NEUNKIRCHEN — Um Flüchtlinge, die Neue Mitte und ein gemütliches Beisammensein drehte sich der Neujahrsempfang des SPD Ortsvereins Neunkirchen. Als Festredner machte sich Christian Nürnberger Gedanken über Deutschland und das Nürnberger Land.
Bereits zum elften Mal hatte die Neunkirchener SPD in den Gemeindesaal im Speikerner Kindergarten „Villa Fabula“ eingeladen, der vorwiegend in der Parteifarbe Rot geschmückt worden war. Gut 80 Mitglieder, Sympathisanten, Parteifreunde sowie Vertreter der SPD-Nachbarvereine und der CSU wurden von SPD-Ortsvorsitzendem Alexander Körber begrüßt. Die Gemeinderäte der Freien Wähler hatten ihre Teilnahme in diesem Jahr wegen der Unstimmigkeiten bei der Neuen Mitte schon im Vorfeld abgesagt.
Die Gestaltung des Ortskerns und der anstehende Bürgerentscheid (die PZ berichtete) waren dann auch Thema in den Reden und Gesprächen des Abends. Erste Bürgermeisterin Martina Baumann sagte, Neunkirchen brauche „einen Raum für das Zusammenleben, einen Ort für Vereine, für Theater und Kultur, wo man Essen gehen und sich treffen kann“, um die Attraktivität des Ortes dauerhaft zu steigern.
Zu einer lebenswerten Gemeinde gehöre aber noch mehr, so die Rathauschefin. Deshalb habe man in den vergangenen Jahren kräftig in die Infrastruktur investiert: in die Straßen, die Trinkwasserversorgung und das Kanalnetz, in den Brandschutz an der Schule, einen Raum für Vorschulkinder im Kindergarten, die Sanierung der Turnhalle für die Sportvereine und in erneuerbare Energien mit der Photovoltaikanlage auf der Deponie und einem Solarkastater. Das neue Fablab, eine Werkstatt für Jedermann, sei eine besondere Attraktion.
Mit dem Blick in die Zukunft sagte Baumann, dass man bezahlbaren Wohnraum für junge Familien schaffen und den Flüchtlingen, die Ende April in die neue Asylunterkunft in Speikern einziehen werden, „eine gute zweite Heimat auf Zeit“ sein wolle.
Die Zukunft beschäftigt auch Christian Nürnberger. Der gebürtige Schönberger, der seit Jahren in Mainz lebt und noch immer enge Beziehungen ins Nürnberger Land pflegt, war als Ehrengast zum Neujahrsempfang gekommen.
Riss in der Gesellschaft glätten
Ihn beschäftigen besonders einige bedenkliche Entwicklungen in Deutschland, unter anderem die zunehmende Verrohung der Diskussionskultur. Besonders kritisierte er die Medienlandschaft, die seiner Meinung nach das rechte Maß in der Diskussion um Flüchtlinge und Integration verloren hat, und die „Asozialen Netzwerke“, in denen sich Bürger gegenseitig beschimpfen. Die Fronten seien inzwischen verhärtet. Er warnte vor einer Schwarz-Weiß-Einteilung in „böse Pegida-Menschen und naive Gutmenschen“ und forderte die Bürger stattdessen auf, sich zu besinnen, hinzuhören und die Ängste und Wünsche des anderen ernst zu nehmen.
Genau in einer solchen Zeit, in der die Gesellschaft sich zu spalten drohe, sei die SPD besonders gefordert. „Noch nie war die Sozialdemokratie so nötig wie heute und noch nie so unfähig das glaubhaft zu vermitteln“, begann Nürnberger seine Schelte der Parteigenossen. Um das gefährliche Rutschen der Demokratie zu stoppen bedürfe es einer genauen Differenzierung, Friedfertigkeit, Sachlichkeit und den Mut sich auch einmal selbst zu korrigieren, so Nürnberger.
Doch das Vertrauen in die Politik und in die SPD im Besonderen sei ins Wanken geraten, was auch aktuelle Umfragen deutlich zeigten. Besonders die Parteispitze der vergangenen Jahrzehnte macht Nürnberger für das Verwaschen des sozialdemokratischen Profils zu Lasten der ureigentlichen Ideale der Partei verantwortlich. Eine Veränderung, glaubt der Autor, müsse deshalb „von unten“ ausgehen, von den Genossen vor Ort in den Gemeinden und Städten.
In diesem Sinne sei auch die SPD Neunkirchen gefordert, die Bürger immer wieder anzusprechen und mitzunehmen. Und wo könne dies besser geschehen, als in der Dorfmitte, im Zentrum des Geschehens, fragte er. Zum Abschluss machte er Werbung für den Plan der Bürgermeisterin, mit der Neuen Mitte einen Anlaufpunkt, ein Zentrum der Kommunikation, für alle Neunkirchener zu schaffen.
Bereits zuvor hatte stellvertretender Landrat Norbert Reh die Grüße des Kreistags überbracht und kurz die finanzielle Situation des Landkreises skizziert, mit hohen Ausgaben für Schulen und Soziales. Gemeinderätin Heike Stengl bekam von Ortsvorsitzendem Körber und Bürgermeisterin Baumann Blumen und ein Präsent überreicht für ihre 20-jährige Treue zum SPD-Ortsverein.
Volldampf und viele Knoten
Der Empfang wurde auch in diesem Jahr wieder von einer Ausstellung begleitet. Allerdings waren erstmals keine Gemälde, sondern Kunstwerke der etwas anderen Art zu sehen. Gisela Selzer perfektioniert seit 1993 das über 500 Jahre alte Handwerk des Klöppelns und gibt diese Kunst seit nunmehr 15 Jahren im offenen Klöppelkreis in Lauf an Interessierte weiter. Die ausgestellten, geknoteten und gedrehten Werke zeigten die Vielseitigkeit ihres Hobbys. Ehemann Manfred Selzer, ein gelernter Maschinenbauer, zeigte einige seiner schönsten, in hunderten Stunden handgefertigten Miniatur-Dampfmaschinen. Dass diese auch funktionieren, verriet deren Schnauben und Rattern, das den Abend begleitete.
Bevor sich die Besucher in die Nacht verabschiedeten, ließen sie sich die feinen Häppchen schmecken, die das Vorbereitungsteam liebevoll in der Kindergartenküche zubereitet hatte.
Kann ein toter Ort wie Neunkirchen durch eine neue Mitte belebt werden?? Meine Meinung: vergebene Liebesmüh für seeeehr viel Geld selbst mit Städtebaulicher Förderung!
Hallo Rollhuuf,
bist Du wirklich so verbohrt und engstirnig, dass Du nicht erkennen kannst welch tolle Möglichkeit sich hier für den Gesamt-Ort Neunkirchen auftut?
Meine Bitte an Dich halt Dich einfach mit Deinen „unqualifizierten Äußerungen“ zurück!!!
P.S. Weist Du nicht (einmal) wie Rollhofen geschrieben wird?
Lieber (anonymer) Befürworter!
Warst Du gestern auch auf der Info-Veranstaltung in Rollhofen( extra für Dich richtig getippt)?
Außer viel Wunschdenken und Hypothesen habe ich nicht vernommen aus den Reihen der Befürworter, allen voran Bürgermeisterin Baumann. Wenn in einem Ort mit ca. 2100 Einwohnern Geschäfte schließen, u.a. die einzige Apotheke im Gemeindegebiet (!!) und das vereinsleben allgemein eher mäßig bis schwach angenommen wird von Seiten der Bevölkerung, dann sind meine Befürchtungen bezüglich einer nicht ausreichenden Nutzung der Neuen Mitte nicht so abwegig!
Von der zweifelhaften Errichtung einer Gaststätte möchte ich jetzt nicht schreiben, das Thema wurde bekanntlich gestern zu genüge ausdiskutiert. Die hohen Kosten von über 5 Mio € werden sicher nicht ausreichen, bei städtebaulicher Förderung bleibt die Gemeinde sicher auf mindestens 3 Mio € sitzen!
