NÜRNBERGER LAND – Die Jagdgenossenschaften des Landkreises diskutieren Treib- und Drückjagden als mögliche Methoden, um gezielt Wild zu dezimieren und das Gleichgewicht im Wald zu wahren.
Im Landkreis gibt es 104 Jagdgenossenschaften, 61 davon sind in einer Arbeitsgemeinschaft unter dem Dach des BBV-Kreisverbandes organisiert. Zentrales Thema eines Informationsabends war die revierübergreifende Bewegungsjagd. Darunter verstehen Jäger sowohl die Drück- als auch die Treibjagd. Zum Thema informierten Johanna Zintl, die sich in ihrer forstlichen Ausbildung intensiv damit befasst hat und selbst Jägerin ist, sowie Michael Müller. Er ist angestellter Jäger im Revier der Jagdgenossenschaft Deckersberg/Hartenberg/Vorderhaslach und organisiert dort seit vielen Jahren revierübergreifende Drückjagden.

Gerade Wildschweine und Rehe vermehren sich sehr stark und durch die zunehmende Populationsstärke entstehen Schäden an Land- und Forstwirtschaft. Außerdem verlange der Klimawandel eine Naturverjüngung des Waldes mit klimatoleranten Mischbaumarten. Dies könne aber nur gelingen, wenn Wild und Wald im Gleichgewicht sind. Und am besten zu reduzieren sei der Tierbestand eben durch großräumig angelegte Bewegungsjagden. „Die Jagd ist ein ganz wichtiger Baustein, damit das funktionieren kann“, sagte Johanna Zintl. Ihrer Meinung nach gewinne die Bewegungsjagd als alternative Methode immer größere Bedeutung. Sie verspreche durch einen hohen Jagddruck innerhalb kurzer Zeit eine enorm hohe Effektivität.
Appell an Jagdgenossen
Eine solche Jagd erfordert eine umfangreiche Organisation, ein eingespieltes Team und gelinge nur, wenn an den Grenzen eines Jagdreviers nicht Schluss ist. Spurlaute Hunde, die das Wild aufstöbern, sind bei solchen Jagden sehr wichtig. „Sicherheit ist das oberste Gebot“, meinte Müller. Während der Jagd sollte darum niemand unbefugt in den Revieren unterwegs sein. Müller appellierte an Jagdgenossen und Jagdvorsteher, „unwillige Jagdpächter zu motivieren“. Wer sich immer noch weigere – vor allem in Revieren mit viel Wald – sei fehl am Platz.
Die Freigabe von Rehwild bei Drückjagden wird unter Jägern allerdings kontrovers diskutiert. „Konsequent“ sagen die einen, da das Rehwild am Jagdtag denselben Stress erlebt wie Schwarzwild. Andere verweisen hier auf Artikel 30 des Bayerischen Jagdgesetzes, der die Treibjagd auf Rehwild verbietet. Eine Treibjagd liegt dann vor, wenn neben einer unbestimmten Anzahl von Schützen mehr als vier Treiber (Hundeführer) eingesetzt werden, was bei revierübergreifenden Drückjagden immer der Fall ist. Umgehen kann man dies, wenn für jede Abteilung jeweils ein Jagdleiter bestimmt und pro Abteilung vier Treiber eingesetzt werden. Günther Felßner, Kreisobmann des Bauernverbandes, sagte zu, sich dafür einzusetzen, das Jagdgesetz entsprechend zu ändern.