Ausstellung in Happurg – TV-Übertragung der Gedenkstunde

KZ-Gedenken: Eröffnung der „Blackbox“ in Hersbruck

In Happurg wurde gestern an der Dokumentationsstätte für das Doggerwerk noch gewerkelt. Foto: J. Ruppert2016/01/6957490.jpg

HERSBRUCK/HAPPURG – Vittore Bocchetta berichtet von seinem Leid als KZ-Häftling, CSU-Politikerin Barbara Stamm hält die Hauptrede, das Fernsehen sendet live: Kommenden Montag erinnern Landtag und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten an die Opfer des Nationalsozialismus und zwar in Hersbruck. Die Citta Slow ist bewusst gewählt worden: Denn vor der Feierstunde wird nun der KZ-Dokumentationsort Hersbruck/Happurg eingeweiht.

Das offizielle Programm in der neuen Hersbrucker Mehrzweckhalle im Schulzentrum beginnt um 12 Uhr. Allerdings nur für die geladenen Gäste. Immerhin aber überträgt der Bayerische Rundfunk die Veranstaltung zeitgleich im dritten TV-Programm. Ein Filmbeitrag zeigt den neuen tiefschwarzen Kubus zwischen Hersbrucker Strudelbad und Finanzamt. Die begehbare Skulptur – bewusst als Störfaktor dorthin gesetzt, visualisiert mittels Technik das dunkelste Kapitel der Stadt.

Bekanntlich befand sich an der Stelle von Juli 1944 bis April 1945 die zweitgrößte Außenstelle des Konzentrationslagers Flossenbürg mit insgesamt rund 9000 Insassen. Die selbst für KZ hohe Opferzahl beweist das Ausmaß des Schreckens: Über 4000 Häftlinge ließen ihr Leben. Experten haben nun 90 Schicksale aufgearbeitet. Diese Biografien dokumentieren viel eindringlicher als bloße Daten das Grauen des Ortes und sollen den Jüngeren die fehlenden Zeitzeugen und Spuren ersetzen.

Der Kubus ist auf die Houbirg ausgerichtet. Dort liegt das Stollensystem „Doggerwerk“, eine geplante unterirdische Flugzeugmotorenfabrik, die die KZ-Insassen in den Berg hineintreiben mussten. Im Beitrag des BR ist die neu geschaffene Plattform beim Happurger Kriegerdenkmal zu sehen, auf der Stelen, Vitrinen und Audiostationen über den Vernichtungscharakter dieser NS-Großbaustelle informieren.

Wegen der untrennbaren Vergangenheit von Lager und Doggerwerk ist von einem „Dokumentationsort“ die Rede. Die Verbindung zwischen beiden Installationen stellt eine Sichtachse her.

Den Gedenkakt in der Mehrzweckhalle gestalten Jugendliche aus den Hersbrucker Schulen mit. Den Anfang macht die Band der Grete-Schickedanz-Mittelschule. Dann folgt die Begrüßung durch Bürgermeister Robert Ilg. Die Gedenkworte sprechen Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Karl Freller in seiner Eigenschaft als Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Weitere Beiträge kommen vom Hersbrucker Förderzentrum, der Realschule (Band, Chor) und der Geschichtswerkstatt des Gymnasiums.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle, Hersbrucks Ehrenbürger, der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein, etwa 30 Landtagsabgeordnete und viele Mandatsträger vom Landkreis und aus den heimischen Gemeinden haben ihr Kommen zugesagt. Wegen ihrer großen Verdienste in Sachen Geschichtsaufarbeitung gehören auch Mitglieder des Dokuvereins KZ Hersbruck zu den ausgewählten Gästen.

Die Öffentlichkeit ist am Montag nicht eingeladen. Dies wird am Donnerstag, 18. Februar bei einer zweiten Einweihung nachgeholt: um 16 Uhr in Happurg, um 17 Uhr am Hersbrucker Kubus und um 19 Uhr in der Aula des Paul-Pfinzing-Gymnasiums mit Jörg Skriebeleit (Leiter Gedenkstätte KZ Flossenbürg), Ulrich Fritz (Stiftung Bayerische Gedenkstätten) und Matthias Rittner (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg).

Die Happurger Plattform wird immer zugänglich sein, die Hersbrucker Skulptur täglich zwischen 10 und 18 Uhr. Wer mehr wissen möchte, den lädt die Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg jeden ersten und dritten Sonntag im Monat jeweils um 14 Uhr zu öffentlichen, kostenlosen Führungen zum Kubus ein. Für Schulklassen bietet Lehrerin Barbara Raub vom Hersbrucker Gymnasium ein pädagogisches Begleitprogramm, wobei auch ein Raum im PPG zur Verfügung steht.

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