Zukunft des Ortskerns

Feucht will ein Gesamtkonzept

Der Helferkreis und alle Interessierten treffen sich am Freitag, 1. April, in der Feuchter Reichswaldhalle. | Foto: DB-Archiv/Geist2017/09/Feucht-Reichswaldhalle.jpg

FEUCHT – Saier-Areal, Reichswaldhalle, ehemalige Norma, Zeidel- und Raumfahrtmuseum: Der Markt Feucht lässt die künftige Entwicklung seines Ortskerns in einem großen städtebaulichen Gesamtkonzept untersuchen. Darauf hat sich der Marktgemeinderat am Donnerstagabend beinahe einstimmig verständigt. Sogar ein Erhalt der Fassade des Sailerhauses soll nun geprüft werden.

In der Juli-Sitzung hatte Bürgermeister Konrad Rupprecht den Marktgemeinderat mit seinem Vorschlag überrascht, Anträge von SPD und CSU in einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie überprüfen zu lassen. Die Überraschung war damals so groß, dass das Thema von der Tagesordnung genommen und auf September vertagt wurde (wir berichteten). Nun setzte Rupprecht erneut an und erläuterte seine Vorstellung. Er sprach von einer „einmaligen Chance, das Ortszentrum zu überplanen und über Jahre hinweg etwas zu schaffen, was Feucht voranbringt“. Dabei erachtet er es also kontraproduktiv, bestimmte Ansätze von vornherein auszuschließen. Und so fließen nicht nur die Anträge von CSU und SPD in ein städtebauliches Gesamtkonzept ein, sondern auch eine Forderung der Grünen, die mit Unterstützung der Kleinen für einen Erhalt der Backsteinfassade des Sailerhauses eintreten. Erst alles prüfen, dann diskutieren, dann entscheiden: So beschrieb Rupprecht seine Maxime.

Ob Görlach mitzieht oder nicht

Der Vorstoß des Bürgermeisters stieß auf wenig Kritik. Der Marktgemeinderat wirkte entschlossen, zuversichtlich, optimistisch. Nur einmal keimten ernsthafte Zweifel auf: als der Name Bernd Görlach genannt wurde. Der Alfelder Unternehmer hatte jahrelang eine Erweiterung seiner Norma-Filiale im Ortskern in Aussicht gestellt und den Markt sogar dazu bewogen, das Sailerareal zu kaufen, nur um schlussendlich doch an die Nürnberger Straße abzuwandern. Ein solch enttäuschendes Szenario soll sich unter keinen Umständen wiederholen. Deshalb forderte Rupprecht im Hinblick auf das Entwicklungskonzept, zweigleisig zu fahren und die Zukunft des Ortskerns nicht an die Bereitschaft eines einzelnen – wenn auch wichtigen – Grundstückeigentümers zu koppeln. „Wir werden uns nicht noch einmal über Jahre vertrösten lassen“, versprach Rupprecht dem Gemeinderat.

Der Marktgemeinderat befürwortet die Erweiterung von Zeidel- und Raumfahrtmuseum. | Foto: Geist2017/09/Feucht-Museum.jpg

22 Stimmen gegen Insellösung

Mit 22:2 Stimmen beschlossen die Mitglieder schließlich, 60 000 Euro zu investieren und ein städtebauliches Gesamtkonzept in Auftrag zu geben. Darin gehen auf Antrag von SPD-Gemeinderat Lothar Trapp auch Überlegungen des Feuchter Architekturbüros Fischer ein. Dieses hatte sich mit eigenen Ideen an den Markt Feucht gewandt und die bislang diskutierten Vorschläge als „Insellösungen“ bezeichnet, die „keine neue Mitte schaffen werden. Vielmehr werden sie die eines Ortszentrums unwürdigen Hinterhofverhältnisse auf lange Zeit zementieren“. Dem Architekturbüro schweben unter anderem ein belebter zentraler Platz, die Modernisierung der Reichswaldhalle sowie neue attraktive Läden vor.
Neben der grundsätzlichen Bereitschaft, ein städtebauliches Gesamtkonzept zu beauftragen, stimmte der Gemeinderat über sechs Säulen des Konzepts einzeln ab. Unter anderem soll darin untersucht werden, wie das Sailer-Areal entwickelt werden kann: mit Bücherei, FGW-Kundenzentrum, Wohn- und Geschäftshäusern oder doch einem kulturellen Zentrum? Sollte die Fassade des Sailerhauses erhalten oder das Gebäude doch komplett abgerissen werden? Ferner erklärte der Marktgemeinderat grundsätzlich seine Zustimmung zu den Erweiterungsabsichten von Zeidel- und Raumfahrtmuseum. Eine Erweiterung des Zeidelmuseums in die bisherigen Räume der Gemeindebücherei schloss der Marktgemeinderat mit einer knappen Mehrheit von 14:10 Stimmen allerdings aus.

Café Bernstein muss ausziehen

Gegen das städtebauliche Gesamtkonzept an sich stimmten lediglich Gerd Steuer (UCS) und Frank Flachenecker (FWG). Letzterer erinnerte an den Kassenstand der Kommune und bezeichnete die möglichen Ergebnisse eines Konzepts als „Wunschdenken“ und „Luftnummern“. Auf diese Kritik reagierte Rupprecht ein wenig verständnislos. „Wir wollen die Studie doch, um zu sehen: Was ist möglich und was kostet‘s?“ Erst danach könne man auf den Haushalt blicken und überlegen: „Wo ist die Decke? Wie weit können wir uns strecken?“ SPD-Gemeinderat Ernst Klier meinte sogar, er fühle sich von Flacheneckers Kritik angegriffen. „Wir kalkulieren sehr verantwortungsbewusst und werfen hier nicht mit Geld um uns“, meinte Klier und verwies darauf, dass am Ende ja nicht die Kommune alles bezahlen müsse. Ein Investor sei doch auch in Ordnung. Ferner erklärte der Vorsitzende des Themenkunstvereins, dass der Markt handeln muss, wenn er kulturelle Angebote im Ortszentrum nicht verlieren will. Das Café Bernstein werde in drei, spätestens vier Jahren nämlich seine Räume verlieren. Der Eigentümer habe Eigenbedarf angemeldet.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren