Neujahrsempfang des Ortsvereins Neunkirchen

SPD fordert mehr Mut und eine „Neue Mitte“

Der gebürtige Schönberger Christian Nürnberger (links) war Ehrengast und Redner des Neujahrsempfangs der Neunkirchener SPD. Ihm lauschten Ortsvereinsvorsitzender Alexander Körber (v.l.), Bürgermeisterin Martina Baumann, die Gemeinderäte Ursula Schlosser, Markus Elsner, Peter Wischniowski, die für 20 Jahre in der SPD geehrte Heike Stengl und Sabine Raschendörfer sowie die SPD-Genossen aus Lauf und Röthenbach (am Stehtisch v. l.) Georg Schweikert, Alexander Horlamus und Erich Dannhäuser. | Foto: Braun2016/01/pz-113676_spdneujahrsempfangnuernbergerrede.jpg

NEUNKIRCHEN — Um Flüchtlinge, die Neue Mitte und ein gemütliches Beisammensein drehte sich der Neujahrsempfang des SPD Ortsvereins Neunkirchen. Als Festredner machte sich Christian Nürnberger Gedanken über Deutschland und das Nürnberger Land.

Bereits zum elften Mal hatte die Neunkirchener SPD in den Gemeindesaal im Speikerner Kindergarten „Villa Fabula“ eingeladen, der vorwiegend in der Parteifarbe Rot geschmückt worden war. Gut 80 Mitglieder, Sympathisanten, Parteifreunde sowie Vertreter der SPD-Nachbarvereine und der CSU wurden von SPD-Ortsvorsitzendem Alexander Körber begrüßt. Die Gemeinderäte der Freien Wähler hatten ihre Teilnahme in diesem Jahr wegen der Unstimmigkeiten bei der Neuen Mitte schon im Vorfeld abgesagt.

Die Gestaltung des Ortskerns und der anstehende Bürgerentscheid (die PZ berichtete) waren dann auch Thema in den Reden und Gesprächen des Abends. Erste Bürgermeisterin Martina Baumann sagte, Neunkirchen brauche „einen Raum für das Zusammenleben, einen Ort für Vereine, für Theater und Kultur, wo man Essen gehen und sich treffen kann“, um die Attraktivität des Ortes dauerhaft zu steigern.

Zu einer lebenswerten Gemeinde gehöre aber noch mehr, so die Rathaus­chefin. Deshalb habe man in den vergangenen Jahren kräftig in die Infrastruktur investiert: in die Straßen, die Trinkwasserversorgung und das Kanalnetz, in den Brandschutz an der Schule, einen Raum für Vorschulkinder im Kindergarten, die Sanierung der Turnhalle für die Sportvereine und in erneuerbare Energien mit der Photovoltaikanlage auf der Deponie und einem Solarkastater. Das neue Fablab, eine Werkstatt für Jedermann, sei eine besondere Attraktion.

Mit dem Blick in die Zukunft sagte Baumann, dass man bezahlbaren Wohnraum für junge Familien schaffen und den Flüchtlingen, die Ende April in die neue Asylunterkunft in Speikern einziehen werden, „eine gute zweite Heimat auf Zeit“ sein wolle.

Die Zukunft beschäftigt auch Christian Nürnberger. Der gebürtige Schönberger, der seit Jahren in Mainz lebt und noch immer enge Beziehungen ins Nürnberger Land pflegt, war als Ehrengast zum Neujahrsempfang gekommen.

Riss in der Gesellschaft glätten

Ihn beschäftigen besonders einige bedenkliche Entwicklungen in Deutschland, unter anderem die zunehmende Verrohung der Diskussionskultur. Besonders kritisierte er die Medienlandschaft, die seiner Meinung nach das rechte Maß in der Diskussion um Flüchtlinge und Integration verloren hat, und die „Asozialen Netzwerke“, in denen sich Bürger gegenseitig beschimpfen. Die Fronten seien inzwischen verhärtet. Er warnte vor einer Schwarz-Weiß-Einteilung in „böse Pegida-Menschen und naive Gutmenschen“ und forderte die Bürger stattdessen auf, sich zu besinnen, hinzuhören und die Ängste und Wünsche des anderen ernst zu nehmen.

Genau in einer solchen Zeit, in der die Gesellschaft sich zu spalten drohe, sei die SPD besonders gefordert. „Noch nie war die Sozialdemokratie so nötig wie heute und noch nie so unfähig das glaubhaft zu vermitteln“, begann Nürnberger seine Schelte der Parteigenossen. Um das gefährliche Rutschen der Demokratie zu stoppen bedürfe es einer genauen Differenzierung, Friedfertigkeit, Sachlichkeit und den Mut sich auch einmal selbst zu korrigieren, so Nürnberger.

Doch das Vertrauen in die Politik und in die SPD im Besonderen sei ins Wanken geraten, was auch aktuelle Umfragen deutlich zeigten. Besonders die Parteispitze der vergangenen Jahrzehnte macht Nürnberger für das Verwaschen des sozialdemokratischen Profils zu Lasten der ureigentlichen Ideale der Partei verantwortlich. Eine Veränderung, glaubt der Autor, müsse deshalb „von unten“ ausgehen, von den Genossen vor Ort in den Gemeinden und Städten.

In diesem Sinne sei auch die SPD Neunkirchen gefordert, die Bürger immer wieder anzusprechen und mitzunehmen. Und wo könne dies besser geschehen, als in der Dorfmitte, im Zentrum des Geschehens, fragte er. Zum Abschluss machte er Werbung für den Plan der Bürgermeisterin, mit der Neuen Mitte einen Anlaufpunkt, ein Zentrum der Kommunikation, für alle Neunkirchener zu schaffen.

Bereits zuvor hatte stellvertretender Landrat Norbert Reh die Grüße des Kreistags überbracht und kurz die finanzielle Situation des Landkreises skizziert, mit hohen Ausgaben für Schulen und Soziales. Gemeinderätin Heike Stengl bekam von Ortsvorsitzendem Körber und Bürgermeisterin Baumann Blumen und ein Präsent überreicht für ihre 20-jährige Treue zum SPD-Ortsverein.

Volldampf und viele Knoten

Der Empfang wurde auch in diesem Jahr wieder von einer Ausstellung begleitet. Allerdings waren erstmals keine Gemälde, sondern Kunstwerke der etwas anderen Art zu sehen. Gisela Selzer perfektioniert seit 1993 das über 500 Jahre alte Handwerk des Klöppelns und gibt diese Kunst seit nunmehr 15 Jahren im offenen Klöppelkreis in Lauf an Interessierte weiter. Die ausgestellten, geknoteten und gedrehten Werke zeigten die Vielseitigkeit ihres Hobbys. Ehemann Manfred Selzer, ein gelernter Maschinenbauer, zeigte einige seiner schönsten, in hunderten Stunden handgefertigten Miniatur-Dampfmaschinen. Dass diese auch funktionieren, verriet deren Schnauben und Rattern, das den Abend begleitete.

Bevor sich die Besucher in die Nacht verabschiedeten, ließen sie sich die feinen Häppchen schmecken, die das Vorbereitungsteam liebevoll in der Kindergartenküche zubereitet hatte.

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