Ich frage mich auch ernsthaft, wie anderweitige Investitionen und Projekte zügig und finanziell gestemmt werden sollen? Eine ehrliche Antwort habe ich gestern nicht gehört.
Das war für Dich hoffentlich qualifiziert genug als Antwort. 😉
Hallo Rollhuuf,
ob die Kosten nun (ohne Zuschüsse) 5 Mio., oder 3,5 Mio. „nach“ Abzug der Zuschüsse sind -diese Summe erscheint im Bürgerbegehren- weis ich nicht.
Das wird aber sicherlich auf der Versammlung in Neunkirchen durch die Gemeindevertreter erläutert…
Lieber Rollhuuf,
auch Du bist anonym. Das ist manchmal gar nicht so schlecht…
Jedenfalls hast Du sachlich geantwortet und hast dich nicht provozieren lassen: Dafür gebürt Dir ein Lob!
Ich war übrigens nicht auf der Veranstaltung in Rollhofen. Ich werde aber sicherlich in Neunkirchen sein.
So ganz Unrecht hast du eigentlich nicht (Neunkirchen ist ein verschlafenes Dorf). Trotzdem sollte Neunkirchen diese große Chance wahrnehmen und endlich (!) einmal etwas für den Bürger tun, denn nur durch solche Maßnahmen kann Neunkirchen an Attraktivität -auch für neue Läden- gewinnen.
Dann liegt es an den Bürgern und der Gemeinde selbst daraus auch wirklich etwas zu machen. Packen wir’s an, und stecken wir nicht von vorneherein den Kopf in den Sand (frei nach dem Motto: das bringt doch nichts, wen interessiert das, so ein Blödsinn, das brauchen wir doch nicht etc.).
„Jetzt“ ist es an der Zeit die Weichen für eine, wie sagt man so schön, lebenswerte Zukunft (auch) in Neunkirchen zu stellen.
P.S. Es sind keine 5 Mio., sondern 3,5 Mio. und darauf 60 % Zuschuss. Andere Gemeinden würden sich die Finger danach lecken, denn Neunkirchen hat die Zusage im Rahmen der Stadtbauförderung. ABER nur für die Ortsmitte (= Sanierungsgebiet).
Hallo Rollhuuf,
es sind also anscheinend, nach genauer Architekten-Aussage, 5 Mio. Euro. Darauf gibt es jedoch 60 % Zuschuss (ich gehe davon aus, dass auch für die „Bewirtschaftung“ innerhalb der Halle ein Zuschuss bezahlt werden wird.
Im Übrigen befinden sich nicht 3,5 Mio. im Haushalt, sondern im Investitionshaushalt (= eine Absichtserklärung der Gemeinde); erst dann konnte der Betrag in Haushalt aufgenommen werden.
Wie Frau Kraußer in ihrem heutigen Leserbrief in der PZ (richtig) bemerk,t wurden bei der Sammlung der Unterschriftendie Bürger irregeführt, da (anscheinend) behauptet wurde, dass es gar keine Fördermittel gäbe…
Grüße
Richtigstellung:
…könnte der Betrag in den Haushalt aufgenommen werden.
Eine Investition in die Zukunft kostet nunmal Geld. Und Arbeit. Vor allem Arbeit.
Wird die Neue Mitte neues Zentrum für die Gemeinde und Impuls für Neues? Wir wissen es nicht.
Doch wir können daran arbeiten. Zusammen.
Das wir es versuchen müssen, steht ausser Frage.
Hallo Chris,
da gebe ich Dir vollkommen Recht…!
Warum verhindern die „Freien Wähler“ eine Ortsmitte in Neunkirchen und verzichten auf Fördermittel, immerhin 60 % Zuschuss…?
Haben wir Gemeindevertreter gewählt, damit diese ein „Bürgerbegehren“ initiieren, nur weil diese im Gemeinderat keine Mehrheit haben bzw. finden können.
Dafür brauchen wir keine Gemeindevertreter – ein Bürgerbegehren können wir Bürger selbst initiieren; und dabei unserer demokratisches Grundrecht nutzen.
Wer traut sich (von der FW) antworten…?