RÖTHENBACH — Nach 2006 und 2009 unternehmen die Behringersdorfer Zapfwerke einen erneuten Vorstoß: Sie wollen eine Sandgrube in direkter Nähe zum Birkensee errichten. Die Kritik von Umweltschützern kontert das Familienunternehmen mit 150 Seiten voller Gutachten. Sie sollen belegen, dass der geplante Eingriff in den Reichswald weniger groß als bislang befürchtet ist.
Richard Mergner, der Landesbeauftragte des Bund Naturschutz in Bayern, wählt deutliche Worte: „Wir sind entsetzt, dass erneut ein Versuch unternommen wird, den Wald zu roden.“ Die Pläne der Zapfwerke seien für ihn „nicht tragbar“.
Das Familienunternehmen – es produziert seit 1899 in Behringersdorf Kalksandsteine – hat beim Bergamt Nordbayern beantragt, auf etwa zehn Hektar in unmittelbarer Nähe zum Birkensee Quarzsand, den wichtigsten Rohstoff für seine Produkte, abbauen zu dürfen. Das Areal liegt mitten im Lorenzer Reichswald zwischen dem Finstergraben und dem Röthenbach.
Bereits 2006 und 2009 gab es Versuche, eine damals allerdings wesentlich größere Fläche von etwa 30 Hektar als sogenanntes Vorranggebiet ausweisen zu lassen. In Vorranggebieten hat der Abbau von Bodenschätzen eine höhere Priorität gegenüber anderen Nutzungsarten. Doch die Untere Naturschutzbehörde und der Bund Naturschutz sprachen sich dagegen aus, seltene Flechten und Vogelarten seien in dem Kiefernwald beheimatet, dieser sei ein einzigartiger Lebensraum. Der zuständige Planungsverband der Industrieregion Mittelfranken gab kein grünes Licht.
Hannes Zapf, einer der geschäftsführenden Gesellschafter, glaubt nun, die Argumente der Kritiker entkräften zu können: „Im Vorfeld wurde viel mit Mutmaßungen gearbeitet. Wir wollen die Debatte versachlichen.“ Mehrere hunderttausend Euro habe man in den vergangenen Jahren für Gutachten ausgeben. Das Resultat: Durch die geplante Sandgrube entstehe vor Ort „mehr Biodiversität“. Bisher lebe nicht eine gefährdete Vogelart auf dem Areal, nach dem Abbau könne die seltene Heidelerche dort brüten. Geschützte Flechten immerhin, gibt der geschäftsführende Gesellschafter zu, müssten weichen, „aber es entstehen neue Lebensräume“.
Mergner vom Bund Naturschutz freilich will da nicht mitgehen: „Ich hoffe, dass die Behörden das ablehnen.“ Natürlich könne man Ersatzbiotope schaffen, „aber erst einmal geht doch Wald und gehen Lebensräume verloren“. Genehmige das Bergamt die Pläne nicht, sagt Zapf dagegen, müsse er das Werk verlagern. Kalk und Sand gewinnt das Unternehmen seit jeher in der Region. Der Kalk kommt aus dem Jura, unter anderem aus Gräfenberg, der Sand aus dem Reichswald.
Informationsveranstaltungen der Zapfwerke zum geplanten Sandabbau finden statt: am Dienstag, 9. April, um 18.30 Uhr in den Röthenbacher Ratsstuben, am Mittwoch, 10. April, um 18.30 Uhr im Restaurant im Sportpark in Schwaig und am Donnerstag, 11. April, um 18.45 Uhr im „Grünen Baum“ in Diepersdorf.
Weissagung der Cree Indianer;„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Bitter, dass Bäume fallen, Vögel (temporär ?) weichen und Flechten womöglich vernichtet werden sollen. Aber muss man auf der anderen Seite nicht gegenrechnen, dass bei einer Verlagerung des Werkes auch erhebliche ökologische Nachteile zu erwarten sind ? An eine Schliessung des Werkes unter Verlust der Arbeitsplätze (pendeln ist auch ökologisch bedenklich) will ich gar nicht denken.
Ich wünsche uns allen, dass die Zapfwerke den schwierigen Spagat meistern werden und hoffe auf konstruktive, unvoreingenommene Lösungsvorschläge aller Beteiligten.
Ich kann nachvollziehen, dass es für einen Naturschützer sehr schwer sein muss, wenn ein Stück Natur – wenn auch nur temporär – zerstört wird. Allerdings sollte man das Ganze betrachten. Wie schon im ersten Kommentar beschrieben, ist eine Verlegung des Werks auch mit ökologischen Nachteilen verbunden und das was nach dem Abbau des Quarzsandes auf der Fläche entstehet, ist ökologisch ebenfalls sehr wertvoll. So benötigt die Blauflüglige Ödlandschrecke die offenen Sandflächen die es ohne Sandabbau nicht geben würde. All dies kann man auf den Informationstafeln, der derzeit im Abbau befindlichen Sandgrube der Fa. Zapf, zwischen Schwaig und Diepersdorf am Radweg sehen und lesen.
