NÜRNBERGER LAND – Weil auch Erwachsene mal wieder Kind sein dürfen, richtet sich diese Kurzgeschichte zum heutigen Nikolaustag an alle, die den Zauber dieser Tradition neu entdecken möchten.
Der Nikolausbesuch
Am 6. Dezember, dem Nikolaustag, ging Lina durch die verschneite Stadt, die Tasche fest in der Hand. Ihre Kinder waren längst erwachsen, und der Zauber des Nikolaustages war in den letzten Jahren verblasst. Doch heute wollte sie sich auf etwas Altes, Vertrautes besinnen.
In einer kleinen Buchhandlung traf sie ihn plötzlich – den Nikolaus. Er war nicht der fröhliche, geschenktragende Mann aus ihrer Kindheit, sondern ein stiller, nachdenklicher Mann mit einem tiefen Blick.
„Ich habe auf dich gewartet“, sagte er. „Du suchst etwas, das du längst verloren hast.“
Verwirrt nickte Lina. „Was meinst du?“
Der Nikolaus lächelte und reichte ihr eine kleine Karte. „Die besten Geschenke sind die, die wir uns selbst geben“, las sie. „Vielleicht ist es Zeit, wieder zu finden, was du wirklich brauchst.“
Mit einem leisen Lächeln verschwand er, und Lina stand da, berührt von seinen Worten. Sie hatte nicht mehr nach äußeren Geschenken gesucht, sondern nach etwas, das sie lange vergessen hatte: inneren Frieden und Dankbarkeit.
An diesem Nikolaustag fühlte sich Lina zum ersten Mal seit Jahren wieder wirklich beschenkt.