NÜRNBERGER LAND – Aus Sicht der Landwirtschaft war 2021 zwar kein ganz einfaches Jahr – aber immerhin blieben im Nürnberger Land die Extreme aus. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat sich angeschaut, wie es um die Ernte, den Wald und die Aussaat heuer stand.
Das Jahr war zu Feucht und zu kalt, zumindest in der Erinnerung, die von verregneten Sommerabenden geprägt ist. Doch die Daten der agrarmeteorologischen Wetterstation in See bei Happurg zeichnen ein anderes Bild: Demnach war es sogar ein bisschen – nämlich um 0,7 Grad Celsius – wärmer als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Tagestemperatur im Zeitraum von Januar bis November betrug 8,7 Grad Celsius.
Eher zu trocken als zu nass
Auch ein Blick auf die Niederschlagsmenge zeigt: Es war eher zu trocken als zu nass. Die Niederschlagsmenge lag bei 779 Millimetern – fast 100 Millimeter unter dem Schnitt. Die Sonne hingegen schien in diesem Zeitraum 55 Stunden länger als sonst.
Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat eine Vermutung, warum die Wahrnehmung anders ausfällt „Die vergangenen Jahre waren im langjährigen Vergleich deutlich zu trocken und zu warm.“ 2021 sei für die Landwirtschaft „nicht ganz einfach“ gewesen, so der Behördenleiter Hans Walter. Er blickt zurück auf das Landwirtschaftsjahr.

Aussaat
Bedingt durch den trockenen März und April herrschten für Getreide, Erbsen und Ackerbohnen gute Aussaatbedingungen. Hohe Niederschläge im Mai erschwerten jedoch die Maisaussaat und führten dazu, dass das Saatgut manchmal erst Anfang Juni in den Boden kam. Die normal gesäten Bestände litten unter der zeitweise doch nassen und kühlen Witterung und reagierten mit verzögertem Wachstum. Feuchte Böden erschwerten obendrein eine zeitgerechte Unkrautbekämpfung.
Auch wenn das Interesse der Bauern an mechanischen Methoden und dem damit verbundenen Verzicht auf Chemie zunimmt: Bei diesen Bedingungen kämen solche Verfahren „eher an ihre Grenzen“, so die Behörde mit Sitz in Roth.
Futterbau
Trotz der schwierigen Startbedingungen konnten die Maisbestände von der gemäßigten Witterung im Zeitraum Juli bis September profitieren, so dass laut dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten „sehr schöne Bestände“ heranwuchsen. Die Silomaisernte erfolgte meist vier Wochen später als in den Vorjahren.
Hohe Maiserträge verbunden mit guten Erträgen auf den Grünlandflächen führten vielfach zu einer sehr guten Futterversorgung auf den Betrieben. Deshalb wurden mehr Maisflächen als Körnermais genutzt. Diese konnten bei guten Erträgen vielfach erst Ende November gedroschen werden. Durch die hohen Grundfuttererträge sind die Silos der Viehhalter gut gefüllt.
Getreide
Bei Getreide führte die kühle und feuchte Witterung im Mai zu einer guten Ertragserwartung. Witterungsbedingt traten allerdings vermehrt Blattkrankheiten auf. Viele Hobbygärtner mussten dies auch bei ihren angebauten Früchten wie etwa Gurken oder Tomaten feststellen.
Die Getreideernte gestaltete sich durch die überdurchschnittlichen Niederschläge im August schwierig und musste immer wieder unterbrochen werden. Viele Flächen wurden dann erst mit mehreren Wochen Verzögerung im September beerntet. Die Folge waren „stärkere Qualitätsmängel“. Insgesamt konnte eine mengenmäßig gute Getreideernte bei allerdings unterdurchschnittlicher Kornqualität eingefahren werden.
Neue Kulturen
Viele Bauern sind offen für den Anbau neuer Kulturen. Neben Ackerbohnen und Erbsen finden sich immer häufiger Sojabohnen und Lupinen. Meist erzielten die Landwirte 2021 damit zufriedenstellende Erträge. Wenig Sonnenschein im August verzögerte jedoch die Abreife, so dass die Ernte auch hier oft sehr spät erfolgte.
Herdenschutz
Zwei Übergriffe auf Gehegewild Ende Februar im nördlichen Teil des Landkreises Nürnberger Land zeigten aus Sicht der Behörde „die Gefahr auf, die von vorhandenen Wölfen ausgeht“. Weidetierhalter wurden dadurch beunruhigt und rüsteten ihre Weiden mit staatlicher Unterstützung aufwändig nach, um ihre Tiere zu schützen.
Wald
2021 war für den Wald ein gutes Jahr. Nach den Extremjahren 2018, 2019 und dem schwierigen Jahr 2020 konnten die Bodenwasservorräte durch die Niederschläge gefüllt werden und Bäume und Pflanzen konnten sich erholen. Insbesondere profitierten die vielen Wiederaufforstungen vom ausreichenden Wasserangebot. Dennoch starben auch in diesem Jahr Kiefern ab, als Auswirkung der vergangenen Extremjahre.
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Auch 2022 ist mit erheblichem Borkenkäferbefall zu rechnen. Waldbesitzer seien deshalb dazu aufgerufen, ihre Wälder im Winter zu kontrollieren, um aktuell befallene Borkenkäferbäume „zeitnah aufzuarbeiten und aus dem Wald zu entfernen“. Die laut der Behörde „katastrophalen Holzpreise von Ende 2020“ zogen 2021 innerhalb kürzester Zeit auf ein Rekordniveau an.
Die Holzeinschlagsbeschränkung für Fichtenholz, die im September 2021 wieder auslief, habe sicherlich ihren Teil dazu beigetragen. Die aktuell guten Preise in Verbindung mit den Förderbedingungen bildeten gute Rahmenbedingungen, um den Waldumbau und die Anpassung der Wälder an den Klimawandel voranzubringen. Vor diesem Hintergrund gewinne auch die Jagd weiter an Bedeutung für die Zukunft der Wälder.
Ökonomie
Eine weltweit knappe Rohstoffversorgung führt aktuell zu steigenden Preisen bei Getreide. Dies bedeutet aber für viehhaltende Betriebe auch höhere Kosten für den Futterzukauf. Zusätzlich werden die Landwirte durch die hohen Energiepreise und bürokratische Vorgaben belastet. Fazit: „Insbesondere die Tierhaltung kommt stark unter Druck.“
Vor allem die Erlöse für Milch und Schweinefleisch seien viel zu niedrig, so Behördenleiter Walter, da hier der Weltmarkt bestimmend sei. Doch die Globalisierung hat auch Grenzen, das lehrten die weltweiten Folgen der Coronapandemie mit gestörten Handelswegen deutlich. „Eine sichere Lebensmittelversorgung aus heimischer Produktion sollte höchste Priorität haben“, so Walter weiter.
Bildung
Die Nachfrage nach der Ausbildung zum Landwirt sei nach wie vor hoch, so das Amt. Das gelte auch für zusätzliche Ausbildungen von Absolventen aus anderen Berufsbereichen. So bereiteten sich aktuell beim Lehrgang zum Bildungsprogramm Landwirt 20 Frauen und Männer auf ihren Abschluss als Landwirt vor – und auch die Landwirtschaftsschule Roth führt weiterhin zwei Semester mit insgesamt 32 Studenten.
In Hersbruck wollen sich 16 Teilnehmer der Abschlussprüfung Hauswirtschaft stellen. In der Beratung und Fortbildung für Landwirte wurden und werden aufgrund der Pandemie aber auch viele Onlineseminare durchgeführt.