, medizinischem Bereich sowie aus Suchtberatung und sozialpsychiatrischem Dienst einen kompakten Einblick in dieses vielschichtige Thema gegeben.

Referent Wedigo von Wedel vom H-Team, einer bundesweit tätigen Einrichtung für Menschen in extremen Wohnsituationen, schilderte laut Pressemeldung des Landratsamts eindrucksvoll seine praktischen Erfahrungen. Er machte deutlich, dass Räumungen selten helfen, solange Betroffene emotional an den angesammelten Dingen festhalten. Ein prägendes Zitat aus seiner Arbeit verdeutlichte dies: „Wenn das alles Müll sein soll in meiner Wohnung, dann bin ich ebenfalls Müll.“

Die Hintergründe reichen von traumatischen Erlebnissen über Depressionen bis hin zu Suchterkrankungen. Viele Betroffene haben ein geringes Selbstwertgefühl und scheuen davor zurück, Hilfe anzunehmen. Fachkräfte können daher nur freiwillige Unterstützung anbieten. Ein Prozess, der Geduld, Respekt und Einfühlungsvermögen verlangt.

Zum Abschluss wurde darauf hingewiesen, dass spezialisierte Entrümpelungsfirmen Betroffene sensibel einbeziehen und so nachhaltige Schritte ermöglichen. Die Fortbildung trug dazu bei, das Verständnis für dieses oft tabuisierte Thema zu vertiefen und die Zusammenarbeit im regionalen Netzwerk weiter zu stärken.

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