Diese „Weissagung“ ist ein Null-Argument. Fakten bitte.
Die Frage ist doch ganz einfach: Gibt es nach dem Abbau mehr Biodiversität als vorher, oder nicht?
(Achtung: Die FRAGE ist einfach. die ANTWORT nicht.)
Gibt es diese Flechten nur hier, oder warum sind die so wichtig?
Wo wohnt die Heidelerche sonst noch im Umkreis, und wie wichtig wäre für sie ein weiteres Wohnzimmer?
Und so weiter.
Die Natur besteht mehr als aus der Blauflüglige Ödlandschrecke. Außerdem finde ich es sehr bedenklich wenn man einfach Sachen nachplappert die auf irgendwelchen Bautafel *lol* stehen. Aber fein, wenn das so ist, kann ich ja ausnutzen. Dann muss ich nur Tafeln aufstellen wo meine Handynummer steht mit dem vermerk das ich der beste und tollste bin. Dass werden die Leute dann auch einfach so glauben.
Wieso muss ein Werk gleich umziehen, nur weil sie nicht ihren willen bekommen? Ist das nicht ein wenig Kindergarten Style? Aber die Politiker scheinen ständig darauf rein zu fallen.
„nachplappern“ und „Kindergarten Style“ sind genau solche Begriffe, die in der erforderlichen Diskussion nichts verloren haben. Ich muss gestehen, dass ich die „Blauflügelige Ödlandschrecke“ bis zum Lesen der Kommentare hier nicht kannte – aber was da von Informationstafeln „nachgeplappert“ wurde, kann ich auch in der mir zur Verfügung stehenden Fachliteratur so beschrieben finden.
Warum das Werk gezwungen sein könnte, umzuziehen, liegt meines Erachtens auf der Hand: Kommen die Rohstoffe nicht mehr aus der Nähe, wird der Transport teurer, was letzlich auf das Endprodukt aufgeschlagen werden muss. Das wiederum schlägt auf die Konkurrenzfähigkeit durch.
Machen wir uns nichts vor: Selbst wenn Zapf das Siegel aufbringen würde „Sand gewonnen, ohne Flechten zu schädigen“, dann wäre dennoch kein einziger Kunde bereit, dafür einen Mehrpreis zu zahlen.
Damit sind wir wieder bei den Cree: Dem Endverbaucher ist es egal, wie sein Produkt gewonnen wird – Hauptsache, billig. Und wenn sie aus China herangekarrt werden …
@Matthias Urlichs,
Diese Weissagung ist das beste Argument schlechthin. Sie sollten mal über ihren Tellerrand schauen und dann wäre diese Prognose eines “ primitiven Urvolks “ auch für Sie verständlich. Fische gibts im Meer nur noch wenige, fragen Sie im Urlaub mal die Fischer. Flüsse sind stark belastet, da die Industrie ihre Abwässer einleitet. Die Wälder werden weltweit gerodet, siehe Regenwald, der für das globale Klima verantwortlich ist. Aber das stimmt ja alles nicht, ist nur Panikmache; Ironie aus!
Na wenn Zapf soviel Geld in grüne Projekte steckt wie er hier Gewinn abschöpft könnte man ihn doch lassen oder?
Das Thema ist nicht Diskussionswürdig! Die Natur muss seit Jahrzehnten immer mehr vor dem Mensch fliehen. Die Argumente sind an den Haaren herbeigezogen. Das Ziel ist immer das gleiche – Profit.
Es gibt so viele Entscheidungen Weltweit die man nicht beeinflussen kann. Jetzt geht es aber um unsere Region. Also ich persönlich fahre lieber durch einen grünen Wald als durch eine Sandgrube. Deshalb heißt es für mich sich gegen dieses dumme Projekt zu wehren.
@ T. Weuster: NEIN ! SO einfach kann man es sich nicht machen ! Das Thema muss sehr wohl diskutiert werden, und zwar ergebnisoffen. Nicht immer gleich mit dem Totschlag“argument“ kommen, dass die böse Industrie nur Profit machen will. Wenn Zapf Profit machen wollte, könnten die ihr Werk hier abbauen, irgendwo wieder aufbauen und ihre Produkte dennoch überall verkaufen. Ob das der Ökologie zuträglich wäre, wage ich zu bezweifeln. Ich bin sicher, dass nicht nur Sie lieber durch Wald als durch eine Sandgrube fahren. Aber wenn Sie das Projekt schon als „dumm“ abkanzeln, dann sollten Sie mal ganzheitlich darüber nachdenken, ob der Monokultur-Steckerlas-Wald, über den wir da reden, nicht auch vor Jahrzehnten eine ganz dumme Idee war und nach dem Sandabbau dort vielleicht ein echter fränkischer Mischwald entstehen kann, über den sich unsere Enkel mal mehr freuen als über dünne Gerippe, die uns unsere Vorfahren hinterlassen haben ? Wichtig: Ich habe den letzten Punkt bewusst überspitzt formuliert, weil ich kein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet „Forst“ bin. Ich bitte nur um eine ergebnisoffene Diskussion …
Das Thema ist nicht Diskusionswürdig. Natur hat immer Vorrang. Die ganze Wirtschaft ist vom Menschen erfunden. Das System in dem wir leben war nach dem zweiten Weltkrieg dienlich da Staaten wie Deutschland sehr schnell aufgebaut wurden. Mittlerweile ist es aber Menschenfeindlich, da Wirtschaftskriege geführt werden. Stellt man sich jedoch die Frage wieso eigentlich das ganze, dann kommt man schlussendlich auf den Zins, der das System voran treibt. Es ist der Zins der uns dazu drängt Profit machen zu müssen. Es ist der Zins den die Aktionäre wollen und es ist der Zins der Schulden ohne Einwirkung anwächsen lässt (Zinses-Zins Verschuldung). Ich kann das Thema hier echt nur anschneiden…leider. Damit wir den Zins bedienen können muss jedes Jahr die Wirtschaft wachsen. Das ist es ja auch was die Politiker uns ständig in den Kopf hämmern wollen – Wachstum. Und was verliert immer mehr -> die Natur. Und wofür? Für ein Immaginäres System das vom Menschen erfunden ist und jederzeit geändert werden könnte. Es gibt viele Ansätze das System des Arbeiten – Steuern zahlen – Zins bedienen auf ein faires System zu stellen. Wo eine Mutter wieder mit Respekt angesehen wird und nicht als Arbeitslose Assoziale die sich 24 Stunden am Tag „nur“ um ihre Kinder kümmert. Wo Menschen arbeiten weil sie es wollen und nicht damit sie ihre Miete bezahlen können. Wo Menschen etwas erfinden weil sie anderen Menschen helfen wollen und wo sich genau diese Produkte durchsetzen und nicht diese die am meistens Werbung erhalten. Wo Wälder nicht mehr mit dem Argument „Arbeitsplätze“ vernichtet werden.
Bis dahin muss man sich gegen alle möglichen Schäden die man dieser Welt noch antun möchte wehren.
Außerdem sei mal gesagt das man Geld nicht essen kann. Lebensmittel kann man essen, Geld nicht und Arbeitsplätze die kann man auch nicht essen.
@ T. Weuster: Aber ohne Arbeitsplatz kein Geld, ohne Geld keine Lebensmittel, ohne Lebensmittel Hunger. Und wenn Hunger, dann werden Wälder erst recht massiv abgeholzt.
Ich kann gerne über Nullwachstum diskutieren, ich kann problemlos die Leistung von Müttern respektvoll anerkennen – aber „Natur über alles“ ist eine Phrase, die das komplexe System leider nicht annähernd abbildet.
Zapf in Behringersdorfs liegt an der Bahnstrecke, so dass man auch von weiter her den Sand günstig heran transportieren könnte. An den Kosten für den Transport soll’s zudem nicht scheitern, wenn man schon etliche 100000 EURO für Gutachten und für Renaturierung ausgeben kann. Dass die übliche Arbeitsplatzkeule kommen musste, war klar, sie funktioniert ja sehr gut in Deutschland, man spielt mal wieder ganz frech und gekonnt mit den Ängsten der Menschen. Aber angesichts der 10 ha lächerlich, was passiert, wenn in ein paar Jahren die 10 ha abgebaut sind? Spätestens dann fallen die Arbeitsplätze weg. Sollte Zapf sein Werk jetzt schon verlegen müssen, fallen zwar hier Arbeitsplätze wegen einiger 1000€ Transportkosten, am neuen Standort aber entstehen sie wieder, also volkswirtschaftlich kein Schaden. Vor ein paar Jahren wollte man am Birkensee schon 30 ha abbauen, jetzt ist man bei 10 ha. Ich sehe aber die Gefahr, dass nach dem Abbau der 10 ha die Begehrlichkeiten auf die restlichen 20 ha steigen und mit Salamitaktik dann nach und nach tatsächlich auch abgebaut werden. Dann kommen die Argumente, dass das Gebiet eh schon erschlossen ist, woanders müsste man es für die Erschließung zerstören, bla ,bla, bla und die Arbeitsplätze bla bla bla. Und was die Flechten betrifft, denke ich, es gibt wesentlich weniger Standorte mit diesen Flechten als Standorte mit Quarzsand. Die Geißlach darf nicht zerstört werden für den schöden Mammon!!!!