RÖTHENBACH — Neun gefährdete Arten beherbergt das Areal in der Nähe des Birkensees, auf dem die Zapfwerke in den nächsten drei Jahrzehnten Sand abbauen wollen. Das Unternehmen hat sich auf das komplexe Genehmigungsverfahren gut vorbereitet und präsentiert viele Fakten, die für den Eingriff in den Bannwald sprechen. Naturschützer zeigen sich allerdings weiterhin skeptisch, erste Experten widersprechen.
Die Zapfwerke, die seit 1899 in Behringersdorf Kalksandsteine herstellen, haben nach eigenen Angaben mehrere hunderttausend Euro für Gutachten zur Beschaffenheit der zehn Hektar großen Geißlach ausgegeben.
Auf öffentlichen Informationsveranstaltungen – der letzte von insgesamt drei Abenden findet am Donnerstag um 18.45 Uhr im „Grünen Baum“ in Diepersdorf statt – stellt der Familienbetrieb jetzt die Resultate vor.
Folgende Tatsachen sind dabei unumstritten: Die Fläche, die nach und nach gerodet werden soll, liegt nicht nur im Bannwald und im Vogelschutzgebiet, sondern ist auch zu weiten Teilen ein gesetzlich geschütztes Biotop. Das bestätigt das Landratsamt in Lauf. Insgesamt neun gefährdete Pflanzenarten hat der von den Zapfwerken beauftragte Diplom-Biologe Jürgen Herbst in dem Kiefernwäldchen zwischen Schwaig und Diepersdorf gefunden, allen voran das seltene Silbergras, aber auch Rentierflechten, die magere Böden bevorzugen.
Rund zehn Meter hoher Sandrücken
Trotzdem will das Unternehmen den im Durchschnitt zehn Meter hohen Sandrücken abtragen. Sein wichtigstes Argument: Im näheren Umkreis gibt es keine alternative Fläche, um den Nachschub für den Standort Behringersdorf zu sichern. Insgesamt sieben Probebohrungen haben die Zapfwerke laut den Gutachten im Reichswald durchführen lassen – ohne Erfolg. Mit größerem Abstand zur Sandgrube werde der Transport ohnehin unrentabel, sagt Hannes Zapf, der geschäftsführende Gesellschafter. Bis zu 50 Arbeitsplätze in Behringersdorf seien in Gefahr.
Außerdem tritt Zapf mit dem Anspruch an, den Abbau möglichst umweltverträglich zu gestalten: Keine Grube werde entstehen, sondern eher ein offenes Tal. Einen Teilbereich werde man renaturieren, also wieder aufforsten, einen anderen Teilbereich als offene Fläche erhalten. So steige sogar die Biodiversität, also die Artenvielfalt, sagt der Firmenchef, weil hinterher mehr Vögel Brutgelegenheiten fänden. Am Kreuzstein – dem bisherigen Abbaugebiet von Zapf – habe man das bereits bewiesen. Auch das Silbergras könne in der Geißlach wieder heimisch werden, bestätigt der Biologe.
Die Badenden am Birkensee seien von dem Eingriff in den Wald ebenfalls kaum betroffen, so Zapf. Etwa 100 Meter Abstand will er zu dem Fußweg einhalten, der zu dem Gewässer führt. Rund 20 Lastwagenladungen Quarzsand am Tag würden abtransportiert, die Zufahrt liege abseits des Parkplatzes für Badegäste.
Die Qualität und damit die Aussagekraft der Gutachten lässt sich für Laien nur schwer beurteilen, zumal sich die zuständigen Behörden in diesem Punkt bisher in Schweigen hüllen.
Landratsamt will Verfahren nicht vorgreifen
Nach der Bedeutung der Geißlach gefragt, teilen die Naturschutzexperten im Landratsamt nur mit, dass sie dem laufenden Planfeststellungsverfahren – das wahrscheinlich Monate dauern wird – nicht vorgreifen wollen. In dessen Rahmen werden auch sie angehört, ebenso wie die benachbarten Kommunen und der Bund Naturschutz. Dessen Landesbeauftragter hatte die Pläne zuletzt scharf kritisiert. Natürlich, so Richard Mergner im Gespräch, könne man Ersatzbiotope schaffen, „aber erst einmal geht doch Wald und gehen Lebensräume verloren“.
Das Bergamt Nordbayern, das über die Genehmigung entscheidet, zieht sich genauso auf Formalitäten zurück. „Das Beteiligungsverfahren ist erst vor einigen Tagen eingeleitet worden. Stellungnahmen sind daher noch nicht eingegangen“, schreibt die Pressesprecherin in einer E-Mail. Wissen wollte die Pegnitz-Zeitung allerdings, wie die Reaktion auf die von Mergner öffentlich vorgebrachten Einwände aussieht.
Bund Naturschutz sieht Pläne kritisch
Christiane Matern von der Kreisgruppe des Bund Naturschutz will die Unterlagen der Zapfwerke in den kommenden Tagen studieren und dann detailliert dazu Position beziehen. Vorerst stehe sie den Plänen aber „sehr kritisch“ gegenüber. Laut Matern sei Artenvielfalt nicht unbedingt ein entscheidendes Kriterium. Wichtig sei, dass spezialisierte Arten wie etwa die Flechten nicht ihren Lebensraum verlören.
Dem stimmt auch der Diplom-Biologe Gerhard Brunner aus Schwabach zu. Ihm zufolge gibt es in ganz Bayern nur zwei oder drei Gebiete, in denen ähnliche Lebensräume existieren, „danach erst wieder in der norddeutschen Tiefebene“. Vor zwei Jahrzehnten hat Brunner die Flechten-Kiefernwälder rund um Nürnberg kartiert. Rund 80 Prozent davon seien inzwischen verschwunden. Dabei sei dieser Biotoptyp eigentlich „europaweit per se geschützt“.
Brunner betont auch, dass es derzeit noch keine Untersuchungen dazu gebe, wie ähnliche Wälder neu entstehen können, etwa nach dem Rohstoffabbau: „Einen Sandmagerrasen können sie leichter anlegen als einen Flechten-Kiefernwald. Aber das ist halt ein anderer Lebensraum.“
Wieso noch solche Entscheidungen prüfen. Einfach den gesamten drecks Wald einreißen. Dumme Eichhörnchen können auch auf den paar Bäumchen an Autobahnrastplätzen wohnen. Na und sterben eben ein paar Spechte aus und das Vogel gezwitschere stört doch sowieso nur das idyllische Autobahnbrummen.
Recht hat Herr Weuster. Und dann kann man vielleicht auch endlich wieder mit der Karre bis zum See fahren u. muss sein Grillgschlamp nicht mehr so weit schleppen.
Dass sich viel nicht um Landschaftsschutzgebiete scheren, ist hinläglich bekannt. Aber bisher ging ich immer davon aus, dass ein Bannwald noch einmal eine wesentlich höhere Schutzwürdigkeit darstellt.
Es kann nicht sein, dass Flächen unter Schutz gestellt werden und im Zweifelsfall das Totschlagargument „Verlust der Arbeitsplätze“ höher bewertet wird.
Beides ist gleich wichtig. Die beiden Interessen gegeneinander auszuspielen ist unverantwortlich!
Der Wald muß bleiben !!!!!!!!!!!!!!!!1
Kann Herrn Weuster und Klammer nur zustimmen! Und wenn dann die sowieso unschön grün schimmernde oberste Biotopschicht samt Wald endlich weg ist, kann man nach dem Grillen die ganzen leeren Bierdosen, Flaschen, Plastikverpackungen und Essensreste schön einfach im Sand verbuddeln. Dann liegt das ganze Gelumpe nicht so offen rum wie vorher im Wald… also weg mit Fauna und Flora – stört eh nur den Freizeitspass und Wirtschaftsinteressen…
Ich finde es jammerschade, dass dieser wohltuend sachliche Artikel der Pegnitz-Zeitung mit einer Ausnahme so jämmerlich unsachliche Kommentare erntet. Dazu ist das Thema viel zu ernst. Und, wie Herr Dobbert treffend schreibt, „beides ist gleich wichtig“ – also Verpflichtung für alle Beteiligten, eine Lösung zu finden, die allen Gegebenheiten so weit wie möglich Rechnung trägt.
Das mit den Abbau der 50 Arbeitsplätze halte ich für eine Finte. Zapf hat insgesamt nur 110 MA.
Das sich das Landratsamt in Schweigen hüllt ist für mich ein Indiz das die wahrscheinlich rechtlich nix dagegen machen können oder wollen.
Es ist leider schade das solche Oasen vor nichts sicher sind. Wenn es darauf ankommt zählt eben nur das Mammon.
Ernstes Thema? Lächerlich! Die Natur ist mit nichts zu vergleichen, schon gar nicht mit Arbeitsplätzen!! Das haben leider viel zu wenig begriffen. Ein kurzer Blick auf Google Maps und man sieht wie viel noch vom Regenwald übrig geblieben ist. Meine Kinder werden den Regenwald nur noch von Fotos kennen lernen bzw. von alten Satellitenaufnahmen. Soviel zum Thema abwägen. Und solche Leute rufen zum ernsthaften Diskutieren auf – lachhaft.
Ist das wirklich das letzte Sandvorkommen in ganz Franken?
Es muß doch noch Alternativen geben.
@ T. Weuster: Sorry, aber mit Ihrer Polterei kommen wir keinen Schritt weiter. Was im Regenwald geschieht, ist in mehrerlei Hinsicht unverzeihlich, ist aber hier mangels direkter Vergleichbarkeit nur das Bedienen von Klischees. Wir reden hier erstens nicht über riesige Flächen Regenwald, sondern über eine überschaubare Fläche relativer Monokultur, die unter Fachleuten ohnehin nicht unumstritten ist. Zweitens haben wir in D glücklicherweise Verordnungen, die – wenn sie befolgt werden (wofür ich mich einsetze) – Ausgleich vorsehen. Wohl wissend, dass in einer Übergangszeit böse Wunden in der Natur entstehen. Und drittens, auch wenn Sie jetzt gleich wieder explodieren werden: Wenn Sie oder Ihre Kinder beim Antragsteller arbeiten würden, würden Sie dann auch so aggressiv argumentieren ? Nochmal: Ich bin traurig über jeden Baum, der fällt, bin dankbar für jede Tierart, engagiere mich nicht ohne Grund im Bereich Umweltschutz ganz aktiv. Aber ich bemühe mich wenigstens, den Argumenten beider Seiten zu folgen, ohne andere als „lächerlich“ zu bezeichnen. Gut gefällt mir dabei die Frage von Herrn Krawuttke – ob es nicht ortsnah doch noch Alternativen gibt.