NÜRNBERGER LAND – Das Landratsamt Nürnberger Land und die Beratungsstelle gegen Diskriminierung M.U.T. haben zum Austausch über Vielfalt, Menschenrechte und gesellschaftlichen Zusammenhalt eingeladen. Bei dem Fachgespräch unter dem Motto „Kommune für alle – Respekt vor Ort“ kamen Fachleute aus Politik, Verwaltung, Unternehmen und Beratungsstellen zusammen.
Den Auftakt bildete ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Dr. Heiner Bielefeldt. Der Seniorprofessor und früherer Inhaber des Menschenrechtslehrstuhls der FAU wies darauf hin, dass die Arbeit gegen Diskriminierung und Ausgrenzung den Grundlagen unserer Demokratie und des Grundgesetzes entspricht. Anhand konkreter Beispiele machte Bielefeldt deutlich, dass es nicht um Sonderrechte, sondern um faire Teilhabe gehe. Er sprach auch über die aktuellen starken Widerstände, die nicht nur in den USA gegen Vielfalt und Gleichberechtigung spürbar werden.
Diese Wahrnehmung teilten die anderen Gesprächsteilnehmenden, die für ihre jeweiligen Arbeitsfelder die Herausforderungen und Erfahrungen mit Antidiskriminierung und Gleichberechtigung schilderten. Anwesend waren neben Landrat Armin Kroder und dem Landtagsabgeordneten Felix Locke auch Diakon Peter Barbian, Mitglied des Vorstands der Rummelsberger Diakonie, die Gleichstellungsbeauftragte der Rummelsberger Diakonie, Annemarie Schön, die Behindertenbeauftragte des Landkreises, Angelika Feisthammel, Integrationslotsin Dr. Carina Fiebich-Dinkel, Landratsamtsmitarbeiter Jan Meier, sowie Abyan Nur und Ludwig Šimek von der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns (AGABY). Moderiert wurde die Veranstaltung von der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises, Anja Wirkner und Dr. Nadja Kutscher von der mittel- und unterfränkischen Themenstelle gegen Diskriminierung (M.U.T.).
Dr. Kutscher gab einen Einblick in ihre Arbeit: „Viele Menschen kommen in unsere Beratung, weil sie zum Beispiel aufgrund von Rassismus, wegen einer Behinderung oder ihrer Geschlechtsidentität benachteiligt wurden, sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Wenn Menschen so etwas immer wieder passiert und sie keine Möglichkeit sehen, etwas dagegen zu unternehmen, verlieren sie das Vertrauen in die Gesellschaft und den Staat. Das Mindeste ist dann, Unterstützungsstrukturen bereitzustellen.“ Die Beratungsstelle muss zum Jahresende aufgrund fehlender Finanzierung ihre Arbeit einstellen.
In der Gesprächsrunde wurde deutlich, wie wichtig der interdisziplinäre Austausch ist. Es wurden konkrete Vorschläge für Vernetzung und Zusammenarbeit angestoßen. Landrat Armin Kroder betonte: „Die Notwendigkeit, gegen Diskriminierung vorzugehen, ergibt sich schon aus Artikel 1 unseres Grundgesetzes. Der Landkreis macht hier schon sehr viel – doch es ist immer Luft nach oben.“ Hervorgehoben wurden etwa Schulungen für Führungskräfte oder soziale Unterstützungsangebote. Diskriminierung ist jedoch keineswegs ein Großstadtthema, sondern findet überall statt. Besonders im ländlichen Raum fehlt es Betroffenen häufig an Netzwerken und stützenden Strukturen.
Der Termin war Teil der Veranstaltungsreihe „Kommune für alle – Respekt vor Ort“, die von Antidiskriminierungsberatungen in verschiedenen Kommunen und Landkreisen in Bayern durchgeführt wird. Organisiert hat ihn die Beratungsstelle M.U.T. in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises.