NÜRNBERGER LAND – Hans Walter, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), blickt zurück auf das Jahr 2022.
„Wir haben ein turbulentes Jahr 2022 erlebt mit Herausforderungen, die wir so nicht für möglich gehalten hätten. Zwei Jahre Corona-Pandemie, seit Februar ein Krieg auf europäischem Boden, eine Inflation und Preissteigerungen in allen Bereichen mit einer Energiekrise unbekannten Ausmaßes“, so Hans Walter, Chef des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Roth.
Für die Landwirtschaft und den Forst spielt das Wetter eine entscheidende Rolle, damit die Kulturen auf den Feldern, den Wiesen und im Wald gedeihen können. Es beeinflusst aber auch, ob sich Schädlinge ausbreiten. Das Jahr 2022 sei hier nach 2003, 2015, 2018, 2019 und 2020 erneut ein Extremjahr gewesen, so das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg in seiner Pressemitteilung.
Weniger Regen, mehr Sonne
Die ausgeprägte Dürre im Sommer lasse sich danach für Bayern wie folgt einordnen: Der Sommer 2022 war mit 19,2 Grad der zweitwärmste Sommer seit 1881 (nur 2003 war es mit 20,1 Grad wärmer). Gleichzeitig war es insbesondere im Sommer trocken, es regnete – bezogen auf ganz Bayern – fast ein Drittel weniger als normal, und die Sonnenscheindauer erreichte den zweithöchsten Wert (nach 2003).
Die Monate Juni, Juli und August waren im Norden Bayerns allerdings nochmals wesentlich trockener als im Landesdurchschnitt, teilweise fiel nur ein Viertel der durchschnittlichen Niederschlagsmenge. Die Folge waren erhebliche Ernteeinbußen vor allem bei Grünland, Kartoffeln, Mais und Hopfen.
Skeptische Tierhalter
Aufgrund von Vorräten aus dem Vorjahr und gestiegenen Erzeugerpreisen hätten sich die wirtschaftlichen Betriebsergebnisse in einigen Bereichen trotzdem positiv entwickelt, so die Behörde. Ausnahmen seien aber die Schweinehaltung und arbeitsintensive Sonderkulturen.
Allerdings hätten sich Düngemittel, Energie und Löhne drastisch verteuert, die Erzeugerpreise hätten hohe Schwankungen, so dass vor allem Tierhalter mit Skepsis in die Zukunft blickten. Es sei eine große Herausforderung, in diesen unsicheren Zeiten eine stabile Lebensmittelproduktion zu erhalten.
Dennoch nutzten nicht nur der Berufsnachwuchs, sondern auch die landwirtschaftlichen Betriebsleiter die Zeit für intensive Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die Landwirtschaftsschulen Roth und Weißenburg seien gut besucht. Ein Jahreshöhepunkt sei im Oktober die 100-Jahr-Feier der Landwirtschaftsschule und des Landwirtschaftsamts Roth gewesen.
Appell an Waldbesitzer
Die außergewöhnliche Dürre habe sich auch im Wald unmittelbar ausgewirkt, wenn auch weit sichtbare Symptome, wie das Absterben ausgewachsener Bäume, erst mit Verzögerung eingetreten seien und sich auch noch – ausgelöst durch diese Dürre – bis weit in das nächste Jahr hinein zeigen könnten.
Zunächst hätte es die Schwächsten getroffen, in frisch gepflanzten Aufforstungen seien zahlreiche Pflanzen vertrocknet, die Ausfälle insgesamt erheblich. Waldbesitzer sollten ihre Kulturen im Frühjahr daraufhin kontrollieren und gegebenenfalls nachbessern, rät das Amt in seiner Pressemitteilung.
Weitere Folge: Der unbedingt notwendige Waldumbau werde immer schwieriger, insbesondere das Risiko für Frühjahrspflanzungen sei deutlich gestiegen. Unbeeindruckt hätten sich dagegen an vielen Stellen Naturverjüngungen und Saatflächen von Eichen gezeigt, die grün und vital zwischen vertrocknetem Heidelbeerkraut hervorleuchteten.
Mehr tote Bäume, mehr Kupferstecherbefall
Über den Sommer sei es dann vielerorts zu frühzeitigen Laubverfärbung und -abwurf gekommen. Die Kombination von Hitze, fehlendem Wasser und voller Sonnenstrahlung mache vor allem der Kiefer, die viele Bereiche des Amtsgebietes prägt, schwer zu schaffen. Eine neue Absterbewelle sei insbesondere südlich von Schwabach, zwischen Kleinabenberg und Spalt, westlich von Pleinfeld, nördlich von Gunzenhausen durch rot leuchtende, abgestorbene Kiefern sichtbar gewesen. Die Verteilung der Schäden innerhalb der Landkreise hänge dabei unmittelbar mit lokalen Gewitterschauern zusammen.
Bei der Fichte sei 2022 im Hinblick auf den Borkenkäfer kein schwieriges Jahr gewesen. In Folge des Dürresommers sei es allerdings zu Trockenschäden gekommen und dadurch ausgelöst zu einer auffälligen Zunahme an Kupferstecherbefall zum Ende des Jahres.
Dieser kleine Borkenkäfer befällt Äste und den Kronenbereich der Fichte. Aus diesem Grund rechnet das Amt mit einer erneuten Borkenkäferwelle im nächsten Jahr und ruft alle Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer auf, ihre Wälder daraufhin zu kontrollieren und aktuelle Schadbäume über den Winter unschädlich zu machen.
Durch das Engagement der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sowie des Forstpersonals sei der Waldumbau nochmals deutlich vorangegangen, sowohl in Anzahl der Anträge als auch im Fördervolumen.
„Trotz aller Krisen lohnt es sich, die Herausforderungen anzunehmen, auch die Chancen zu sehen und zukunftsfähiger zu werden, nachhaltiger zu wirtschaften und einen nachhaltigeren Lebensstil zu pflegen“, so das Fazit von Behördenleiter Hans Walter