EZELSDORF / POSTBAUER-HENG – Retter und Polizei suchen am Dillberg nicht mehr nach dem VERMISSTEN. Doch die Fahndung läuft weiter. Spekulationen im Internet zufolge soll der junge Mann in Altdorf gesehen worden sein.
Das Rätselraten um das Verschwinden von Moritz Wiemers am Sonntag vor einer Woche auf dem Dillberg geht weiter. Die Polizei hat keine heiße Spur, die Fahndung rollt trotzdem. Wenn der 25-Jährige am Dillberg verunglückt ist, hätte er sechs Nächte im Freien bei Temperaturen unter minus zehn Grad verbracht. Das überlebt man nicht, sagen Mediziner. Aber ist er überhaupt noch am Dillberg? Das wird in verschiedenen Gruppen im Internet wild diskutiert. Die Kripo in Regensburg winkt ab: Sie hat derzeit keine heiße Spur, die zu dem verschwundenen 25-Jährigen führt. Die Suche am Dillberg, bei der über 300 Helfer mit vielen Hunden im Einsatz waren, hat zu keinem Fund geführt.
Auch einen Tag später verlief die Suche mit Polizeihunden, die mit ihren Führern von der Kaltenbach-Quelle in breiter Front auf den Dillberg stiegen, zu keinem Ergebnis. Wann wird nach einem Vermissten gesucht? Im Internet gibt es welche, die es wissen: Frühestens nach 48 Stunden. Das will der Pressesprecher der Kripo in Regensburg nicht kommentieren. Er sagt: „Wenn jemand mit einem Auto verschwindet, wo sollen wir den suchen? Der kann in Hamburg sein. Wenn sich das Auto aber findet, haben wir einen Anhaltspunkt.“ Den hatte die Kripo auf dem Dillberg. Denn dort fand sich der Wagen des Vermissten; es soll sich um einen VW-Bus handeln, der seinen Eltern gehört. Nachdem die Polizei vor allem auf der Hausheimer Seite des Dillberg suchte, ist davon auszugehen, dass der Pkw über diesem Bereich auf dem Berg stand.
In Altdorf gesehen?
Darf man Spekulationen im Internet glauben? Da schreiben Leser, dass der 25-Jährige den Bus aufgesetzt habe und deswegen nicht mehr weitergekommen sei. Und wollen Dinge wissen, von denen man nicht weiß, ob sie stimmen: Freunde hätten ihn abgeholt, der Bursche sei in Altdorf gesehen worden. Eine Bekannte habe ihn erkannt. Die Polizei sagt dazu nichts. „Die Suche am Dillberg ist beendet, die Fahndung läuft weiter“, heißt es in Regensburg. Es wird das persönliche Umfeld des 25-Jährigen durchkämmt, ob sich nicht da eine Spur finden ließe.
Der 25-Jährige, der aus der Bodenseeregion stammt, war am frühen Sonntagmorgen nach einem Streit mit seiner Freundin, die er in Postbauer-Heng besucht hatte, verschwunden. Er fuhr mit seinem Pkw davon, seitdem ist der Kontakt zu ihm abgerissen. Sollte Moritz Wiemers am Dillberg aus dem Wagen gestiegen und in den Wald gelaufen sein, dürfte er die vergangenen Tage im Freien kaum überstanden haben. Die Überlebenschancen hängen bei diesen Temperaturen von vielen Faktoren ab, sagt Dr. Marco Damzog, Sachgebietsleiter im Neumarkter Gesundheitsamt, sehr vorsichtig. Das hänge ab vom Körperbau, der Kleidung, ob es einen Unterschlupf gebe, von Nässe und Wind, Wärmemöglichkeit, möglichem Alkoholkonsum und vielem mehr.
Ganz pauschal verallgemeinert, so Damzog, würde er sagen: Bei einem jungen Menschen, der ohne Unterschlupf, Wärmemöglichkeit mit winterlicher Bekleidung wie dickerer Hose, T-Shirt, Pullover, Winterjacke, Winterschuhen, Mütze und Handschuhen im Wald im Freien bei diesen Außentemperaturen ohne körperliche Aktivität verweilt, also stehend, sitzend oder liegend, und womöglich sogar einschläft, werde ein Überleben über mehr als wenige Stunden als unwahrscheinlich einzuschätzen sein.
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Wenige Stunden mehr
Nicht abgeschätzt werden könne eine möglicherweise isolierende Wirkung von Schnee, wie beispielsweise bei verschütteten Personen nach einem Lawinenunfall oder unter einer dickeren Schneedecke oder in einem Unterstand aus Schnee. Sollte eineschlafende oder bewusstlose Person durch Schneefall mit einer dickeren Schneedecke überzogen werden, könnte dies das Überleben verlängern, wahrscheinlich aber nur um wenige Stunden und wahrscheinlich nicht über mehrere Tage. „Hoffen wir dennoch alle das Beste für den jungen Menschen“, so Dr. Marco Damzog. Die Kriminalpolizei wird nach dem Vermissten suchen, bis sie ihn gefunden hat, sagt der Pressesprecher in Regensburg. Die Suche am Dillberg sei beendet, wiederholt er, aber „die Fahndung läuft“.
Von Wolfgang Fellner